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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5
Autoren: Jilliane Hoffman
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Versprechungen wahr machen konnte. Dann würden weitere Berufungen beantragt werden. Es würde weitere Deals geben. Er hatte es schon einmal geschafft. Er hatte schon einmal einen neuen Prozess erstritten. Und wenn der korrupte Oberste Landesrichter nicht gewesen wäre, dann hätte er ihn auch bekommen. C. J. war klar, dass er die zweite Runde sehr wohl für sich entscheiden konnte. Außerdem hatten die Informationen, die er über diesen Snuff-Club und seine einflussreichen Mitglieder besaß, schon einmal gereicht, ihm Freiheit zu erkaufen. Dazu würden sie auch wieder reichen, trotz seiner Flucht. Ihre alten Kollegen von der Staatsanwaltschaft hatten ihre Seele schon einmal verkauft. Und wenn es darum ging, einen international operierenden Snuff-Club zu sprengen, würden sie das erneut tun. Bantlings Kooperation würde ihm mindestens eine enorme Verringerung des Strafmaßes einbringen. Sie würde ihn für immer aus der Todeszelle führen, in eine andere Haftanstalt, wo er dann die Tage zählen konnte, bis er wieder auf freien Fuß kam. Und sobald er draußen war, würde er sie weiter jagen, wie ein gut programmierter Terminator. Er würde nicht nachlassen, bis sie tot war.
    Ein Dutzend unterschiedlicher Szenen flimmerte ihr durch den verwirrten Kopf. Und alle führten sie zum selben Ergebnis. Sie würde niemals in Sicherheit sein. Sie würde niemals ein normales Leben führen können.
    Sie fuhr schneller und sah die Scheinwerfer wieder hinter sich verschwinden. Dann kam ihr ein unheimlicher Gedanke. Was, wenn er nun einen Peilsender an ihrem Wagen angebracht hatte? Was, wenn er sie hier wie eine gesengte Sau bis nach Kanada brettern ließ, während er gemächlich hinterherzuckelte, weil er ihr gar nicht auf den Fersen bleiben musste? Er konnte sich einfach zurücklehnen und dem Blinken folgen wie den gelben Steinen aus dem Zauberer von Oz , bis zum nächsten Ort, wo sie Station machte. Vielleicht war das der Grund, warum der Wagen hinter ihr nicht beschleunigte.
    Sie bog auf die Kinevan Road ab, eine abgelegene, einspurige Asphaltstraße, die mitten in den dichten Los Padres National Forest hineinführte. Ein Stück weiter mündete die Straße auf den westlichen Camino Cielo, der parallel zu einem Höhenpfad durch die Santa Ynez Mountains verlief. Nach gut zwei Kilometern war das asphaltierte Straßenstück zu Ende, und die Straße bestand nur noch aus Schotter und Staub, dann aus Staub und Unterholz. Auf ihren Wanderungen zum Brush Peak war C. J. mit Luna oft auf den Nebenpfaden des Camino Cielo unterwegs gewesen. Hier draußen traf man nichts und niemanden. Es war ein gottverlassenes Niemandsland. Nach allem, was sie in ihrem Beruf erlebte, hatte C. J. sich auf diesen Wegen oft gefragt, welche Geheimnisse das dichte, unnachgiebige Unterholz tief zwischen den Bäumen wohl verbarg. Sie schaltete die Scheinwerfer aus und hielt an.
    Es war an der Zeit, die Flucht zu beenden.
    Sie stieg aus dem Wagen und öffnete rasch die Motorhaube. Mit einer Taschenlampe leuchtete sie den Motor ab, konnte aber nichts erkennen. Falls er da etwas eingebaut hatte, war es für sie nicht von einer Einspritzpumpe zu unterscheiden.
    Angst pulsierte in ihren Adern. Die Bergluft war schneidend und kalt. Sie klappte ihr Handy auf. Kein Netz. Sie war ganz allein.
    Langsam umrundete sie den Wagen und starrte in die Dunkelheit hinaus. Was zum Teufel machte sie hier? Da stand sie, kilometerweit weg von allem und jedem, auf dem Gipfel eines stockdunklen Berges und wartete darauf, dass ein Raubtier in Menschengestalt sie erlegte wie ein verwundetes Beutetier. Ihre Gedanken überschlugen sich erneut. Sie konnte einfach nicht …
    Steig wieder ins Auto. Fahr zurück in die Zivilisation. Ruf Dominick an. Bleib an einem hell erleuchteten Ort, bis er kommt und dich rettet. Tauch unter. Leg dir eine neue Identität zu. Fang ein neues Leben an. Waschen, ausspülen und noch mal von vorn.
    Weiter entfernt im Unterholz und in der Schlucht unter sich hörte sie das Heulen des Windes und die ungewohnten Laute der Wildtiere: ein heiseres Zirpen, das Rascheln einer Eidechse oder einer Schlange, ein Waschbär oder ein Stinktier, die irgendwo entlanghuschten. Aber vielleicht war es auch etwas sehr viel Größeres.
    Nur keine Panik, ganz gleich, was du tust , ermahnte sie sich. Sie zitterte vor Kälte und schob die Hände tief in die Jackentaschen. Dafür ist es jetzt viel zu spät. Du bist schon mittendrin. Du bist hier oben. Er hat dich verfolgt. Bis zu
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