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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5
Autoren: Jilliane Hoffman
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diesem Punkt. Du musst sein Spiel durchkreuzen. Denk nach! Denk nach!
    Wenn er sie wirklich verfolgte, dann hatte er dafür sicher eine schlichte, einfache Methode gewählt. Einen Magnetsender.
    Sie blieb stehen. Hier oben verlor sie noch den Verstand. Es war viel zu dunkel. Noch hatte sie Zeit. Sie würde die Scheinwerfer mindestens zwei, drei Kilometer im Voraus sehen, wenn der Wagen den Berg hochkam. Er konnte unmöglich im Dunkeln hierherauf fahren.
    Sie legte sich auf den Boden und krabbelte unter den Jeep.

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    D er Strahl ihrer Taschenlampe erfasste die kleine, silbrige Beule an der Unterseite der vorderen Stoßstange sofort. Ein rotes Licht verriet den Sender. Sie hatte recht gehabt: Er hatte ihn einfach dort befestigt.
    Und sie nahm ihn einfach wieder ab – und schlug ihn mit dem Griff ihrer Taschenlampe in tausend Stücke.
    Als sie gerade wieder unter dem Wagen hervorkommen wollte, ließ ein leises, scheinbar weit entferntes Knirschen von Kies sie plötzlich erstarren. Hatte sie das wirklich gehört? Oder war es nur der Wind in den Bäumen? Ein Tier vielleicht? Leise legte C. J. sich wieder ganz auf den Boden und lauschte mit angehaltenem Atem. Ein regelmäßiges Knirschen, leise, aber doch bestimmt. Schritte, eindeutig. Irgendetwas oder irgendwer kam da näher, und es handelte sich nicht um eine Schlange oder Eidechse. Das war ein Wesen mit Beinen. Die Frage war nur, ob es sich um ein Reh oder ein Wildschwein handelte? War es ein Bär oder ein Berglöwe?
    Oder vielleicht doch ein Mensch?
    Schwarzbären gab es in Los Padres überall. Und einen Bären – oder schlimmer noch: einen Berglöwen – aufzuschrecken, war sicher keine allzu gute Idee. C. J.s Blick suchte die Unterseite des Wagens ab. Es war viel zu dunkel, um etwas zu erkennen, und sie traute sich nicht, die Taschenlampe einzuschalten.
    Sie atmete flach und lauschte angestrengt. Der eigene Herzschlag klang ihr wie Donnern in den Ohren. Die Zeit schien stillzustehen.
    Dann hörte das Knirschen auf.
    Sie lag unter dem Wagen, ihr Blick schoss hektisch umher, und sie wusste nicht, was sie tun sollte. In dieser Position wollte sie keinesfalls überrascht werden. Der Peilsender war zwar beseitigt, aber falls er gesehen hatte, wo sie abbog, kam er vielleicht gerade die Passstraße entlang und den Bergrücken herauf. Allzu viele Abzweigungen gab es auf der 154 nicht; es war also nicht schwierig zu erraten, wohin sie gefahren war. Wenn er nicht schon knirschenden Schrittes näher kam, würde er doch bald hier sein, und dann wollte sie aufrecht stehen. Aber wenn sie jetzt unter dem Wagen hervorkroch und sich Auge in Auge mit einem Bären wiederfand, würde die Sache auch kein schönes Ende nehmen.
    Denk nach, verdammt noch mal! Du bist klüger als er. Er darf nicht gewinnen. Er wird nicht gewinnen. Diesmal gewinnst du.
    Mit einer Hand hielt sie sich an der Stoßstange fest, mit der anderen griff sie in die Innentasche ihrer Jacke. Sie spürte den kalten Griff der Pistole. Mit zitternder Hand zog sie sie hervor.
    Und während die fremden Schritte näher kamen, betete sie um Kraft.

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    A ll ihre Sinne waren bis zum Zerreißen gespannt. Angestrengt versuchte sie zu bestimmen, woher genau die Schritte kamen. Der Wind ging jetzt heftiger, verwehte und vermischte die Geräusche. Er führte ihr erschöpftes Hirn in die Irre. Pfiff sie an. Heulte. Jaulte. Ganz nah. Und dann wieder weiter weg. Erst links, dann rechts, dann rundherum. Und trotzdem konnte sie absolut nichts sehen. Es war stockdunkel. Ohne Taschenlampe konnte sie nicht erkennen, ob das Bein, das vielleicht schon direkt vor ihrer Nase stand, von Fell bedeckt war oder in einem Turnschuh steckte. Und sie wagte es nicht, die Taschenlampe einzuschalten.
    Es lief alles ganz falsch. Völlig falsch. Da hatte sie endlich den Mut aufgebracht, das Unvermeidliche zu tun, und nun entglitt es ihr vollkommen. Schweiß lief ihr über die Stirn, den Hals hinunter, zog seine kalte Bahn über ihren Rücken. Ob das Wesen da draußen im Dunkeln ihre Angst riechen konnte? Ihr Herz klopfte so laut, dass sie es selber hörte. Vielleicht hörte er es ja auch. Vielleicht folgte er einfach nur dem Klopfen dieses verräterischen Herzens bis zu ihr. Ihre Hände waren feucht von Schweiß. Mit einem Quietschen, das ihr wie ein Trompetenstoß in den Ohren klang, rutschten sie von der Stoßstange ab.
    Sie hielt den Atem an.
    Dann sah sie den Lichtstrahl, der durch die Dunkelheit wanderte. Die Schritte gehörten also zu einem
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