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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5
Autoren: Jilliane Hoffman
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Menschen. Er suchte da draußen nach ihr.
    Plötzlich wurde sie von gleißendem Licht geblendet. Er hatte sich hingehockt und mit der Taschenlampe unter den Wagen geleuchtet.
    «Hab ich dich!», flüsterte er, als das Licht ihr Gesicht traf.
    Mit einer behandschuhten Hand griff er nach ihr und packte sie am Haar. Der Schmerz fuhr ihr durch den gesamten Schädel. Langsam zerrte er sie unter dem Wagen hervor.
    In dem Moment schoss plötzlich Luna auf dem Rücksitz in die Höhe, bellte und scharrte wie tollwütig am verschlossenen Fenster.
    Erschrocken schaute Bantling hoch und setzte sich auf die Fersen. Das war C. J.s Chance. Die einzige Chance, die sie hatte.
    Sie brachte den roten Laserstrahl in Anschlag und zielte dem Scheißkerl mitten in die Brust.

63
    W enn das Projektil trifft, fallen die um wie ’n Sack Kartoffeln», hatte der Streifenpolizist ihr damals erklärt. «Funktioniert immer, es sei denn, einer ist auf Speed. Dann müssen Sie ihm noch ein paar Schocks verpassen. Sie müssen nur aufpassen, dass er keinen Herzstillstand kriegt. Letztes Jahr haben wir gleich zwei so verloren. Und dann geht’s natürlich los mit den Klagen.»
    Die lila-weißen Elektroimpulse schossen aus dem Taser und zuckten durch die dunkle Nacht wie die Blitze, die Frankensteins Monster zum Leben erweckten.
    Doch diesmal erledigten sie ein ganz reales Monster. Warfen es um, sodass es auf den nackten Boden krachte. Genau wie ein armseliger Sack Kartoffeln. Fünfzigtausend Volt hatten Bill Bantling einfach ausgeschaltet, seine nervlichen und motorischen Funktionen außer Kraft gesetzt und seine Muskulatur unbeweglich gemacht. Er lag da und konnte nicht einmal mehr den kleinen Finger rühren. Er konnte nur noch stöhnen.
    C. J. kroch unter dem Wagen hervor und sah sich um. Nichts. Kein Auto. Kein Bär. Kein Berglöwe. Absolut nichts.
    Die Taser-Website warnte, dass kräftige, aggressive Personen sich eventuell schon nach dreißig Sekunden wieder erholten. Zivilisten sollten diese kostbare Zeitspanne dafür nutzen, dem Angreifer zu entfliehen.
    Doch C. J. hatte andere Pläne.
    Er lag auf dem Rücken vor ihr, trug einen schwarzen Trainingsanzug und eine Clownsmaske über dem Kopf. Die beiden kleinen Sonden mit dem inaktiven, komprimierten Stickstoff hatten sich ihm tief in die Haut gegraben. Die eine hatte den Sweatshirtstoff der Jacke durchschlagen und saß gleich unterhalb des Halses, die andere in der Schulter. Sie konnten bis zu fünf Zentimeter dicke Kleidung durchdringen. Neben Bantling sah C. J. das lange, silberne Messer, das er wohl fallen gelassen hatte. Sie kickte es mit dem Fuß weg. Als er langsam wieder zuckte, drückte sie noch einmal ab. Ein weiterer hell leuchtender Stromstoß schoss im Zickzack durch die Nacht. Und Bantling blieb liegen. Genau so, wie es die vielen Polizisten, die Elektroschockwaffen einsetzten und hinterher im Gerichtssaal darüber aussagten, beschrieben hatten.
    Die Sonden waren an einem viereinhalb Meter langen, isolierten Stromkabel befestigt, sodass sie sich gut damit bewegen konnte. Sie öffnete die Autotür, streichelte der aufgeregten und immer noch laut bellenden Luna den Kopf und holte den Rucksack heraus. «Alles in Ordnung, Mädchen», sagte sie leise, und ihre Stimme zitterte dabei genauso wie ihr ganzer Körper. Mit dem Jackenärmel wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Ihr Rücken war ganz nass, und sie fröstelte im kalten Wind. Sie fühlte sich körperlich ausgelaugt, als hätte sie einen Marathon hinter sich. Aber sie musste gleich zu einem weiteren starten. «Mir geht’s gut, Mädchen, mir geht’s gut.» Und damit schloss sie die Autotür wieder, bevor die Akita-Hündin herausspringen und den bewegungsunfähigen Clown in Stücke reißen konnte.
    Sie meinte, seine Hand zucken zu sehen, und drückte erneut den Abzug. Und er blieb liegen.
    Ihre Taschenlampe beleuchtete die jämmerliche Gestalt im Jogginganzug, mit der billigen Clownsmaske. Es war nicht die Maske, die er getragen hatte, als er sie damals vergewaltigte. Die hatte sie schon vor langer Zeit verbrannt, nachdem sie sie in einer Asservatenkiste voller Gegenstände gefunden hatte. Gegenstände, die im Rahmen der Cupido-Ermittlungen in seinem Haus sichergestellt worden waren. C. J. erinnerte sich an jede Einzelheit dieses Gesichts; es hatte eher ausgesehen wie Bozo der Clown, nicht so sehr wie der sadistische Pennywise aus Stephen Kings Es . Sie sah es jede Nacht in ihren Albträumen.
    Mit der Maske, die er jetzt
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