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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5
Autoren: Jilliane Hoffman
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hieß er. Und obwohl Gabby sich einzureden versuchte, dass dieser Mr. Auf-der-Suche-nach-einem-lukrativen-Job-als-Elektroingenieur nicht der einzige Grund war, weshalb sie den Mädels für heute Abend das Jezebels vorgeschlagen hatte, musste sie doch zugeben, dass er eine gewisse Rolle gespielt hatte. Aber dass sie so leicht zu durchschauen war, hätte sie nicht gedacht. Sie verdrehte die Augen. «Bloß nicht. Ich bitte euch. Ich warte nicht auf den.»
    «Wie du meinst … darf ich dann?», antwortete Daisy lachend und nahm den Schal wieder ab, der perfekt zu dem schönen Trenchcoat und den schicken Stiefeletten von Alice & Olivia passte. Alles an Daisy war immer perfekt. Der niedliche Name, die Kleider, Größe 34, die schokoladenbraunen Locken, die ihr bis zum Po gingen, der dunkle spanische Teint, die verführerischen nussbraunen Augen. «Der war so was von süß! Ein bisschen zu jung, aber in dem Alter kannst du ihnen noch was beibringen, weißt du.» Sie seufzte. «Und die können immer. Dreimal hintereinander, wenn du Glück hast.»
    «Du bist unmöglich», schimpfte Hannah.
    Gabby zeigte auf den Platz neben sich. «Tu dir keinen Zwang an, Chica.» Aber sie meinte es nicht ehrlich. Heimlich hoffte sie, Daisy würde endlich gehen. Und hatte natürlich ein superschlechtes Gewissen deswegen. Seit dem ersten Tag am College, als das Schicksal sie in dem überfüllten Wohnheim der University of Buffalo zusammengeworfen hatte, waren Hannah und Daisy ihre besten Freundinnen. Und über all die Jahre waren sie Freundinnen geblieben, zehn Jahre mit Beziehungen, Trennungen, miesen Chefs, Familienproblemen, Krankheiten, Therapien, Umzügen in andere Staaten und wieder zurück, und all das natürlich begleitet von Dramatik und Ängsten. Doch es sah so aus, als bekäme Daisy die meisten Beziehungen und Trennungen, am meisten Drama ab. Daisys ungebrochene Beliebtheit hatte Gabby eigentlich nie gestört, aber seit einem Jahr hatte sie selbst derartiges Pech bei Männern, dass schon ein Date so unerreichbar schien wie ein Sechser im Lotto.
    Früher im College, als alle drei süß und unzertrennlich gewesen waren, hatte man sie als die «Drei Engel für Charlie» gekannt. Hannah war die Schlaue, Gabby die Witzige und Daisy die Hübsche. Und heute, fast sieben Jahre nachdem die Engel offiziell zu Erwachsenen erklärt worden waren, hafteten diese Etiketten immer noch an ihnen. Allerdings bedeutete es kein Kompliment mehr, die Witzige zu sein. Das war natürlich einzig und allein Gabbys Komplex. Daisy war immer noch dieselbe tolle Freundin, die sie immer gewesen war. Aber der spaßige, wilde Sex-and-the-City- Lifestyle, zu dem sie ihr Leben gern stilisiert hatten, sollte eigentlich irgendwann zu Ende sein – wenn jede sich einen hochkarätigen Ehemann angelte und ein paar entzückende Babys bekam, die miteinander im Wohnzimmer eines schicken Apartments spielten, während die Mamis mit ihren Latte macchiatos in der Küche saßen und quatschten. Phase II, wie Gabby es nannte, sollte eigentlich vor dem dreißigsten Geburtstag beginnen. Oder zumindest in Gang kommen, was bedeutete, eine ernste Beziehung und möglichst einen Verlobungsring am Finger zu haben. Aber nicht umsonst lautete das Sprichwort: Leben ist, was einem passiert, wenn man gerade andere Pläne macht. Daran erinnerte Gabbys Mutter sie gern. Die Schlaue hatte überraschend als Erste die Schablone gesprengt, indem sie eine ernsthafte Beziehung einging. Die Hübsche holte immer noch von einer Vielzahl von Verehrern eine Vielzahl von Angeboten ein und hatte es nicht eilig, sich auf irgendetwas oder irgendjemanden festzulegen. Und die Witzige … nun, sie war noch «auf der Suche», wie Mrs. Vechio ihren Freundinnen mit leisem Seufzen erzählte, wenn die fragten, warum die kleine Gabriella denn immer noch nicht unter der Haube sei. Der Dreißigste kam mit Riesenschritten auf sie zu, und von Mr. Perfect fehlte jede Spur. Eine Beziehung mit Jeff, dem zukünftigen Ingenieur, konnte sie sich genauso gut vorstellen wie ein Dirty Dancing mit dem Muskelmann. Aber traurigerweise interessierte sich einfach niemand für die witzige Steuerberaterin, wenn auf dem Barhocker daneben die umwerfende Stylistin einer Modezeitschrift saß und ihr strahlendes Lächeln und ihren makellosen Körper zur Schau stellte.
    «Ich würde bleiben, das kannst du mir glauben. Wenn ich nicht morgen früh um fünf zur Arbeit müsste», gab Daisy zurück. «Das Shooting soll vorbereitet werden, bevor die
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