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0796 - Luzifer

0796 - Luzifer

Titel: 0796 - Luzifer
Autoren: Achim Mehnert
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Von Hölle zu Hölle
    Stygia faltete ihre Flügel und ließ sich majestätisch auf dem Knochenthron nieder. Nicht einmal LUZIFERS Ministerpräsident konnte ihr den streitig machen. Auch wenn sie ihn beinahe kampflos bekommen hatte, musste es Calderone klar sein, dass sie ihn bis zum letzten Atemzug verteidigen würde.
    »Was willst du?«, fragte sie mit gespielter Langeweile, während sie sich demonstrativ abwandte und ihren verschüchterten Höllengeschöpfen zusah. Sie hatten ein feines Gespür und witterten, dass der Ministerpräsident guter Laune war.
    Und gerade dann machte er sich gern mal einen Spaß daraus, einer niederen Kreatur den Garaus zu machen. Deshalb zogen sie sich hinter den knöchernen Thron zurück und duckten sich in den vermeintlichen Schutz der in ewigem Feuer lodernden Wände, die den Thronsaal begrenzten. Im verwirrenden Spiel von Licht und Feuer kauerten sie schweigend wie Opferlämmer, die instinktiv versuchten, sich unsichtbar zu machen.
    »Erinnerst du dich an unser letztes Gespräch?«, fragte Rico Calderone. Er hatte die erste der wenigen Stufen erreicht, die zum Thron empor führten, und blieb davor stehen. Die Fürstin der Finsternis, die sich durch seine unmittelbare Nähe gereizt fühlte, ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Natürlich erinnere ich mich.«
    Nicht für eine Sekunde hatte sie vergessen, dass er drauf und dran war, sie durch seine Naivität mit in den Untergang zu reißen.
    Dass ein Konzil der ranghöchsten Dämonen den Ministerpräsidenten beauftragt hatte, einen Beweis für die Existenz oder Nichtexistenz LUZIFERS zu finden, war ganz in ihrem Sinne gewesen. Wie manch andere hatte sie insgeheim darauf gehofft, dass ihn ein solcher Vorstoß den Kopf kosten würde. Als ehemaliger Mensch, der erst vor kurzem zum Dämon geworden war, hatte er keinen allzu guten Stand in den Kreisen der Schwarzen Familie und sah sich mehr als jeder Ministerpräsident zuvor der allgemeinen Kritik ausgesetzt.
    Doch Stygia hatte sich zu früh gefreut, denn er hatte den Spieß umgedreht und darauf bestanden, dass sie ihn begleitete. Ein eigenmächtiger Vorstoß hinter die Flammenwand, wo LUZIFER angeblich in seiner höllischen Dreieinigkeit wartete, konnte auch ihren Tod bedeuten.
    Für gewöhnlich wartete man, bis LUZIFER rief…
    »Dann hast du auch einen Vorschlag, wie wir dieses Problem lösen?«, drängte sich Calderones Stimme in ihre Gedanken. »Lange genug Zeit zum Nachdenken hattest du ja.«
    »Ich hätte überhaupt kein Problem, wenn du nicht…«
    »Sieh mich an, wenn ich mit dir rede!«, herrschte Calderone sie an. Er scheuchte die niederen Höllenkreaturen aus dem Thronsaal, die bereitwillig verschwanden, weil sie auf diese Weise unbeschadet davonkamen.
    »Was erlaubst du dir?« Stygia stieß einen stummen Fluch aus, während sie ruckartig herumfuhr und ihr gehörntes Haupt angriffslustig senkte. Vorwurfsvolles Feuer brannte in ihren Augen, als sie ihren Besucher betrachtete, aber schon im nächsten Moment hatte sie sich wieder unter Kontrolle.
    Calderones einzige Reaktion war ein diabolisches Lächeln, das bedrohlicher war als jedes Wort. »Ich habe dir eine Frage gestellt, und ich erwarte eine Antwort.«
    »Die Audienzen häuften sich in letzter Zeit«, wehrte Stygia ab und fügte spöttisch hinzu: »Ich hatte andere Dinge im Kopf, als mich auch noch um dein Problem kümmern zu können.«
    »Mit anderen Worten, dir ist nichts eingefallen.« Astardis’ Nachfolger trat vom Knochenthron zurück. »Das hatte ich auch nicht anders erwartet.«
    Argwöhnisch verfolgte Stygia jede seiner Bewegungen. In der mönchsartigen Kutte, die in letzter Zeit zu seinem Markenzeichen geworden war, wirkte er beinahe lächerlich, aber von dieser Äußerlichkeit ließ sie sich nicht blenden. Der Emporkömmling war ein ehrgeiziger Bastard, und er war gefährlich. Unter der Kleidung trug er stets seine Spezialwaffe bei sich, eine Pistole mit einer ganz besonderen Munition, die in der Lage war, jeden Dämon zu vernichten.
    Unwillkürlich erwartete die Fürstin der Finsternis, dass er sie hervorzog und auf sie anlegte. Ihm war alles zuzutrauen. Doch als er sich umdrehte, hielt er die Arme vor der Brust verschränkt.
    Ohne sich etwas von ihren düsteren Ahnungen anmerken zu lassen, nahm Stygia den Faden wieder auf. »Also kommst du, um mir eine deiner glänzenden Ideen zu unterbreiten.«
    »Sei nicht so herablassend. Du weißt genau, dass wir nicht so einfach hinter die Flammenwand gehen können. Jedenfalls
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