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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5
Autoren: Jilliane Hoffman
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Abend wieder. Und noch bescheuerter zu glauben, er käme ihretwegen. Jetzt saß sie hier, in ihrem langweiligen Polyestermix-Kostüm direkt aus dem Büro, allein an einem Vierertisch, umgeben von Leuten, die weit entfernt waren von ihrem dreißigsten Geburtstag, von Kinderwunsch und der Suche nach Mr. Perfect. Das Hochgefühl der Freiheit war verflogen, und sie spürte den Anflug einer panikartigen Depression, die sie im Moment überhaupt nicht gebrauchen konnte. Gabby sah auf die Uhr und trank ihren Drink aus. Das war’s. Sie hatte es eine halbe Stunde ausgehalten. Zeit zu gehen …
    Als sie gerade nach ihrer Handtasche griff und aufstand, brachte die Kellnerin einen frischen Lemon-Drop-Martini. «Mit vielen Grüßen von dem Herrn da vorne an der Bar», sagte sie und zeigte mit einem Schwenk ihrer blonden Lockenmähne in die entsprechende Richtung.
    Gabby sah sich nach ihrem rothaarigen Ingenieur um. Hatte ihr Bauchgefühl doch recht gehabt? Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Wenn ja, wäre es eine tolle Geschichte, die sie ihren Enkeln erzählen könnte …
    Doch sie konnte keinen großen, schlanken Rothaarigen entdecken. Sie tauchte den Finger in den Drink und strich über den Glasrand, während sie die Menge absuchte.
    Das war der Moment, als Gabbys Blick auf den Fremden mit dem dunklen welligen Haar und den durchdringenden Augen fiel, der auf der anderen Seite der Tanzfläche an der Theke stand, eine Flasche Budweiser in der Hand, und zu ihr hersah. Er lächelte zurückhaltend und prostete mit dem Bier in ihre Richtung.
    Und so kam es, dass Gabriella Vechio mit einem verhaltenen Lächeln und einer kleinen Handbewegung den Fremden an ihren Tisch einlud, der ihr Leben für immer verändern sollte.

2
    D anke für den Drink», begann Gabby, als er sich zu ihr setzte.
    «Woher wissen Sie, dass er von mir kommt?»
    «Oh … ich habe es einfach angenommen», stotterte sie.
    Er grinste. «Gern geschehen.»
    «Ich bin Gabriella.»
    «Ich bin Reid. Nett, Sie kennenzulernen, Gabriella.»
    «Puh, das klingt so förmlich. Nur meine Mutter und mein Chef nennen mich Gabriella. Meine Freunde sagen Gabby.»
    «Gabby. Okay.» Er nickte. «Aber Gabriella gefällt mir. Ein schöner Name. Wohnen Sie hier in der Gegend, Gabby?»
    «Ich wohne in Forest Hills. Ich bin bloß nach der Arbeit hier vorbeigekommen.» Sie fingerte am Revers ihres Blazers herum. «Falls man das nicht sieht.»
    «Was machen Sie?»
    «Zumindest bin ich mit der Schule fertig», sagte Gabby mit einem kurzen Lachen.
    «Ja. Das Publikum hier ist ein bisschen jung, oder?» Reid sah sich um. «Aber die Buffalo Wings sind großartig.»
    «Ja. Und die Quesadillas auch. Meine Freundinnen und ich waren schon ein paarmal hier. Es gibt eine echt nette Happy Hour. Da ist das Publikum ein bisschen … na ja, reifer. Sie wissen schon, Leute, die aus dem Büro kommen und so weiter.»
    Er nickte und sah sich um. «Und wo sind sie jetzt? Ihre Freundinnen?»
    «Ach, die sind schon nach Hause», erklärte Gabby schnell. «Vor einer halben Stunde gegangen. Sie müssen morgen beide früh aufstehen. Ich habe nur noch mein Glas ausgetrunken und wollte gerade gehen, da haben Sie mir den Drink spendiert.»
    «Ich bin froh, dass Sie noch geblieben sind. Und ich muss sagen, mir gefällt das Publikum hier.» Er sah sich nicht um, als er das sagte – seine dunklen, schokoladenbraunen Augen wichen keinen Augenblick von ihren. In seinen Pupillen schimmerten faszinierende helle Bernstein- und Goldflecken.
    Gabriella wurde rot. Er war attraktiv, dieser Reid. Nicht so offensichtlich wie der Typ mit den Bauchmuskeln. Sein Kinn war etwas groß, aber er hatte ein nettes Lächeln, das sein ganzes Gesicht strahlen ließ, das war ihr gleich aufgefallen. Seine Zähne waren gerade und sehr weiß, wie aus der Werbung. Kein Zahnfleisch zu sehen. Manche Frauen standen auf Waschbrettbäuche oder Locken oder schöne Augen oder pralle Muskeln, aber Gabbys Schwäche war das Lächeln. Deswegen hatte sie immer einen Zahnarzt heiraten wollen, bis ihr auffiel, dass die oft schreckliche Zähne hatten. Wie ging das Sprichwort? Arzt, heil dich selbst? Zahnarzt, richte dir selbst die Zähne. Gabby betrachte Reids markantes, attraktives Gesicht vor dem Hintergrund des wilden Erstsemestergetümmels und dachte, vielleicht war genau das sein bester Zug – dass er nicht mehr einundzwanzig war. Sie schätzte ihn auf mindestens Ende zwanzig, aber fragen wollte sie nicht, damit er sie nicht das Gleiche fragte und
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