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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5
Autoren: Jilliane Hoffman
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Moment war sie eingeschlafen.

    «Okay, Schlafmütze, wir sind da.»
    Gabby schlug die Augen auf. Die Beifahrertür stand offen, und Reid lehnte sich herein. Hier gab es keine hellen Lichter, keine Wolkenkratzer, keine in zweiter Reihe geparkten Autos oder hupenden Taxis. Sie standen vor einem zweistöckigen Häuschen in einer ruhigen, verlassenen Wohnstraße. Gabby wusste nicht, wo sie waren, aber es war ganz bestimmt keiner der fünf New Yorker Bezirke. Am Ende der Straße konnte sie eine rote Ampel erkennen, doch es standen keine wartenden Autos davor. Eigentlich waren überhaupt nirgends Autos zu sehen. Auch wenn es kein reines Wohnviertel zu sein schien, hatten die paar Restaurants, die sie sah, schon die Rollläden heruntergelassen. Wie spät war es? Sie versuchte, auf ihre Uhr zu sehen, doch sie konnte die Zeiger nicht erkennen; es war zu dunkel, und sie war zu betrunken. Sie suchte im Fußraum nach ihren Schuhen, nahm sie in die Hand und stellte sich auf den Bürgersteig. Wieder drehte sich alles. Es wäre schrecklich peinlich, hinzufallen. Wo war sie? Dann trat sie in Strümpfen in eine eiskalte Pfütze. Gabby sah sich um. Der Bürgersteig glänzte. «Hat es geregnet?», fragte sie.
    «Ob es geregnet hat?», antwortete er lachend. «Es hat geschüttet. Wie aus Eimern. Du hast den ganzen Weg verschlafen. Sogar den Stau. Zieh vielleicht besser die Schuhe an – der Gartenweg steht manchmal unter Wasser.»
    «Ich hätte den letzten Martini nicht trinken dürfen», sagte sie, als sie in die Pumps schlüpfte und sich an seinem Arm festhielt.
    «Keine Sorge; wenn wir drin sind, wärme ich dich auf.»
    «Das klingt schön …»
    Er legte ihr den Arm um die Hüfte und führte sie an der Seite des alten viktorianischen Häuschens mit der hübschen Veranda vorbei. Ein Pfad aus zerbröckelten Backsteinen führte durch einen ehemaligen Wintergarten zu einer Betontreppe, die nach unten führte wie in eine Krypta. Bis auf ein Licht im Keller auf der anderen Seite des Vorgartens lag das Haus vollkommen im Dunkeln.
    «Ist das dein Haus?», fragte Gabby.
    «Nein. Ich habe die Wohnung nach hinten gemietet.»
    «Unten?»
    «Genau.»
    «Hübsches Haus.»
    «Ja, na ja, ich hoffe, du hast gute Nerven. Es ist nämlich ein Beerdigungsinstitut.»
    Gabby blieb stehen. «Was?»
    «Nicht da, wo ich wohne, natürlich. Der obere Teil ist das Institut, wo die Toten aufgebahrt werden und so. Ich schätze, im anderen Teil des Kellers machen sie die anderen Sachen, die so gemacht werden, aber ich habe nie was gehört oder gesehen, versprochen.»
    «Du meinst, da sind tote Leute drin?»
    «Ich weiß nicht, ob im Moment welche da sind. Ich habe auch eine Weile gebraucht, bis ich mich daran gewöhnt hatte, aber dann war alles gut. Meine Freunde finden es natürlich ziemlich witzig. Und ich zahle eine unschlagbar niedrige Miete. Komm», sagte er und zog sie an der Hand hinter sich her. «Ich passe schon auf, dass dich kein Geist holt.»
    «Ein Beerdigungsinstitut … Mann, das ist echt krass.» Doch zu ihrer eigenen Überraschung folgte sie ihm zur Treppe. «Wo zum Teufel sind wir?»
    «Im Paradies», erwiderte er und lächelte sie an.
    Als sie an der Treppe standen, zögerte sie. «Ein Beerdigungsinstitut … ich weiß nicht, Reid …» Jede Faser ihres Körpers sträubte sich dagegen, dort hinunterzugehen.
    Er streichelte ihre Hand und beugte sich zu ihr, um sie zu küssen. «Ich pass auf dich auf. Versprochen», flüsterte er, den Mund an ihrem Ohr. «Du vertraust mir doch, oder? Wenn ich ein mieser Kerl wäre, hätte ich dir einfach nichts davon erzählt. Nur ein anständiger Mensch ist mit so was ehrlich, wenn er versucht, ein Mädchen zu sich nach Hause zu nehmen und zu verführen.»
    «Oder ein Dummkopf», gab Gabby zurück und lachte.
    «Oder ein Dummkopf», wiederholte er und zuckte die Schultern. Dann küsste er sie, lang und feucht und zärtlich. Seine warme Zunge schob sich in ihren Mund. Seine Hände wanderten zu ihrem Hintern.
    Das reichte.
    An der Hand führte er sie die Treppe hinunter in die rabenschwarze Dunkelheit.
    «Gibt es hier kein Licht? Verdammt, ich … ich sehe überhaupt nichts, Reid. Die blöden Absätze … ich breche mir noch das Genick …», flüsterte sie mit einem nervösen Kichern. Sie fragte sich, warum sie flüsterte.
    «Das Licht ist kaputt. Ich will es immer reparieren, aber ich vergesse es dauernd. Lass meine Hand nicht los und halt dich mit der anderen am Geländer fest; die Treppe ist ziemlich
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