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Argemí, Raúl

Argemí, Raúl

Titel: Argemí, Raúl
Autoren: Chamäleon Cacho
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sage ich dir, was ich für dich tun kann.«
    Ohne zu fragen, was es war, schluckte Orlando trocken die Handvoll Kapseln; Carlos wurde klar, dass der Dealer wirklich am Ende war. Er würde sogar Rattengift nehmen, wenn ich es ihm gäbe, dachte er. »Ich geb’ dir einen Kredit, und du zahlst ihn mir irgendwann zurück«, sagte er großzügig.
    Er legte in die zitternde Hand des anderen ein Dutzend Tütchen und eine Schachtel Tabletten.
    »Nein, Cacho, das ist zu viel …«
    »Für einen Freund ist es nie zu viel. Hier hast du Ware, um dir ein paar Pesos zu verdienen, aber pass auf die Kohle auf. Pass gut auf sie auf, damit du ein paar Tage von der Bildfläche verschwinden kannst, bis ich herausgefunden habe, ob die Sache ein Nachspiel hat. Und lass dich erst wieder blicken, wenn ich dir Bescheid gebe. Hast du verstanden?«
    »Danke, Cacho, du bist wie ein Vater zu mir«, sagte Orlando, dessen Atem wieder normal ging.
    Der Mann hatte mehr bekommen, als er wollte. Eine ordentliche Menge Kokain, verschnitten mit Amphetaminen, und Tabletten, die die schwarzen Weiber ganz heiß machten, wenn sie Bier dazu tranken, und die sich in den Tanzlokalen verkauften wie warme Semmeln. Außerdem spürte er, dass der Cocktail, den er gerade geschluckt hatte, Unsterblichkeit durch seine Adern pumpte.
    »Tschau, Cacho, dann mach ich mich mal auf den Weg zum Tanzschuppen, meine Kunden verfluchen mich bestimmt schon. Mach auf, ich verschwinde, Alter.«
    »So ist’s gut. Wie ich sehe, geht es dir schon besser. Hau schon ab, ich kümmere mich um alles …«
    Cacho verabschiedete sich mit leiser Stimme, machte das Licht im Gang aus und öffnete die Tür.
    »Wirklich, Cacho, du bist wie ein Vater zu mir. Ich liebe dich, Cacho!«, entfuhr es Orlando in einem Anfall von Euphorie und ging mit großen Schritten davon.
    »Verschwinde, du Gauner, du miese Ratte«, knurrte er leise, während er den Schlüssel umdrehte und den Schritten lauschte, die sich entfernten.
    Dann wühlte er in der Tasche mit den Schachteln und zog eine Zahnbürste hervor, an deren Ende ein kleiner Spiegel klebte. Er öffnete die Klappe des Briefschlitzes, ging in die Hocke und schob das Ding hindurch. Ein Trick, den er im Gefängnis gelernt und nie vergessen hatte. Der Winkel war nicht optimal, aber er konnte immerhin bis zur Ecke sehen.
    Orlando war allein und ging davon, als hätte er Stahlfedern unter den Sohlen. Die Wirkung würde ein paar Stunden anhalten, sagte sich Cacho. Wenn dann der Drogenkater einsetzen würde, sollte er doch sehen, wo er blieb. Wichtig war im Moment nur, dass er nicht in falscher Begleitung gekommen war; doch eins war klar, Orlando würde ihn über kurz oder lang verraten.
    Cacho schloss den Briefschlitz, blieb einen Moment im dunklen Gang stehen und streckte eine Hand aus, wie um die Stille zu segnen.
    »Meine Güte … Alle Menschen werden irgendwann zu Verrätern und schlagen sich auf die Seite des Teufels, unseres geliebten Meisters.«
    Wie zur Antwort stach ihm ein scharfer Geruch in die Nase. Der Wind hatte nach Osten gedreht, drang durch die Oberlichter des Ladens und machte den Fledermausgestank noch penetranter.
    Das Rezept, das Orlando nicht hatte einlösen können, war ein Problem, wenn auch nicht das einzige. Er musste nachdenken, und zwar gründlich. Er gehörte nicht zu den Idioten, die Tabletten einwarfen und den Kopf verloren.
    Er musste nachdenken.
    Er vertraute seinem Tastsinn, nahm ein paar Kapseln aus den Schachteln in seiner Tasche und schluckte sie alle auf einmal.
    Vielleicht kam der Gestank der Hölle nicht von schwefligen Gasdämpfen aus Erdspalten, sondern von den Exkrementen der Fledermäuse, dachte er. Die Vorstellung, dass Luzifer bis zum Hals in der Kacke seiner fliegenden Säugetiere steckte, amüsierte ihn.
    Er verließ den Gang und machte das Licht im Hof an.
    Während er mit den Spuren der Nacktschnecken spielte, die zwischen den Pflanzen glänzten, ließ er für einen Augenblick seine Gedanken schweifen.
    Er konnte nicht wissen, dass Orlando die gute Laune schlagartig verging, als er um die Ecke bog und sich ein Schatten von der Wand löste und ihm den Weg versperrte.
    Ein Wagen, der am Bordstein parkte, gab ein kurzes Lichtzeichen, damit er gar nicht erst auf die Idee käme, abzuhauen.
    »Orlando, Orlando … Erzähl mir nicht, dass du hier abbiegen wolltest, weil du wusstest, dass wir auf der anderen Seite auf dich warten«, sagte der Mann freundlich.
    »Aber nein, wo denken Sie hin … ich hab mich nur
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