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Argemí, Raúl

Argemí, Raúl

Titel: Argemí, Raúl
Autoren: Chamäleon Cacho
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Kannst du dich nicht vernünftig ausdrücken?«
    Der Polizist hob seine Hände, in denen er Stempel und Kärtchen hielt, wie jemand, der eine Erschießung aus nächster Nähe verhindern möchte.
    »Es … ich habe einen Haftbefehl für einen gewissen Cacho, der mehr Beinamen und Spitznamen hat als Namen im Telefonbuch stehen. Der Funkspruch war glasklar, der Gesuchte ist in einem weißen Pick-up unterwegs, und sein Ziel ist wahrscheinlich Quebrada Luán.«
    »Und wieso?«
    »Tja, ich weiß nicht. Aber die Mormonen haben das Polizeirevier angerufen, weil sie ein verdächtiges Fahrzeug gesehen haben, das zu den Márquez fuhr. Verstehst du jetzt?«
    »Noch immer nicht, wirklich.«
    »Hör mal, Teresa …«, der Polizist wuchs eine Handbreit und klang auf einmal sehr bestimmt, »woher weißt du eigentlich, dass das Brandopfer hier der alte Márquez ist?«
    »Wer kennt die Márquez denn nicht?«
    »Red kein dummes Zeug, Teresa. Du denkst, dass es Márquez ist, weil ich es dir gesagt habe. Und ich habe es dir gesagt, weil es kein anderer sein konnte; jetzt liegen die Dinge aber anders. Würdest du vor dem Richter schwören, dass dieser Schwerverletzte hier Prudencio Márquez ist?«
    »Na ja, schwören vielleicht nicht; ich kannte ihn nicht so gut, als dass ich … aber für mich ist es Márquez. Jedenfalls wirst du noch ein bisschen Geduld haben müssen, bis du ihn identifizieren kannst.«
    »Spätestens bei der Autopsie.«
    »Raus mit dir, los«, befahl ihm die Dicke und hob erneut meine Bettdecke, »der Doktor soll nicht sehen, wie du Patienten belästigst. Du weißt, dass er das nicht mag.«
    Ich blickte zur Seite, als der Mann auf dem Weg zur Tür an mir vorbeiging. Ich hätte schwören können, dass er es bei seinem Versuch, liebenswürdig zu sein und mich zu grüßen, womöglich fertig gebracht hätte, mir einen guten Appetit zu wünschen, während die Dicke die Bettpfanne entfernte und mich beglückwünschte, dass ich brav gewesen sei.
    Nachdem ich die Wut über meine eigene Ohnmacht überwunden hatte, versuchte ich angestrengt, mich auf die Neuigkeiten zu konzentrieren.
    Es bestand also die Möglichkeit, dass Márquez einen Komplizen gehabt hatte. Das war interessant.
    Ich musste dem Indianer irgendwie auf den Zahn fühlen, ihn ganz behutsam ausquetschen. Es war ja möglich, dass er bald starb.
    Ich wartete ein paar Minuten, bis ich sicher war, dass sie nicht zurückkehren würden, und machte mich erneut daran, ihm Würmer aus der Nase zu ziehen.
     
    Die Türklingel, die ihn aus dem Bett geholt hatte, hatte ihn auch aus einem Albtraum aufschrecken lassen. Wieder der Sog an der Flugzeugtür, der Wind, der ihn beinahe mitgerissen hätte. Er hatte versucht, den Lärm zu ignorieren, aber umsonst: Die Klingel schrillte durchdringend wie ein böses Omen.
    »Sogar tote Dinge haben einen anderen Klang, wenn Schwierigkeiten ins Haus stehen«, grummelte ein Teil von ihm, während der andere die Beine aus dem Bett schwang und versuchte, in seine Hausschuhe zu schlüpfen, die ihm wie Hasen entwischten.
    »Herrje, selbst im Schlaf nervst du noch mit deinen Bibelsprüchen«, grummelte der Teil von ihm weiter, der nur widerwillig das Bett verließ und ihm riet, sich an den kaum bedeckten und von einem Schweißfilm überzogenen Frauenkörper zu schmiegen.
    Mit zittrigen Fingern tastete er nach der Dschellaba aus Seide und versuchte, in die Ärmel zu schlüpfen.
    Die andere Stimme, die rau war von der durchzechten Nacht, riet ihm, weiterzuschlafen.
    »Jeder, der nicht weiß, dass Uhren manchmal mit zuckenden Zeigern einschlafen, ist ein Dummkopf …«, brummelte er schlecht gelaunt und hielt einen Moment inne, um sich zu fragen, was er eigentlich hatte sagen wollen.
    Es war nicht wichtig, schloss er. Sein anderes Ich zeigte ihm den Stinkefinger, doch hielt ihn das nicht davon ab, die Dschellaba überzuziehen.
    Das Kleidungsstück, das von einem Hehler stammte, dem er einmal aus der Patsche geholfen hatte, gab ihm ein Gefühl von ungeheurer Macht. Besonders, wenn er es auf dem nackten Körper trug.
    »Ausgerechnet jetzt musst du aufstehen!«, sagte die Frau, während sie auf dem Nachttisch umhertastete, ohne die Lampe zu finden. Mehrere Gegenstände fielen mit einem dumpfen Geräusch zu Boden, Glas klirr te.
    »Pass gut auf, wo du hintrittst, Kleines. Schneide dich nicht.«
    »Du bist eine Nervensäge, Cacho, eine echte Nervensäge …«
    Die Frau stimmte ein hohl klingendes Lachen an und traf bei ihrem benommenen Umhertasten das
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