Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Argemí, Raúl

Argemí, Raúl

Titel: Argemí, Raúl
Autoren: Chamäleon Cacho
Vom Netzwerk:
gefällt dir Federicos Idee?«
    »Federico?« Er wirkte so siegesgewiss, dass eine unkontrollierbare Wut, die schon vor meiner Geburt da gewesen sein musste, in meinem Kopf zu brodeln anfing.
    »Ja, ich … Federico.«
    Er war so begierig, so angreifbar in seinem Bedürfnis, vergangene Demütigungen zu rächen, dass ich jede Zurückhaltung aufgab: »Niemand hat dich Federico genannt, Dummkopf …«
    Für einen kurzen Moment stieg ihm Schamesröte ins Gesicht. Und ich begann zu lachen, weil ich das Heft wieder in der Hand hatte.
    »Du bist und bleibst die Filzlaus. Ich habe dich Filzlaus getauft, wegen deiner widerlichen Gewohnheit, dir den lieben langen Tag die Eier zu kraulen … Schwachkopf.«
    »Fahr zur Hölle …«, sagte er heiser, als hätte er einen Frosch im Hals, und trat an Márquez’ Bett, um sich mit einem Kissen zu bewaffnen.
    Aber es wartete eine Überraschung auf ihn. Meine Beine waren lebendig. Meine Hände ballten sich unter den Laken zu Fäusten. Ich, wer auch immer ich war, lebte. Ich würde mich nicht umbringen lassen. Unter keinen Umständen. Ich ließ ihn näher kommen …
     

Raúl Argemí
     
    Raúl Argemí wurde 1946 in La Plata, Argentinien, geboren. Seine Eltern waren einfache Arbeiter. Schon in jungen Jahren begann er, fürs Theater zu schreiben und Regie zu führen. In den frühen Siebzigerjahren engagierte sich Argemí im bewaffneten Widerstand der Guerilla ERP und lebte im Untergrund. 1974 wurde er verhaftet und verbrachte unter Videlas Militärdiktatur zehn Jahre im Gefängnis. Nach seiner Freilassung arbeitete er als Redakteur in Buenos Aires, unter anderem für Le monde diplomatique. Später zog er nach Patagonien, wo auch sein erster Roman entstand, der 1996 veröffentlicht wurde. Vier Jahre später emigrierte Raúl Argemí nach Spanien. Seither schrieb er fünf weitere Romane, die mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurden. Für seinen Roman Chamäleon Cacho erhielt Argemí den Premio Hammett und den Premio Luis Berenguer. 2005 wurde ihm der Premio de Narrativa Francisco García Pavón verliehen, 2006 erhielt er den Premio Tigre Juan und 2008 den Premio L’H Confidencial de novela negra. Raúl Argemí lebt in Barcelona.

Bibliografie
     
    El gordo, el francés y el rádton Pérez (1996); Los muertos siempre pierden los zapatos (2002); Penúltimo nombre de guerra (2004; dt. Chamäleon Cacho, 2008); Patagonia Chu Chu (2005); Siempre la misma música (2006); Retrato de familia con muerta (2008).
     
     
    Die Übersetzerin
     
    Susanna Mende, geboren 1965, studierte Hispanistik, Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Hamburg. Nach dem Studium arbeitete sie als Kuratorin beim Medienkunstfestival Transmediale in Berlin. Sie übersetzt Erzählungen, Romane und Essays aus dem Spanischen und arbeitet als freie Kuratorin.

»Gut und Böse sind grundsätzlich
     austauschbar«
     
    Antworten von Raúl Argemí
     
    »Mein Umzug nach Barcelona schaffte Distanz zu Argentinien. Das war für mich sehr wichtig, um mich von einer Last zu befreien. Abstand hilft, wenn man Schlimmes erlebt hat. Dass ich allerdings so viel zu Papier bringe, hatte ich mir nicht erhofft. Das Glück meinte es gut mit mir.«
     
    *
     
    »Über meine Zeit in der Gefangenschaft spreche ich nicht gern, denn es ist nicht dasselbe, ob man als normaler Häftling oder als politischer Gefangener sitzt. Ich galt als Marxist und kam in die Todeszelle, weil ich als unbeugsam und nicht heilbar eingestuft wurde. Mein Hinrichtungsdatum stand bereits fest. In dieser Situation setzt du dich mit dir selbst auseinander, du beginnst, dich zu fragen, wer du bist, wer du warst. Ich glaube, diese Fragen finden sich in allen meinen Büchern wieder.«
     
    *
     
    »Fiktion oder Autobiografie? Ich glaube, es ist nicht möglich, von einem Ort zu schreiben, der nicht dein eigener ist. Man schreibt von etwas, das man sieht, hört, träumt oder sich vorstellt. Das alles sind die Bausteine, mit denen der Autor seine Geschichten konstruiert. Mich reizt die Fiktion, reine Erfahrungsbücher überlasse ich den andern. Fiktion ermöglicht eine ganz neue Perspektive, sie zeigt auf, was vielleicht noch nicht bewiesen ist, aber durchaus geschehen könnte. Das ist meine Ausgangslage. Wenn mich ein Thema nicht mehr loslässt, wenn die Seele der Geschichte gefunden ist, weiß ich plötzlich, wie ich die Geschichte erzählen muss. Ich beginne zu spielen, zu schreiben. Ich erstelle nie ein Konzept.«
    »Auch bei Chamäleon Cacho gab es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher