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Argemí, Raúl

Argemí, Raúl

Titel: Argemí, Raúl
Autoren: Chamäleon Cacho
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Gang tot umfiel.
    »Na gut, beruhige dich und erzähl mir, warum sie das Rezept nicht eingelöst haben. So schlimm kann es nicht sein.«
    »Ich war in dieser Apotheke, die beim Bahngleis. Der Typ fragt mich, ob ich die Tabletten schon längere Zeit nehme. Das hat mich stutzig gemacht …«
    »Weiter …«
    »Nun lass mich doch … Ich hab ihm also das Übliche erzählt, die Geschichte von meinem Großvater, der Parkinson hat. Okay? Kannst du mir folgen?«
    »Sicher. Ist ja nicht so schwierig«, sagte Cacho.
    Aber der andere hatte keinen Sinn für Ironie; er verströmte Angst und verschwieg etwas. Was die bösen Vorzeichen anging, hatte ihn das Schrillen der Klingel nicht getäuscht.
    »Wann warst du in der Apotheke?«
    »Warte, einen Augenblick. Lass mich nachdenken …« Orlando drehte das Gesicht zur Seite, als könnte er so verbergen, dass es mit roten Flecken übersät war.
    Emotional instabil, starke Schweißbildung, erste Entzugsphase; und er lügt wie gedruckt, dachte Cacho während der raschen Diagnose.
    »Wann warst du in der Apotheke?«, wollte er wissen.
    »Gegen Abend«, antwortete der andere.
    »Und da kommst du jetzt, um mir zu erzählen, dass es Probleme gab? Um drei Uhr morgens?«
    »Ich hab einen Schrecken gekriegt, Cacho. Irgendwas ist mit mir durchgegangen … Ich schwöre dir, das ist das erste Mal, dass ich die Nerven verliere, Cacho. Ich schwörs dir bei meiner Frau …«
    »Schon gut. Ich werde dir nicht sagen, dass ich dich gewarnt habe, weil du mir dann wieder mit der Leier kommst, dass ich nicht dein Vater sei und mir meine Ratschläge sparen könne; außerdem habe ich die Schnauze voll, mich mit Idioten zu unterhalten. Aber ich habe dich gewarnt: Mach was du willst, aber friss die Tabletten nicht, als wäre es Schokolade; das macht dich irgendwann fertig. Hab ich’s dir nicht gesagt?«
    »Ist ja gut, Cacho. Aber was hat das damit zu tun? Wenn ich die Tabletten nicht vertrage, setze ich sie ab! Ich bin eben nervös geworden und zu einem Freund gegangen, der mir irgendein ziemlich hartes Zeug gegeben hat. Ich habe noch einen Whisky getrunken und bin bis eben dort gewesen … Dann bin ich hierher gekommen, Cacho.«
    »Was hat dir der Freund gegeben?«
    »Weiß nicht, Cacho … jedenfalls was starkes, zwei bunte Kapseln und noch ein paar hellblaue dazu.«
    Orlando log noch immer, stellte Cacho fest. Er musste ihn irgendwie loswerden, und zwar so schnell wie möglich; aber auf die sanfte Tour, ohne dass er wütend wurde.
    »Schon gut, mach dir nichts draus. Erzähl mir noch mal genau, wie das mit der Apotheke war, dann sag ich dir, was wir machen.«
    »Anstatt mir die Tabletten zu geben und mich ziehen zu lassen, fing der Apotheker an, Fragen zu stellen. Dann ging er mit dem Rezept nach hinten. Er sagte, er müsse erst schauen, ob der Lieferant sie dahabe, und griff zum Hörer. Aber ich hab ihm angesehen, was er vorhat.«
    »Angesehen …«
    »Na ja … auch weil er die Adresse von dem Rezept aufgeschrieben und zu mir gesagt hat: ›Das ist ein Arzt vom Krankenhaus, nicht?‹ – Ja, natürlich, habe ich zu ihm gesagt … und als er nach hinten ging, bin ich abgehauen. Wenn der im Krankenhaus angerufen hätte, wäre ich in den Knast gewandert. Ich weiß doch, dass der Name des Arztes falsch ist. Was hätte ich denn tun sollen? Warten, bis die Polizei kommt?«
    Cacho dachte kurz nach, während er sein Gegenüber betrachtete. Er war ein Lügner, und er würde ihn in Schwierigkeiten bringen.
    »Schon gut. Beruhige dich, und lass dich ein paar Tage nicht blicken. So lange, bis ich weiß, was los ist.«
    »Ich kann nicht, Cacho, ich habe nicht einen Peso.«
    »Und was geht mich das an?«
    »Ich hab die letzte Kohle für das Rezept ausgegeben, das ich nicht einlösen konnte, du musst mir helfen. Gib mir mein Geld zurück. Ich werde ernsthaft sauer, wenn du mir die Kohle nicht gibst.«
    »Orlando«, Cacho packte ihn väterlich am Arm. »Habe ich dich jemals enttäuscht? Habe ich dich jemals im Stich gelassen und dir keinen Kredit gewährt?«
    »Nein, aber …«, Orlando versuchte, sich in Rage zu reden, und das machte ihn argwöhnisch. Er musste ihn mit Samthandschuhen anfassen.
    »Beruhige dich erst einmal, und wirf nicht irgendwelches Zeug ein, das man dir irgendwo gibt«, sagte er und zog diverse Tabletten und Kapseln aus der Tasche. Das bunte Häufchen auf seiner Handfläche sah aus wie ein Spielzeug, das man zusammensetzen musste.
    »Komm, Orlando, nimm das hier, und du bist wie neu. Und dann
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