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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition)
Autoren: Patricia Briggs
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Kleider sind immer noch in gutem Zustand, aber falls sie nicht mehr passen, schick einfach ein Kammermädchen zu mir und ich will sehen, was sich machen lässt. Falhart, wenn du Aralorns Taschen hochgebracht hast, komm bitte zu mir rüber in den Trauersaal.«
    »Alles klar, danke«, sagte Aralorn und schritt die Treppen hinauf, als hätte sie sich nie geweigert, diejenigen Kleider zu tragen, auf die sich eine rethische Dame von Stande zu beschränken hatte – nichtsdestotrotz konnte sie es sich nicht verkneifen hinzuzufügen: »Mach den Mund zu, Hart. Du siehst aus wie ein Fisch auf dem Trockenen.«
    Er lachte und holte sie mühelos ein. Im Vorbeilaufen wuschelte er ihr durchs Haar, zog seine Hand jedoch augenblicklich wieder zurück. »Igitt, Aralorn, du solltest dir dringend die Haare waschen, wenn du schon mal dabei bist.«
    »Was?«, rief sie, als sie die Tür zu ihrem alten Zimmer öffnete. »Und damit die ganzen Läuse töten, die ich schon so lange züchte?«
    Grinsend überreichte ihr Hart die Taschen. »Immer noch so damenhaft wie eh und je, was?« Als Aralorn ihre Taschen einfach hinter sich ins Zimmer schleuderte, setzte er hinzu: »Und genauso ordentlich.«
    Sie verbeugte sich, als habe er ihr ein Kompliment gemacht.
    Er lachte leise. »Irrenna wird dir wahrscheinlich was zu Essen bringen lassen, für den Fall, dass du keine Lust hast, mit der Horde zu speisen, die sich demnächst in der großen Halle versammeln wird. Ich schau mal, ob man dir nicht auch heißes Wasser raufbringen kann.«
    »Falhart«, sagte Aralorn, als er Anstalten machte zu gehen. »Danke.«
    Er grinste und machte eine einstudierte Handbewegung der Bestätigung (üblich bei zweiten Leutnants und niedrigeren Rängen). Dann drehte er sich auf dem Absatz herum und ging wieder in die Halle hinab.
    Aralorn trat in das Zimmer und forderte Wolf mit großer Geste auf, ihr zu folgen. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, schaute sie sich in dem Schlafgemach um und stellte fest, dass Falhart dichter an der Wahrheit gewesen war als erwartet. Ihr Zimmer war zwar nicht haargenau so, wie sie es verlassen hatte – die Tagesdecke auf dem Bett war Kante auf Kante strammgezogen worden, und der Kaminvorleger war neu –, aber es schien, als hätte man alles weitestgehend so belassen, wie es gewesen war, als sie zum letzten Mal hier geschlafen hatte. Angesichts der Größe von Lammfeste und der zahlreichen Familienmitglieder, die es zu versorgen galt, sagte das einiges aus.
    »Also«, meldete sich die unverwechselbare Kies-auf-Samt-Stimme, die Wolf seit jener Nacht begleitete, da er einen Burgturm des ae’Magi zerstört hatte, »raus damit. Warum bist du in zehn Jahren nicht ein einziges Mal hier gewesen?«
    Aralorn drehte sich um und sah, dass Wolf seine menschliche Gestalt angenommen hatte. Er war größer als der Durchschnitt, wenn auch nicht so groß wie Falhart. Sein natürliches Erscheinungsbild hatte etwas von der Magerkeit des Wolfs, doch sein Wesen spiegelte sich eher in den sparsam bemessenen Bewegungen wider. Er war in schwarzen Samt und Leinenstoff gekleidet – seine bevorzugte Farbe, da es eine war, die sein Vater nie getragen hatte. Die gelben Augen bildeten einen erstaunlichen Kontrast zu der silbernen Schauspielermaske auf seinem vernarbten Gesicht.
    Natürlich war es nicht wirklich eine Schauspielermaske: Keine Gauklertruppe würde jemals ein so kostbares Material wie Silber benutzen. Die fein gearbeiteten Lippen inmitten der übertriebenen, formschönen Gesichtszüge waren grimmig verzogen.
    Sie runzelte die Stirn; die Maske war kein gutes Zeichen. Aralorn war sich nicht sicher, ob Wolf sie der Ironie wegen gewählt hatte oder ob irgendein tieferer Sinn darin lag, doch sie hatte es nie für wichtig genug erachtet, ihn danach zu fragen. Er trug sie, um die Narben zu verbergen, die er sich zugezogen hatte, als auch seine Stimme in Mitleidenschaft gezogen worden war – und um eine Art Barriere zwischen sich und der realen Welt zu errichten.
    Nicht der Unwille, seine Frage zu beantworten, sondern eher ihr Ärger über seine Maskierung veranlasste sie dazu, ihm eine Gegenfrage zu stellen: »Warum hast du mich wieder allein gelassen?«
    Sie wusste, warum; sie fragte sich nur, ob er es auch tat. Seit er sich ihr das erste Mal angeschlossen hatte – selbst damals, als sie noch glaubte, er sei wirklich ein Wolf –, war er jedes Mal, nachdem sie sich ein wenig nahe gekommen waren, sang- und klanglos verschwunden. Manchmal für
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