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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition)
Autoren: Patricia Briggs
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Weile dauern.« Aralorn ließ sich tiefer sinken, bis das warme Wasser ihr Kinn berührte. Der Vorteil daran, hoch gewachsene Mitmenschen in der Familie zu haben, war, dass sämtliche Wannen groß genug waren, um sich der Länge nach in ihnen auszustrecken. »Ich schätze, ich kann so lange warten – aber das Wasser wird kalt.«
    Es entstand eine längere Pause. Aralorn unterdrückte ein Kichern.
    »Deine Geschichte?«
    »Was denn, schon fertig?«, fragte sie. »Hätte gedacht, dass eine so schwere Aufgabe viel länger dauern würde.«
    »Aralorn«, sagte er sanft, »bitte fahr fort. Du warst dabei, mir von deiner wunderbaren Kindheit zu erzählen, die darin gipfelte, dass du dich bei deiner Familie jahrelang nicht hast blicken lassen.«
    »Ach ja, meine Geschichte«, nahm sie den Faden gnädig wieder auf. »Wo war ich stehengeblieben? Na egal, nicht so wichtig. Jedenfalls wurde, als ich achtzehn war, meine älteste eheliche Schwester Freya – die wohlgemerkt noch jünger war als ich – verlobt. Es ging wie üblich um einen dieser in monatelanger Kleinarbeit aufgesetzten und dann binnen Stunden nach der Unterzeichnung gebrochenen Verträge zwischen Darran und Reth. Wie es schien, hatte ein ziemlich einflussreicher darranischer Adeliger einen dubioserweise magiebegabten zweiten Sohn, der eine Braut benötigte.«
    Aralorn nahm sich einen Moment Zeit, um sich ihr mausbraunes Haar einzuseifen, in der Hoffnung, damit die Flöhe, die sich während ihrer Reisen dort niedergelassen hatten, zu vertreiben. Dass sie Läuse hatte, glaubte sie ungeachtet ihrer Flachserei mit Falhart nicht. »Und so kam es, dass Nevyn seinen Weg nach Lammfeste fand. Zuerst war er eher distanziert, aber bald schon stellte sich heraus, dass er und Freya Seelenverwandte waren, und einige Monate nachdem ihre Ehe arrangiert worden war, verliebten sie sich in aller Stille tatsächlich ineinander.«
    Sie tauchte unter, um die Seife aus ihren Haaren zu spülen. Sie verspürte eigentlich keine große Lust, noch weiter zu erzählen, aber einige Dinge würden ohnehin ans Tageslicht gelangen – und es war im Allgemeinen nicht gut, Wolf mit Überraschungen zu konfrontieren. Sobald sie wieder über Wasser war, fuhr sie fort: »Ich mochte ihn auch. Er war ein ruhiger Zeitgenosse und hörte sich außerdem bereitwillig meine Geschichten an. Ihn umgab ein Hauch von … Traurigkeit, schätze ich, was dazu führte, dass wir ihn alle mit Samthandschuhen anfassten. Und er war der Einzige, der sich über Irrennas Verbot von Tieren in der Burg hinwegsetzte. Er hielt zwar keine Haustiere, aber jeder, der irgendwo eine verletzte Kreatur fand, brachte sie zu ihm. Zeitweise ging es in seiner Zimmerflucht lebhafter zu als im Scheunenhof.« Aralorn zögerte einen Moment, bevor sie weitersprach. »Damals hatte ich die Befürchtung, dass ich ihn vielleicht zu sehr mögen könnte. Heute, wo ich älter und klüger bin, denke ich, dass ich mir wohl eher das wünschte, was Freya und Nevyn zusammen hatten – und weniger Nevyn als Person.«
    Sie begann sich mit einem eingeseiften Lappen den hartnäckigen Dreck von den Händen zu schrubben. »Wie auch immer, ich hatte die Angewohnheit, meine Gestaltwandlerfähigkeiten auf Lammfeste zu benutzen, zu der Zeit längst abgelegt. Vater war ziemlich gut darin, kleine Mäuse dort auszumachen, wo sie nicht hingehörten. Und Irrenna hatte eine äußerst klare Vorstellung davon, was höflich war und was nicht: sich in der Öffentlichkeit in Tiere zu verwandeln war nicht höflich. Es wäre mir niemals in den Sinn gekommen, dass Nevyn nicht wusste, was ich war.«
    Sie betrachtete ihre Hände und befand, dass sie sauberer wohl nicht mehr werden würden. »Dass er es allerdings für wenig angebracht hielt, dass sich eine Lady im Kampf ausbilden ließ, war mir vollkommen klar. Also habe ich Falhart überredet, mit mir im Wald weiterzuüben. Das war nicht allzu schwer, denn der Umstand, dass ich ihn immer häufiger besiegte, nagte an seinem Ego.«
    Ihr Haar fühlte sich immer noch seifig an, und sie tauchte ein weiteres Mal mit dem Kopf unter. Als sie wieder hochkam, wischte sie sich mit den Händen das Wasser aus dem Gesicht und fuhr fort: »Nevyn hatte wenig übrig für Mädchen, die in Jungenkleidern herumliefen, und wäre schier entsetzt gewesen, wenn er erfahren hätte, dass die Schwester seiner Gemahlin imstande war, ihn in einem fairen Kampf zu schlagen – sogar mit dem Schwert. Egal, wie du meine Fähigkeiten in dieser Disziplin auch
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