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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte
Autoren: S G Browne
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vorgeschriebene Aufbewahrungsdauer werden die Zombies, die nicht abgeholt wurden, der Bezirksverwaltung übergeben und als Organspender ausgeschlachtet oder für medizinische Experimente weiterverkauft. Die SPCA versucht, noch mehr von uns zu retten: Sie bemühen sich um Pflegefamilien und haben ein Betreuungsprogramm für Zombies eingerichtet. Doch bislang
hat sich ihr Konzept nicht durchgesetzt. Und da sich die Organisation vor allem aus privaten Spenden finanziert, die für die Tierprogramme bestimmt sind, verfügen sie für Zombies nur über relativ begrenzte Unterbringungsmöglichkeiten.
    Meine Zeit bei der SPCA war allerdings nicht so schlimm, wie man vielleicht denken könnte - sobald ich den anfänglichen Schock überwunden hatte. Man hat mir eine Schüssel frisches Wasser und etwas Trockenfutter hingestellt, zusammen mit einem Katzenklo, ganz für mich allein, und ein paar Plastiktierchen zum Herumkauen. Ja, ich habe sogar eine stumpfe Kinderschere bekommen, um damit die Fäden des Leichenbestatters zu durchtrennen, so dass ich meinen Mund wieder öffnen konnte.
    Zu Hause verfrachteten mich meine Eltern mit einer Matratze in den Weinkeller. Sie sagten kaum was. Meine Mom weinte in einem fort und bedeckte Mund und Nase mit einem Handtuch, um sich bei dem Gestank nicht zu übergeben, während mein Vater von mir wissen wollte, warum ich nicht wie jeder andere Sohn einfach tot geblieben war.
    Meine Mutter sagte nur einmal etwas zu mir: Sie fragte, was sie für mich tun könne. Ich habe zwar versucht zu antworten, doch statt Worte brachte ich nur Krächzen und Kreischen hervor. Meine Stimmbänder wurden bei dem Unfall so stark verletzt, dass ich nicht mehr sprechen kann, darum verständige ich mich mit einer kleinen abwischbaren Schreibtafel, die ich um den Hals trage.
    Während meine Mutter wenigstens so tut, als verstünde sie, wie schwierig das alles für mich ist, beschwert sich mein Vater über den Gestank und die Schmach und die Unkosten, einen Zombie zu versorgen. Einmal hat er mich sogar gefragt, was ich jetzt vorhabe.

    Als ob ich darauf irgendeine Antwort hätte. Ich bin ja nicht mit einem Fünfjahresplan wiederbelebt worden. Und man hat mich auch nicht darauf vorbereitet, wie man sich als Zombie verhält. Das alles bedeutet eine gewaltige Umstellung, größer, als man vielleicht annimmt. Jedenfalls habe ich im Großen und Ganzen immer noch dieselben Hoffnungen und Sehnsüchte wie zu jener Zeit, als ich noch unter den Lebenden weilte, nur dass sie jetzt unerfüllbar sind. Ich könnte mir genauso wünschen, dass ich fliegen kann.
    Mehr als nur einmal habe ich gehört, wie meine Eltern sich über mich unterhalten haben und mein Vater meinte, ich solle mir eine eigene Bleibe suchen. Ein Art Zombieunterkunft. Er hat sogar vorgeschlagen, mich an einen Zombiezoo abzugeben. Meine Mutter versucht ihm dann zu erklären, dass ich etwas Unterstützung brauche und mich erst an die neue Situation gewöhnen muss.
    »Wie damals in der Pubertät.«
    Sie versichert mir, dass mein Vater das schon irgendwann einsehen wird und dass, wenn ich nur an mich glaube, sich alles zum Guten wenden wird.
    Während sie das sagt, macht sie ein ernstes Gesicht.
    Und für einen Moment glaube ich ihr. Doch wenn ich mir dann ein Haushaltsreiniger-Bad einlasse und im Spiegel den Flickenteppich betrachte, der mal mein Gesicht war, frage ich mich, ob meine Mutter den Verstand verloren hat.
    Entweder das, oder sie ist wieder auf Valium.

KAPITEL 4
    »Andy?«
    Es ist halb neun in der Früh, ich trinke eine Flasche 1998er Château Montelena Cabernet Sauvignon und schaue mir auf Nickelodeon SpongeBob an. Hin und wieder zappe ich zu den zwei PBS-Kabelkanälen rüber, zur Sesamstraße und zu Barney and Friends . Allerdings würde ich lieber Erwachsen müsste man sein schauen, doch wir kriegen nicht alle Sender rein.
    »Andy?«
    Ich habe das Gefühl, als wäre ich wieder sechs Jahre alt und würde, statt in der Schule, zu Hause im Bett vor dem Fernseher hocken, während meine Mom mir Haferschleim mit Bananenscheiben und Zimttoast zubereitet. Nur dass ich statt der Superhelden-Poster an den Wänden jetzt von Weinflaschen umgeben bin.
    Und meine Mutter mir kein Frühstück mehr macht. Und mein Herz kein Blut mehr durch meine Venen pumpt.
    »Andy?«
    Ich lebe jetzt seit fast drei Monaten im Weinkeller meiner Eltern, aber meine Mutter ruft immer noch nach mir und erwartet eine Antwort.
    Seufzend schalte ich den Fernseher aus und erhebe mich von meiner
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