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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte
Autoren: S G Browne
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meines Lebens.
    Nur dass das hier nicht mehr das Leben ist. Der Tod allerdings auch nicht. Nicht mal irgendwas dazwischen. Das Ganze hat mehr Ähnlichkeit mit dem schlechten Ableger einer erfolgreichen Sitcom, die der Sender nicht einstellen will.
    Aus meinen Verletzungen schließe ich, dass ich einen furchtbaren Unfall hatte, bei dem ich das Bewusstsein verloren habe und mich ohne irgendeine Erinnerung an die Ereignisse vom Ort des Geschehens entfernt habe. Was der Wahrheit schon recht nahe kommt. Nur dass ich volle drei Tage bewusstlos war. Und ich habe auch nicht den Unfallort verlassen, sondern bin knapp vierundzwanzig Stunden vor meiner Beerdigung aus meinem Sarg gestiegen.
    Zu jenem Zeitpunkt weiß ich noch nichts davon. Ich bin mir lediglich sicher, dass ich Hilfe brauche, also betrete ich Bills Lebensmittelladen, um dort zu telefonieren. Doch kaum habe ich einen Fuß in den Laden gesetzt, da läuft Bills Frau mit einem Besen und einer Dose Desinfektionsspray auf mich zu und scheucht mich fort.
    Verwirrt suche ich das Weite, das Gesicht voller fauler Tomatenstückchen, während ich Richtung Stadt wanke und nach Hilfe Ausschau halte. Nach etwa vierhundert Metern erreiche ich einen Park. Bei den Toiletten befinden sich zwei Münztelefone, also taumle ich, den linken Fuß im Schlepptau, den Gehweg hinunter, während ich die Schreie der Kinder ignoriere, die vor mir auseinanderstieben wie das Rote Meer vor Moses. Allerdings wäre die Geschichte von Lazarus wohl die passendere Bibelstelle.

    Ohne zu realisieren, dass mir meine Verletzungen keinerlei Schmerzen bereiten, trete ich an eines der Münztelefone und greife nach dem Hörer, klemme ihn mir zwischen rechtes Ohr und Schulter, während ich mit meinem rechten Zeigefinger den Notruf wähle. Sekunden später hebt der Beamte in der Telefonzentrale ab und fragt mich, was für einen Notfall ich zu melden habe.
    Ich habe keine Ahnung, was ich sagen will oder wie ich es ausdrücken soll, also beschließe ich, einfach den Mund zu öffnen und zu sagen, was mir als Erstes in den Sinn kommt. Es gibt nur ein Problem.
    Man hat mir den Mund zugenäht.
    Häufig wird der Mund vor dem Einbalsamieren zugenäht, um zu verhindern, dass er wieder aufklappt. Mit einer gebogenen Nadel sticht man ins Nasenloch, bis sie hinter den Zähnen wieder zum Vorschein kommt, und dann immer so weiter, bis der Kiefer vollständig geschlossen ist. Doch da ich nach wie vor glaube, noch am Leben zu sein, kapiere ich nicht, warum ich meinen Mund nicht öffnen kann. Also fuchtle ich mit meinem rechten Arm in der Luft herum und wanke laut grunzend auf einen alten Mann und seine Frau zu, die beide wie die Hundertmeterläufer davonrennen.
    Als wenig später Sirenen ertönen und der Wagen des Santa Cruz County Sheriff auf den Parkplatz biegt, glaube ich, dass endlich Unterstützung naht. Doch kurz darauf fährt auch der weiße Transporter der Animal Control vor, und mir dämmert, dass ich vielleicht in Gefahr schwebe. Besuche von Berglöwen sind in Santa Cruz County nämlich keine Seltenheit, also fahre ich mit weit aufgerissenen Augen herum, während ich mich frage, wann dieser bizarre Alptraum, in dem ich zu mir gekommen bin, ein Ende hat.

    Verwirrt, verängstigt und erschöpft wie ich bin, höre ich die Schritte hinter mir gar nicht. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist die Schlinge, die sich um meine Arme und den Oberkörper zuzieht, eine weitere um meine beiden Füße und eine dritte um meinen Hals. Die Mitarbeiter der Animal Control verfrachten mich auf die Ladefläche des Lieferwagens, während die Deputys des Sheriffs der wachsenden Zahl Schaulustiger versichern, dass alles unter Kontrolle ist.
    Ich verbrachte zwei Tage in einem Käfig der SPCA, einer Tierschutzorganisation, bis meine Eltern mich schließlich abholten. Die Schande, seinen untoten Sohn mit nach Hause zu nehmen und mit ihm zusammenzuleben, kann sich verheerend auf den gesellschaftlichen Status auswirken, darum kann ich es ihnen nicht verdenken, dass sie nicht sofort auf der Matte standen, um mich aufzusammeln. Aber einen Tag später, und ich hätte als Crashtest-Dummy geendet.
    Die normale Aufbewahrungszeit für einen herumstreunenden Zombie ohne Ausweis beträgt zweiundsiebzig Stunden. Mit Papieren sieben Tage. Bei streunenden Katzen und Hunden ist es genau umgekehrt. Aber ohne regelmäßige Dosis Formaldehyd setzt bei den meisten frischgebackenen Zombies nach drei Tagen einfach der Zerfallsprozess ein.
    Im Anschluss an die
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