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Anastasija 06 - Widrige Umstände

Anastasija 06 - Widrige Umstände

Titel: Anastasija 06 - Widrige Umstände
Autoren: Alexandra Marinina
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einer Inspektionsgruppe in Ensk. Der Fall entwickelte sich mit atemberaubender Geschwindigkeit, sie hatten viel zu wenig Leute, aber Gordejew wollte Nastja etwas Ruhe lassen, wenigstens bis zum nächsten Tag. Zwei Männer hatte er zu Larzew geschickt: Er brauchte Hilfe bei der Organisation der Beerdigung seiner Frau und der Totenfeier.
    Den Gallier verhörte Gordejew selbst. Bereits bei dessen Verhaftung hatte er begriffen, dass dieser Mann mit Würde verlieren konnte. Er hatte keinen Widerstand geleistet, keine Wut oder Entrüstung geheuchelt, sondern beharrlich immer nur wiederholt: Ein Bekannter habe ihn um Hilfe gebeten bei einer delikaten Angelegenheit. Eine gewisse Journalistin mit dunkler Vergangenheit habe angefangen, einen angesehenen Mann zu erpressen, und dieser Mann wollte, dass bei der Geldübergabe eine dritte, vertraute Person zugegen war. Außerdem habe er ihn gebeten, sich die Journalistin näher anzusehen, um herauszufinden, ob sie nicht bluffte und ob man ihr trauen konnte. Das sei alles, nichts Kriminelles. Er sei nicht gewaltsam in ihre Wohnung eingedrungen, sie habe ihm selbst geöffnet und ihn eingelassen und sei am Morgen freiwillig mit ihm gefahren.
    Die Tatsache, dass die Datscha ein Hinterhalt war, bewies dem Gallier, dass die Wohnung, in der er die Nacht verbracht hatte, natürlich abgehört worden war. Aber alles, was er dort gesagt hatte, musste seiner Meinung nach in seine Version passen. Natürlich bis auf das, worüber sie bei rauschendem Wasser gesprochen hatten. Larissas Rolle war ihm noch immer unklar. Er hätte schwören können, dass sie ihn nicht provoziert, dass sie nicht versucht hatte, laut irgendetwas Unerlaubtes zu sagen, ihm heimtückische Fragen zu stellen. Sie hatte sich verhalten wie jemand, der sich mühelos an eine Situation anpasst, sein Geld bekommen und überflüssige Unannehmlichkeiten vermeiden will. Aber andererseits konnte die Wohnung nicht ohne ihr Wissen abgehört worden sein. Also hatte sie doch irgendwie mit der Miliz zu tun.
    Der Gallier machte ruhig und ausführlich seine Aussagen und hielt sich dabei streng an seine Linie. Er wusste genau, dass er das Notizbuch und die Blätter aus der Wohnung der Filatowa nur mit Handschuhen angefasst hatte, es dürften keine Fingerabdrücke von ihm darauf sein, es sei denn, er war nachlässig gewesen. Die Papiere hatte man nicht bei ihm gefunden, sondern in Pawlows Datscha. Hier hatte er also die Chance, sich herauszuwinden. Allerdings hatte man von ihm Proben für DNA-Tests genommen, aber solange die Ergebnisse nicht da waren, konnte er noch pokern.
    Der Gallier wusste genau, dass er, egal, was er aussagte, ohnehin höchstens noch bis zum Abschluss der Ermittlungen am Leben bleiben würde, dann würden SIE ihn sowieso kriegen. Aber er hatte nicht vor, noch so lange zu leben. Bei der Durchsuchung hatte man ihm alles abgenommen, was er in den Taschen hatte, auch die rettende salatgrüne Tablette. Aber er würde einen Weg finden, sie zurückzubekommen. Das war schließlich nicht allzu schwierig. Die Tüte mit den beschlagnahmten Dingen lag hier auf Gordejews Tisch.
    Gordejew selbst überstürzte den Lauf der Ereignisse nicht. Er befragte den Festgenommenen ausführlich zu Pawlow, dazu, womit er denn erpresst worden war. Er schien die Version des Galliers vollkommen zu akzeptieren, jedenfalls gingen seine Fragen nie über deren Rahmen hinaus.
    Schließlich entschied der Gallier, dass es an der Zeit war.
    »Ich hätte eine Bitte an Sie, wenn Sie gestatten«, wandte er sich an den Oberst.
    »Bitte«, antwortete Gordejew bereitwillig.
    »Bei der Durchsuchung wurde mein Medikament beschlagnahmt, ich würde es gern nehmen, ich habe starke Magenschmerzen. Darf ich?«
    »Ja doch, selbstverständlich«, beeilte sich der Oberst zu versichern und öffnete die Tüte. »Das hier?«
    Er holte eine salatgrüne Pille heraus, goss Wasser in ein Glas und reichte beides dem Gallier.
    »Soll ich vielleicht einen Arzt rufen?«, fragte er fürsorglich.
    Der Gallier lächelte, schüttelte den Kopf, steckte die Tablette in den Mund und schluckte sie mit Wasser hinunter.
    Als Jura Korotkow und Kolja Selujanow mit ihrer Arbeit fertig waren, beschlossen sie, vor dem Nachhausegehen noch einen Kaffee zu trinken.
    »Hol welchen von Nastja, in ihrem Schreibtisch steht eine ganze Büchse«, sagte Korotkow und hielt seinem Kollegen den Schlüssel zu Nastjas Büro hin.
    »Sie bringt mich um.« Selujanow schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Nicht, wenn
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