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Anastasija 06 - Widrige Umstände

Anastasija 06 - Widrige Umstände

Titel: Anastasija 06 - Widrige Umstände
Autoren: Alexandra Marinina
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ging die Tür ganz leicht auf. Aber ich hab geahnt, dass du diese Tür nicht bemerken würdest.«
    »Stimmt. Ich wusste, dass irgendwo eine verschlossene Tür sein musste, aber ich dachte an eine Art Hintereingang oder Kammer. Jedenfalls etwas im Haus. Auf den Schuppen bin ich nicht gekommen, dieses Schloss hat mich in die Irre geführt.«
    »Das war auch so gedacht, um den Gallier zu täuschen. Wir mussten dich von ihm trennen. Die Jungs haben gesagt, in der Wohnung ist er keinen Schritt von dir gewichen, darum haben wir befürchtet, das würde hier auch so sein. Ich musste Kyrill ein Kommando geben, damit er dich darauf brachte. Hattest du Angst?«
    »Nicht vor Kyrill.« Nastja lachte. »Ich mag Hunde, sie tun mir nie etwas. Ich hatte Angst, er könnte die Lust verlieren, mich zu terrorisieren und dann hätte ich keinen Vorwand mehr gehabt, in die nötige Richtung zu gehen. Ich wusste ja nicht, dass er das mit Absicht macht.«
    »Aber du bist Klasse, du hast Köpfchen«, lobte Andrej.
    »Ich geb mir Mühe.«
    »Kyrill war mächtig sauer auf mich, als ich ihm die Flanke rasiert habe und ihn obendrein gezwungen, sich im Dreck zu wälzen, ohne dass er anschließend im Fluss baden durfte. Er hat sich beleidigt unter der Bank verkrochen und mich nicht mehr angesehen. Aber als ich mich dann in den ungewaschenen Wächter verwandelt hatte, hat er mir verziehen. Mein kluger Junge«, setzte er zärtlich hinzu. »Hörst du, Kyrill, ich lobe dich.«
    Von der Rückbank kam wohlwollendes Knurren.
    »Ich bin erst vor kurzem in den Fall eingestiegen«, sagte Andrej. »Vielleicht erklärst du mir, was die Beweise bedeuten?«
    »Verstehst du, die Filatowa kam spät in der Nacht von einer Dienstreise zurück, und zwei Stunden später wurde sie in ihrer Wohnung ermordet aufgefunden, und sie hatte kein Notizbuch bei sich. Folglich konnte das nur derjenige haben, der sie in diesen zwei Stunden gesehen hatte, also ihr Mörder. Wer das Notizbuch hatte, der war der Täter. Offenbar hat sich der Gallier immer so abgesichert, indem er vom Tatort irgendetwas mitnahm, um, wenn etwas schief lief, jemandem ein Indiz unterschieben und den Verdacht auf einen anderen lenken zu können. Aber das mit den Blättern ist eine andere Geschichte. Diese Namen wurden von Karteikarten abgeschrieben, in einem regionalen Informationszentrum. Dass in einer Liste zwei Namen fehlen, bedeutet, dass zwei Karteikarten entfernt wurden. Das war es, was Pawlow so fürchtete und weshalb die Filatowa sterben musste. Ich glaube, einen der beiden Namen kenne ich. Aber der zweite interessiert mich mehr. Das muss ein ziemlich dicker Fisch sein.«
    Der Wagen näherte sich Nastjas Haus, und sie erblickte auf der Bank davor einen vertrauten Wuschelkopf. Sie verabschiedete sich herzlich von Andrej, zauste Kyrill freundschaftlich am Nacken, zog ihre ungleichen Schuhe an und humpelte Ljoscha entgegen.
    »Danke, mein Lieber«, sagte sie leise und umarmte ihn fest.
    Sie wollte nur eins: sich den Schmutz, den Schweiß, die Müdigkeit, die Anspannung abwaschen und vor allem endlich die widerwärtige Rolle der Erpresserin Larissa Lebedewa loswerden. Wie schön, die unauffällige, faule, normale Nastja Kamenskaja zu sein, bequeme Schuhe und die gewohnte Kleidung zu tragen und die freien Tage mit dem ruhigen, zuverlässigen Ljoscha Tschistjakow zu verbringen, dem Mathematiker, der ihr das Leben gerettet hatte.
    Als sie ihre Haut geschrubbt hatte, bis sie quietschte, und ihr Haar wieder hell war, ging Nastja in die Küche, wo Ljoscha nach gewohntem Ritual ordentlich den Tisch deckte.
    »Setz dich, Nastja, es ist schon alles fertig. Ich erkläre den heutigen Tag zum Feiertag zu Ehren deiner Feuertaufe«, sagte er feierlich.
    Sie presste die Wange an seine Schulter.
    »Mein Sonnenschein«, sagte sie zärtlich, über sich selbst erstaunt, »mein Allerliebster, du bist der Beste auf der Welt. Ich würde dich gegen niemanden eintauschen.«
    »Wer will dich denn schon haben, so faul und unhäuslich, wie du bist«, spöttelte Ljoscha, bemüht, seine Rührung zu verbergen.
    Während Nastja zu Hause wieder zu sich kam und in den Wellen der Fürsorge badete, die Ljoscha ihr angedeihen ließ, lief in der Petrowka die Arbeit auf Hochtouren. Nach der Verhaftung des Galliers mit den Beweisen in der Hand wurden Pawlow, Rudnik und Murtasow intensiv vernommen. Nun konnten sie die Sache mit den Namen klären und auch, wer außer Anton noch eine Liste angefertigt hatte, zwei Monate später, als Mitglied
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