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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen
Autoren: Colin Dann
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Weg?«
»Mit größtem Vergnügen!« rief die Kröte. Erwartungsvoll machten sich die Tiere auf den Weg. Der Fuchs und die Füchsin folgten widerstrebend. »Meinst du, es wäre möglich, wenigstens ab und zu geradeaus zu gehen?« fragte die Kreuzotter nach einem Weilchen ironisch. Doch die Kröte hörte nichts. Schließlich kamen sie an der Pfütze an, und als der Dachs sich überzeugt hatte, daß alle Kleinen von ihren Müttern beaufsichtigt wurden, gestattete er den männlichen Tieren, die Flüssigkeit zu versuchen. Einer nach dem anderen versenkte die Nase, die Schnauze oder den Schnabel in der Flüssigkeit. Die Kröte stand an der Seite und beobachtete ausgesprochen interessiert ihre Reaktionen. Der Dachs hatte ursprünglich vorgehabt, dem Maulwurf und den anderen lediglich zu gestatten, ihre Neugier zu befriedigen, aber er hatte nicht mit den überzeugenden Eigenschaften des Gebräus gerechnet. Er selbst trank als letzter, und als er zurücktrat und sich die Lippen leckte, um den Geschmack voll auszukosten, spürte er, wie sich die Wärme in seinem Körper ausbreitete. Er schaute seine Freunde an, die einander zulächelten, und er wußte, daß sie genau das gleiche angenehme Gefühl verspürten wie er.
Einzeln oder zu zweit traten die Tiere nach vorn, um die Flüssigkeit, von der man sich so gut fühlte, noch einmal zu probieren.
»Die Kröte hatte recht!« piepste der Maulwurf. »Es ist tatsächlich ganz köstlich!«
»Fuchs, du mußt auch ein wenig probieren!« sagte der Dachs. »Ja, geh nur, Liebster!« drängte ihn die Füchsin mit leiser Stimme, denn sie wollte nicht, daß er als einziger nicht mitmachte. »Ich habe nichts dagegen!« fügte sie hinzu.
Ohne jegliche Begeisterung trat der Fuchs vor. Er senkte den Kopf. Dann schaute er noch einmal auf und sah seine Freunde an. »Ich trinke auf die Gesundheit von euch allen«, sagte er herzlich und trank. Er hob den Kopf und lächelte. »Es ist wirklich sehr gut«, bekannte er.
Jetzt rannten alle Tiere nach vorn, um auf die Gesundheit des Fuchses, der Füchsin und schließlich auf die von allen anderen zu trinken. Sogar die Kröte machte mit.
»Ich schlage vor, wir trinken auf alle Tiere des Hirschparks«, verkündete die Kröte lautstark. »Vor allem auf eines von ihnen«, fügte der Pfeifer hinzu und warf den Kopf zurück, damit die Flüssigkeit aus seinem Schnabel den Hals hinabrinnen konnte. Das junge Reiherweibchen, das er gemeint hatte, sah lächelnd zu.
»Wir wollen auf alle weiblichen Tiere aus dem Farthing-Wald trinken«, sagte der Hase galant und gedachte liebevoll seiner Gefährtin. Die Köpfe der Tiere senkten sich wieder. Inzwischen trat die volle Wirkung der Flüssigkeit ein. Die Tiere begannen über ihre glühenden Gesichter und die funkelnden Augen zu lachen. Der Fuchs gesellte sich vernünftigerweise wieder zur Füchsin. Die Kaninchen machten vor lauter Freude Luftsprünge und rannten endlos im Kreis umeinander herum. Der Hase ließ sich anstecken. Er rannte hinter ihnen her, stellte sich auf die Hinterbeine und tat so, als wolle er einen Boxkampf mit ihnen beginnen. Die Eichhörnchen rannten am Zaun des Parkwächters auf und ab, und die Igel krochen zwischen den Zaunlatten durch, als wollten sie diese mit ihren Stacheln zusammennähen. Der Waldkauz hängte sich, den Kopf nach unten, mit einem Fuß an einem Baum im Garten des Parkaufsehers auf. Dann ließ er sich vor und zurück schaukeln und stieß seine Rufe aus.
Die Kreuzotter, die viel mehr zu vertragen schien als alle anderen, trank noch immer. Die Wühlmäuse und die Feldmäuse, die mit neuerworbenem Mut um sie herumtollten, beachtete sie gar nicht. Plötzlich setzte sich der Dachs schwerfällig nieder und begann zu singen. Der Maulwurf, der merkte, daß es sich um den Refrain des Liedes handelte, das der Dachs komponiert hatte, sang eifrig mit. Das Wiesel, das bequem auf dem Rücken lag, fiel ebenfalls mit ein, und der Turmfalke, der auf dem Zaun saß, kreischte unmusikalisch mit. Schon bald sangen all die Tiere mit, die den Text des Liedes kannten. Die anderen summten mit, und der Waldkauz stieß seine Rufe aus.
So wurde die Geschichte ihrer Reise aus dem Farthing-Wald noch einmal erzählt. Die Tiere hatten kein Publikum, sie sangen nur zu ihrem eigenen Vergnügen. Während sie sangen, erlebten sie all ihre Abenteuer, die Gefahren und die Aufregungen noch einmal. Selbst die Kreuzotter hörte auf zu trinken und begleitete das Konzert mit ihrer Lispelstimme. Unbewußt rückten die Tiere
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