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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen
Autoren: Colin Dann
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stellte sich heraus, daß alle in den letzten paar Tagen zumindest einen ihrer alten Freunde getroffen hatten. Der Waldkauz war vom Turmfalken aufgesucht worden, und der Falke hatte bei seinem Flug über den Park auch ein paar von den Wühlmäusen und Kaninchen gesehen. Schließlich stellte sich heraus, daß einzig und allein die Kreuzotter von keinem gesehen worden war. »Sie war nie sehr gesellig«, bemerkte der Waldkauz. »Oh, die Kreuzotter ist schon in Ordnung, wenn man sich an sie gewöhnt hat«, sagte der Dachs. »Man muß sie eben mit Vorsicht genießen.« »Keinesfalls sollten wir sie übergehen, wenn wir ein Treffen vereinbaren wollen«, sagte der Maulwurf. »Ich glaube, ich weiß, wo sie zu finden ist«, sagte der Fuchs.
Die anderen schauten ihn an, aber er wollte nichts verraten.
»Überlaßt die Kreuzotter nur mir«, sagte er. »Ich werde die Kröte bitten, mir bei meiner Suche zu helfen. Ihr könnt dann morgen die anderen suchen, und dann treffen wir uns am Abend darauf in der Kuhle.« Seine Freunde stimmten diesem Vorschlag begeistert zu, und glücklich trennten sie sich.
    Am nächsten Tag suchte der Fuchs die Kröte und sagte ihr, wo er die Kreuzotter vermutete. »Am Teich?« wiederholte die Kröte. »O ja, da ist sie jede Nacht und beobachtet die Frösche.« Der Fuchs nickte. »Das habe ich mir gedacht. Komm, wir gehen zu ihr.«
    So machten sich die Kröte und der Fuchs auf den Weg zum Teich. Am Ufer fanden sie tatsächlich die Kreuzotter vor, die mit gierigem Blick die Possen der dicken grünen Frösche beobachtete.
    Sie zeigte nicht die geringste Verlegenheit bei der Ankunft der beiden Tiere. »Guten Abend«, sagte sie ruhig. »Ich versuche schon eine Zeitlang, unsere neuen Nachbarn hier, die Eßbaren Frösche, kennenzulernen.«
    »Ich weiß nicht, ob dir das jemals gelingen wird, da ich ihnen geraten habe, sich so oft wie möglich in der Mitte des Teiches aufzuhalten«, sagte die Kröte leicht ironisch.
    Die Kreuzotter zeigte keine Reaktion. Sie glitt lediglich vom Rand des Wassers weg und fragte, welchem Ereignis sie dieses unverhoffte Vergnügen zu verdanken habe.
»Die ganze Gruppe trifft sich morgen abend«, sagte der
    Fuchs. »Kommst du auch?«
»Natürlich«, sagte die Kreuzotter, »wenn ihr sicher seid, daß
man auf meine Anwesenheit Wert legt.« »Aber natürlich«,
versicherte ihr der Fuchs. »Sicher hat keiner vergessen, daß wir
es zum Teil dir verdanken, daß wir hier angelangt sind.« Die Kreuzotter war nicht geneigt, auf dieses Kompliment
einzugehen, und das war typisch für sie. »Wo treffen wir uns?«
fragte sie. »In der Kuhle«, antwortete der Fuchs. »Ich werde da
sein«, versprach die Kreuzotter.
    Der Fuchs und die Füchsin trafen am nächsten Abend als erste in der Kuhle ein. Sie mußten daran denken, daß dies ihr erster Ruheplatz nach ihrer Ankunft im Hirschpark gewesen war.
    Nach und nach kamen auch die anderen. Der Waldkauz war der erste, gefolgt vom Dachs und vom Maulwurf. Die Eichhörnchen kamen zusammen mit dem Turmfalken, den sie erst hatten wecken müssen. Er gähnte immer noch.
    Dann gab es eine ziemliche Aufregung, da die meisten der noch fehlenden Tiere gemeinsam eintrafen — die Wühlmäuse, die Feldmäuse, die Igel und die Kaninchen. Während sich alle begrüßten, gesellten sich das Wiesel und die Hasenfamilie zu den anderen. Kurz danach kam der etwas verschämt wirkende Pfeifer mit einem anderen Reiher angestelzt, der sich verlegen umsah.
    »Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen«, sagte der Pfeifer entschuldigend, als er das Reiherweibchen den anderen vorstellte, »aber meine junge Freundin und ich sind inzwischen ... nun, fast unzertrennlich.« »Wir freuen uns sehr«, sagte die Füchsin. »Wie hübsch sie ist!«
    Der Pfeifer strahlte, und das Reiherweibchen gab scheu eine höfliche Antwort.
»Eine sehr interessante Verbindung«, sagte der Waldkauz und bezog sich damit auf die Bemerkungen des Pfeifers auf dem letzten Stück ihrer Reise. »Na siehst du, Waldkauz. Es ist noch nicht zu spät für dich, dasselbe zu erleben«, sagte die Füchsin mit verschmitztem Lächeln.
»Pah!« schnaubte der Waldkauz. Er plusterte ziemlich verwirrt sein Gefieder auf und bemühte sich, eine unbeteiligte Miene zur Schau zu tragen. Glücklicherweise wurde die Aufmerksamkeit der Gruppe durch das Eintreffen der Kreuzotter abgelenkt, und so beruhigte sich der Waldkauz wieder. »Man sieht dich neuerdings überhaupt nicht mehr«, bemerkte der Dachs gutmütig, als er an der Reihe war,
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