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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen
Autoren: Colin Dann
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sofort. »Irgendwelche Gegenstimmen?« fragte der Fuchs. »Ich glaube, ich kann für alle Feldmäuse und alle Wühlmäuse sprechen, wenn ich sage, daß es für uns bequemer wäre, später weiterzugehen«, verkündete die Oberste Wühlmaus. Aber sie hatte sich verrechnet. Viele der winzigen Geschöpfe widersprachen und erklärten, sie seien wie alle anderen bereit, sofort aufzubrechen. »Gut, also abgemacht«, sagte der Fuchs kurz. »Wühlmaus, du bist leider überstimmt. Alle anderen wollen aufbrechen.«
»Warum denn auch nicht?« wollte der Turmfalke wissen. »Das Wetter ist schön, die meisten Menschen sind jetzt zu Hause beim Essen, und in einer Stunde oder so können wir schon alle im Park sein. Meinst du nicht auch, Fuchs?«
»Hm... vermutlich. Kröte, was meinst du dazu?« »Ich glaube, jetzt, wo uns der Turmfalke wieder auf den direkten Weg geführt hat, dürfte es höchstens noch zwei Stunden dauern«, überlegte die Kröte. »Ich kann die Nähe des Parks spüren, aber vielleicht kommen wir ein bißchen langsamer vorwärts als gewöhnlich, weil... nun, wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich das letzte Stück gern selbst laufen.«
»Ja! Ja. Ich auch!« rief der Maulwurf, wie es vorherzusehen war.
»Sehr tapfer von dir, Maulwurf«, bemerkte der Dachs und hob eine Augenbraue. »Bist du auch ganz sicher? Weißt du... eh... wir wollen nicht in letzter Minute noch aufgehalten werden.«
»Ich werde niemanden aufhalten«, sagte der Maulwurf hitzig. »Ich bin gerade die ganze Strecke von der Kirche gelaufen, und ich bin kein bißchen müde.«
»Gutes Kerlchen, gutes Kerlchen«, brummte der Dachs versöhnlich. »Ich gehe neben dir.« »Gut.« Der Fuchs stand auf. »Kröte, du gehst voraus und führst uns in den Park.«
»Sehr angemessen«, stimmte der Turmfalke zu. »Das war auch meine Hoffnung.«
Die anderen verstanden nicht, daß der Turmfalke offensichtlich einen Plan gemacht hatte, und so blieb dieser Plan ein Geheimnis.
Die Tiere machten sich auf den Weg. Stolz ging die Kröte voraus. Ihre Haut glänzte feucht, und ihre schönen Augen funkelten in der Sonne wie zwei Diamanten.
    Kaum einen Kilometer entfernt versammelten sich die Bewohner des Hirschparks an der verabredeten Stelle, nicht weit von dem Punkt, wo die mutigen Tiere aus dem Farthing-Wald erwartet wurden. Auf Anregung des Turmfalken, der ihnen früh am Morgen einen Besuch abgestattet hatte, wollten die Parkbewohner den Geschöpfen, deren Abenteuer sie jetzt alle kannten, ein fröhliches Willkommen bereiten. Obwohl die Tiere unterwegs kaum aufgefallen waren, weil sie auf der ganzen Strecke ausgesprochen vorsichtig gewesen waren - etwas, das sie nach und nach zu einer Kunst entwickelten -, hatten vor allem die geflügelten Bewohner dieses Landstrichs die Nachricht vom Anmarsch der Tiere aus dem Farthing-Wald weitergegeben. Ab und zu hatte man einen Blick von ihnen erhascht - vor allem während der Jagd und an der Autobahn -, und die Bewohner des Hirschparks erwarteten die Ankunft dieser Tiere, die aus der richtigen Wildnis kamen, mit Ungeduld. Die Tatsache, daß die Erlebnisse des Fuchses und des Dachses, des Maulwurfs und der Kröte, des Turmfalken, des Waldkauzes, der Kreuzotter und all der anderen schon zu einer Legende geworden waren, erhöhte die Ungeduld der einheimischen Lebewesen aus dem Naturschutzgebiet. Die Eßbaren Frösche waren von der FarthingWald-Odyssee am meisten beeindruckt, denn im Reiseführer der Tiergruppe hatten sie die Kröte erkannt, die sie vier Jahreszeiten zuvor kennengelernt hatten und die ihnen von ihrer alten Heimat erzählt hatte, zu der sie zurückkehren mußte. Ihre Begeisterung wurde dadurch noch größer, daß die Kröte als einzige die gefährliche Strecke zweimal zurückgelegt hatte.
    Als der Turmfalke deshalb am Morgen angekommen war und mit dem Rangältesten des Hirschrudels und anerkannten König des Parks gesprochen hatte, verbreitete sich die Nachricht von ihrer baldigen Ankunft bei Freund und Feind in Windeseile. Jegliche Feindschaft und Rivalität war vergessen, als die ganze Bevölkerung sich versammelte, um die neuen Mitbewohner zu begrüßen.
    Mit Hilfe seiner Untergebenen stellte der alte Hirsch die verschiedenen Tiergruppen an einem uralten Eichenbaumstumpf auf, einem wichtigen Punkt im Park, den jeder kannte. Da waren Dachse, Füchse und Hermeline, Kaninchen, Maulwürfe, Eichhörnchen, Igel, Haselmäuse, Feldmäuse und Wühlmäuse. Da waren Wiesel und Spitzmäuse, Kröten und Frösche, Eidechsen,
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