Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen
Autoren: Colin Dann
Vom Netzwerk:
Blindschleichen, Schlangen und Molche. Da waren Krähen, Raben, Eichelhäher und Dohlen, Fasane und Kauze, Spechtmeisen, Meisen und Rohrdommeln. Da waren Nachtigallen und Falken, Tauben, Finken und Spechte, und da war auch ein sehr interessantes Reiherweibchen. Diese prächtige Versammlung verteilte sich wie ein sich bewegender Farbteppich über das glänzende Gras, gekrönt von dem prächtigen, zweihundertköpfigen Rudel der weißen Hirsche, das hinter der massigen Gestalt seines Anführers versammelt war. Sie warteten den ganzen Nachmittag. Alle Augen waren auf das Loch im Zaun gerichtet, durch das der Turmfalke seine Freunde in die neue Heimat führen wollte. Endlich war es soweit.
    Der alte Hirsch nahm sichtlich Haltung an, als er mit seinen altersschwachen Augen das sah, worüber die anderen Tiere um ihn herum schon sprachen. Er hielt sich ganz aufrecht, und er sah von Kopf bis Fuß wie ein König der Wildnis aus, als er sich auf seine Willkommensrede vorbereitete.
    Der Turmfalke hatte sich auf einen Zaunpfahl gesetzt und meldete, daß die Gruppe gleich auftauchen würde. Und tatsächlich - ein paar Minuten später kamen die Tiere in Sicht, angeführt von der Kröte. Als sie am Zaun ankamen, blieben sie stehen und starrten verwundert die verschiedenen Artgenossen an, die sich zu ihrer Begrüßung versammelt hatten.
    »Geh weiter, Kröte!« rief der Turmfalke liebevoll. »Du solltest als erste hineingehen.«
Das Verhalten des Turmfalken zeigte den anderen, daß diese Begrüßungsversammlung für ihn keine Überraschung war. Er lächelte über ihre komischen Mienen. »Laßt sie nicht warten!« sagte er. »Sie erwarten euch schon seit langem.«
Die Kröte schaute nervös vom Turmfalken zu der Tierversammlung und wieder zurück. Doch schließlich schüttelte sie sich ein wenig und ging durch die Lücke. Der alte Hirsch sah sie herankommen. Die Kröte, deren gefleckte Brust beim Näherkommen vor Stolz anschwoll, war gefolgt vom Fuchs und der Füchsin. Dann kamen das Wiesel, die Hasen, die Kaninchen, die Igel, die Eichhörnchen, die Feldmäuse, die Wühlmäuse und dahinter der Maulwurf, der Dachs und die Kreuzotter, Den Abschluß bildeten die drei Vögel, welche die letzten paar Meter zu Fuß gingen.
Der alte Hirsch stand regungslos da, bis der letzte der Gruppe den Hirschpark betreten hatte. Dann senkte er seinen Kopf mit dem riesigen Geweih, und sofort brach ein Jubelgeschrei los. Da hörte man Schreie und Gegacker, Röhren, Gequiekse, Gebell und Gequake - Willkommensrufe in jeder erdenklichen Tonart. Der alte Hirsch trat vor. Er begrüßte die entzückte Kröte und dann jeden einzelnen von ihnen, bis hin zur kleinsten und jüngsten Feldmaus.
Danach kamen all die anderen Tiere, umringten die müden Helden und beglückwünschten sie voll Enthusiasmus. Dann, wie auf ein Signal, traten sie zurück, als der große Hirsch zu sprechen begann. »Wir haben alle diesen Tag herbeigesehnt«, sagte er im Namen aller Parkbewohner, »seit wir von unseren gefiederten Freunden das erstemal von eurer Reise gehört haben. Dem gewaltigen Willkommensgruß, den ihr ganz zu Recht entgegengenommen habt, kann ich nichts mehr hinzufügen. Doch im Namen aller Bewohner des Hirschparks möchte ich noch einmal sagen: ›Willkommen!‹ «
»Vielen herzlichen Dank«, sagte der Fuchs, »für ein Willkommen, das sowohl herzlich als auch unerwartet war. Wir hatten keine Ahnung, daß unsere Reise für euch von solchem Interesse war.« »Oh, mein Freund, ihr seid sehr berühmt«, gab der Hirsch zurück. »Wir alle wollen eure Abenteuer hören, und keiner ist neugieriger als ich. Aber ich weiß, daß ihr müde sein müßt. Fuchs, führe deine Freunde hier entlang. Wir haben einen Platz vorbereitet, wo ihr alle ungestört ausruhen könnt, so lange ihr wollt.« »Wie überaus freundlich!« erwiderte der Fuchs im Namen aller.
Die Tiere folgten dem alten Hirsch und einigen jungen Hirschkühen zu einer weichen, farnbewachsenen Kuhle, umgeben von flüsternden Birken und ausgelegt mit trockenem Gras. Keiner zögerte, bevor er sich diesem Luxus hingab. Als Antwort auf die freundliche Nachfrage des Hirsches, wann er wiederkommen könne, sagte der Fuchs, bis zur Abenddämmerung seien sie alle ausgeruht und würden sich freuen, ihn und seine Familie willkommen zu heißen. »Welch phantastischer Empfang!« sagte der Maulwurf, als sie allein waren.
»Ich glaube, ich weiß, wem wir dies alles zu verdanken haben«, sagte der Waldkauz trocken. Aber der Turmfalke
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher