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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen
Autoren: Colin Dann
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schlechten
Scherz steckte. Kaum drinnen angelangt, rannte eine Gruppe von
Igeln zwischen seinen Füßen hindurch und zur Tür hinaus. Wütend begann er nach dem zu rufen, der seiner Meinung nach für
diesen Spektakel verantwortlich war. Aber natürlich meldete sich
keiner. Der Vikar kam händeringend angelaufen und versuchte
mit sanfter Stimme, den aufgebrachten Mann zu beruhigen. Nach
einer Minute oder zwei konnten die Braut und die Brautjungfern
die Spannung nicht mehr ertragen, und so betraten sie die Kirche,
allerdings ohne die übliche Orgelbegleitung.
Während die Menschen herumstanden und mehr oder weniger
aufgeregt über dieses außergewöhnliche Ereignis sprachen,
konnten sich die kleineren Tiere, die sich immer noch in der
Kirche befanden, nach und nach davonmachen. Der Maulwurf
kam als letzter an der Tür an. Draußen traf er auf die Kröte und
die Kreuzotter, die sich an die Wand drückten und versuchten, so
unauffällig wie möglich auszusehen.
»Sie sind dorthin gegangen«, sagte die Kröte und deutete in
die Richtung, welche die schnelleren Tiere eingeschlagen hatten.
»Sie warten vermutlich irgendwo auf uns.«
»Ich kann niemanden sehen«, sagte der Maulwurf. »Natürlich
nicht«, sagte die Kreuzotter ungeduldig. »Ich bin überrascht, daß
du überhaupt zur Tür gefunden hast.«
»Oh, Kreuzotter, sei nicht so unfreundlich«, sagte der
Maulwurf gekränkt. »Wir... wir gehen zusammen, ja?« »Da
wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben«, brummte die
Schlange, die der Meinung war, der Maulwurf sei für ihre jetzige
Lage verantwortlich, weil er das Versteck bei den Orgelpfeifen
ausgewählt hatte. »Ich bin sicher, daß der Fuchs jemanden zu uns
zurückschicken wird, wenn die anderen sich etwas erholt haben«,
sagte die Kröte vertrauensvoll. »Den Turmfalken vermutlich.« Ein Stückchen weiter trafen sie auf ein paar Mäuse, die sich
aus Angst, verfolgt zu werden, dauernd umsahen.
Aber die Menschen waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich
in der Kirche zu streiten und zu unterhalten, als daß sie sich die
Mühe gemacht hätten, draußen nach dem Grund für die Störung
zu suchen. Und schon bald waren die Tiere so weit entfernt, daß
sie nicht hörten, wie die Orgel von neuem erklang.

31
Die letzte Runde
    »Es sieht dem Fuchs gar nicht ähnlich, uns zu vergessen«, bemerkte eine der Feldmäuse, nachdem sie eine Zeitlang durch das nasse, glänzende Gras gegangen waren.
    »Keine Angst«, sagte die Kröte. »Sie warten irgendwo an einer sicheren Stelle auf uns. Wir gehen weiter.« »Ich bin fast genauso naß wie bei dem Unwetter!« murrte die Oberste Wühlmaus, die als eine der letzten die Kirche verlassen hatte. »Ich bin völlig durchgeweicht von dem hohen Gras.«
    »Unsere Not wird bald ein Ende haben«, sagte der Maulwurf glücklich. »Ich kann es kaum glauben«, setzte er zur Kröte gewandt hinzu.
    »Freu dich nicht zu früh!« warnte die Kreuzotter. »Uns kann noch viel passieren.«
»Unsinn!« sagte die Kröte. »Wir sind schon so gut wie am Ziel. Ich für meinen Teil zweifle nicht daran.« »Wirst du im Teich mit den Eßbaren Fröschen leben?« fragte der Maulwurf die Kröte.
»Natürlich nicht«, antwortete sie. »Ich werde den Teich selbstverständlich besuchen, aber nach all dem, was ich gesehen habe, strebe ich nach mehr als nach der engen Welt aus Schlamm und Wasserpflanzen, in der die Frösche leben.«
Die Kreuzotter lächelte verschlagen. »Du mußt mich deinen Freunden vorstellen«, lispelte sie. »Sicher sind sie sehr interessant.«
Die Kröte sah ein wenig verwirrt aus und tat so, als hätte sie nichts gehört. Aber die Schlange ließ nicht locker. »Du machst es also?« drängte sie. »Ich möchte sie gern kennenlernen.«
Die Kröte hustete verlegen. »Hm ... also ... em... weißt du, Kreuzotter, die Sache ist die... ich weiß nicht, ob sie dich kennenlernen wollen.« Die Kreuzotter war nicht gekränkt. Sie lachte trocken und warf dem Maulwurf einen verstohlenen Blick zu. Kurz danach wurde das Vertrauen bestätigt, das die Kröte in den Fuchs gesetzt hatte. Sie hörten das unverwechselbare Pfeifen des Reiherflügels und riefen gemeinsam: »Hier! Hier!«
Der Reiher landete und stolzierte dann auf seinen stelzenartigen Beinen mit ihnen weiter. Da er nichts vom Fuchs erzählte, mußte die Kröte nachhaken. »Hast du gute Nachrichten oder schlechte?« fragte sie zurückhaltend.
»Oh, gute Nachrichten«, sagte der Pfeifer munter. »Sehr gute sogar.«
Sonst sagte er nichts, sondern
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