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Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete
Autoren: Katja Brandis
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Der zweite Bürge
    Ich weiß, was sie vorhaben, dachte Alena ke Tassos. Sie lag auf dem Bauch an der Kante des Hügels und spähte hinunter auf die Straße, die sich durch den schwarzen Vulkansand zog. Neben ihr kauerte Cchraskar und witterte mit den feinen Sinnen des Iltismenschen nach rechts und links. Er und Alena blickten hinüber zu der anderen Seite der Schlucht - wenn man genau hinschaute, merkte man, dass dort Zarko und seine Getreuen hockten, die anderen Jugendlichen des Dorfes Gilmor. Sie hatten sich zwar gut versteckt, aber es war ein kalter Wintermorgen und Alena sah die Wolken ihres Atems.
    „Sie warten darauf, dass ein Händler vorbeikommt«, flüsterte Alena.
    Cchraskar nickte. Seine pelzigen Ohren zuckten amüsiert. »Na klarr«, knurrte er. »Warenlager auf vier Beinen zu sprengen macht am meisten Spaß.«
    Alena grinste. Händler ritten meist auf Dhadas, horngepanzerten Reptilien. Dhatlas waren riesig und stark, aber schreckhaft. Wenn sie Angst bekamen, gruben sie sich blitzschnell in den Boden um sich zu verstecken - wenn man nicht rechtzeitig absprang, riskierte man verletzt zu werden. Da auf der Handelsstaße, die mitten durch Tassos führte und westlich von Gilmor verlief, ein paarmal am Tag Reisende vorbeikamen, war Dhatlas Erschrecken viele Winter lang eine von Alenas Lieblingsbeschäftigungen gewesen. Inzwischen fand sie es kindisch. Zarko dachte offensichtlich anders darüber.
    »Ich höre was«, sagte Cchraskar und klaubte sich mit der Pfotenhand einen Floh aus dem braun- und cremefarbenen Fell.
    Gespannt beobachteten sie, wie ein Dhatla am Anfang der Schlucht erschien und in ihre Richtung schlurfte. Noch war es zu weit weg um Einzelheiten erkennen zu können, aber Alena merkte an seinem Gang, dass es schwer bepackt war und eine lange Reise hinter sich hatte. Ein einzelner Mensch saß inmitten der Waren auf seinem Rücken.
    Alena wusste, was Zarko tun würde. Er hatte nicht viel Fantasie. Er würde, wenn das Dhatla in der Mitte der Schlucht war, eine große Flamme neben ihm auflodern lassen. Das genügte normalerweise.
    Langsam kam das Dhatla näher. Je mehr Alena von seinem Reiter erkennen konnte, desto nagender wurde das schlechte Gefühl in ihrem Inneren. Es war ein alter Mann der Luft-Gilde, sie konnte seinen kurzen weißen Bart erkennen. Er wirkte erschöpft. Wahrscheinlich hatte er in Tassos schon viel auszustehen gehabt und dachte jetzt nur daran, wie er sicher durch die Phönixwälder und ins grüne, freundliche Alaak kam. Bestimmt ahnte er nicht, dass ihm auch so nah der Grenze noch Gefahr durch die Feuer-Gilde drohte.
    »Der wird bestimmt verletzt, wenn sich sein Dhatla eingräbt«, flüsterte Alena.
    »Jedenfalls wird er lange brauccchen, bis er seinen Krempel wieder ausgebuddelt hat«, zischte Cchraskar.
    Spontan beschloss Alena, Zarko und seinen Leuten die Suppe zu versalzen - sie konnte die Kerle sowieso nicht ausstehen. Sie konzentrierte sich und murmelte eine Formel, die Feuer aus der Luft rief. Auf der Straße unter ihr erschien ein handhohes, sonnenhelles Flämmchen.
    So müde der Händler auch war - er sah die Flamme und begriff sofort, dass es eine Warnung war. Hastig setzte er sich auf und trieb sein Dhatla an, das die kleine Flamme neugierig, aber ohne Angst beäugt hatte. Widerwillig begann das Reptil zu rennen; der Tritt seiner Säulenbeine ließ den Boden erbeben.
    Von der Anhöhe gegenüber erschollen Flüche. Zarko richtete sich auf und schüttelte die Faust. Alena sah, dass er sich in seiner Wut ziemlich weit zur Kante vorwagte. Und dass er eine Fackel neben sich gelegt hatte. Schwerer Fehler! Sie murmelte eine zweite Formel. Die Fackel loderte auf. Überrascht wich Zarko zurück und die Kante bröckelte unter seinen Füßen. Seine Freunde schafften es im letzten Moment, Zarko an seiner Tunika zu packen. Sie wurde ihm halb über den Kopf gezogen dabei.
    Verblüfft blickte der alte Händler auf den Jungen, der halb nackt über ihm baumelte, und duckte sich erschrocken hinter den hornigen Nackenschild seines Reittiers. Zehn Atemzüge später verließ das Dhatla die Schlucht und war damit in Sicherheit.
    Auch Zarko hatte noch mal Glück gehabt. Zappelnd verschwanden seine Beine über der Kante der Schlucht. Er war nicht wirklich in Gefahr gewesen - der Abhang war nicht besonders steil. Aber es hätte sicher nicht viel Spaß gemacht, ihn hinunterzurollen.
    Gut gelaunt krochen Alena und Cchraskar zurück in Richtung der Ebene und machten sich auf den Weg nach Gilmor.
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