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Almuric

Titel: Almuric
Autoren: Robert E. Howard
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die scharfe Spitze drang zwei Finger breit in den Stein unter ihm ein!
    Dieser Vorfall bewies mir zweierlei: die fantastische Qualität meiner Waffe, und, dass ich nicht nur meine alten Kräfte voll und ganz wiedergewonnen hatte, sondern dass jeder Tag meine körperliche Gewandtheit und Stärke noch vermehrte – in einem Maße, das weder ich noch irgendein Mensch der Erde für möglich gehalten hätte.
    Das Leben, das ich führte, härtete meinen Körper ab, schärfte aber auch meine Instinkte und trainierte meine Reflexe auf die blitzschnellen Reaktionen, von denen das Überleben auf diesem wilden Planeten abhing. Die Sonne brannte meine Haut dunkel, Wind und Wetter gerbten sie, bis ich weder Hitze noch Kälte mehr spürte. Dieses primitive, urzeitliche Leben mit seinen allgegenwärtigen Gefahren bekam mir ausgezeichnet. Auf der Erde war ich zwar einer der stärksten Menschen gewesen, aber verglichen mit dem, was Almuric bald aus mir gemacht hatte, war ich damals ein bemitleidenswert unbeholfener, verweichlichter, langsamer Klotz gewesen, der mit seinen ungeübten Muskeln nichts anzufangen wusste.
    Die Kälte der Nacht, die scharfen Steine unter meinen Fußsohlen machten mir jetzt nichts mehr aus. Ich konnte stundenlang laufen, ohne müde zu werden, ja ohne merklich schneller zu atmen, denn jetzt hatte ich mich an die dünne Luft längst gewöhnt. Ich erwähne dies alles nur, weil es für die kommenden Ereignisse von Bedeutung ist. Nie hätte ich die schrecklichen Geschehnisse, die dieser Planet für mich bereithielt, lebend überstanden, wenn nicht das Leben in der Wildnis mich so abgehärtet hätte – wie Stahl gehärtet wird.
    Mit meinen Kräften wuchs verständlicherweise auch mein Selbstvertrauen. Längst floh ich nicht mehr vor einem geifernden Gorilla: Ich erklärte vielmehr diesen widerlichen Karikaturen von Menschengestalten den Krieg, nicht zuletzt deswegen, weil sie mir die Nüsse wegfraßen, die mein Hauptnahrungsmittel bildeten.
    Sie lernten schnell, mir nicht zum Lager zu folgen, nachdem ich einigen von ihnen den Garaus gemacht hatte.
    Andere Bewohner des Tales jedoch fürchtete ich und wich ihnen aus: den Hyänenrudeln, den Riesenleoparden, den gelbzotteligen Bären – die jedoch leicht zu vermeiden waren – und einem wieselartigen Tier, das ich seiner geringen Größe wegen die längste Zeit für harmlos gehalten hatte. Dann beobachtete ich jedoch eines Tages, wie eines dieser schlanken, grünbepelzten Biester seine Zähne in das Bein eines Bären schlug – der in wenigen Sekunden zu taumeln begann, umfiel und starb. Die grünen Wiesel besaßen ein Gift, das vermutlich gefährlicher war als das einer Kobra. Und es gab noch andere Wesen, die nur nachts unterwegs waren, und die ich deshalb nie näher zu Gesicht bekam. Sie zogen fast lautlos durch das Tal, stießen nur ab und zu hohe, grässliche Heultöne aus. Diese nächtlichen Ungeheuer waren für mich viel schrecklicher als alle anderen Bewohner des Tales, weil ich nichts von ihnen wusste, und man das Unbekannte immer am meisten fürchtet.
    Ich erinnere mich, dass ich eines Nachts plötzlich erwachte. Nicht von einem Geräusch, sondern von der ungewohnten Stille, die im Talkessel herrschte. Keiner der nächtlichen Jäger gab einen Laut von sich. Und dann spürte ich ein leichtes Vibrieren des Bodens, hörte ein sanftes, rhythmisches Zischen, als ob sich etwas Riesenhaftes durch das Gras wälzte. Ein dumpfer, schimmliger Geruch verbreitete sich. Ich konnte nichts sehen, die Nacht war mondlos – ich spürte es nur, als das Wesen, was immer es war, endlich das Tal wieder verließ. Die ganze Natur schien erleichtert aufzuatmen, die normalen nächtlichen Geräusche setzten ein, und ich fiel wieder in Schlaf.
    Da die verhaßten Gorillas ziemlich bald die letzten Nüsse abgeerntet hatten, war ich gezwungen, meine Nahrungssuche auf die weitere Umgebung auszudehnen. Immer weiter zog ich vom Tal fort, im wesentlichen in Richtung des südöstlichen Hügellandes. Manche Tage blieb ich hungrig, an anderen wieder hatte ich Überfluss, so wie es jedem wildlebenden Geschöpf ergeht. Ich jagte und wurde gejagt – mein Leben war niemals langweilig.
    Und es war ein herrliches Leben – obwohl ich nach Ansicht jedes zivilisierten Menschen vermutlich zu bedauern war. Ich hatte keine Gesellschaft, keine Bücher, keinerlei kultivierte Unterhaltung – aber ich war glücklich.
    Auf der Erde hatte ich nur halb gelebt; auf Almuric erst erwachte ich ganz zum Leben. Der
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