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Almuric

Titel: Almuric
Autoren: Robert E. Howard
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und ein geisterhaftes Flackern wie von ungeheurer elektrischer Energie umzuckte die schwarzen Tentakel.
    Wir werden wohl niemals wissen, wie viele Yagas und wie viele Sklavinnen in den einstürzenden Palästen starben. Von unseren Kriegern waren einige hundert schon durch den Schacht hinuntergelangt, als dieser Fluchtweg endgültig durch einstürzende Dächer und Mauern versperrt wurde. In wahnwitziger Hast wurden die Strickleitern über den Felsen hinuntergelassen, einige über der Stadt Akka, andere direkt über dem Fluss – egal wo, nur fort aus diesem Chaos! So flohen die Krieger, die noch lebten, und trugen die Sklavenmädchen mit hinunter, Guras, und auch rote und gelbe Frauen.
    Nachdem ich Altha Ghor anvertraut hatte, rannte ich direkt auf das Blitzungeheuer zu. Es war Wahnsinn, ich weiß es, und mir ist heute noch nicht klar, warum ich es tat – aber vielleicht würden nach Yugga auch die Städte der Guras der Zerstörungsmaschine zum Opfer gefallen sein, hätte ich damals gezaudert?
    So raste ich zwischen schwankenden Mauern und stürzenden Türmen hindurch, bis ich vor der sich bäumenden Schreckgestalt stand. Blind und hirnlos mochte das Ding sein, aber es wusste einen Feind zu erkennen: Kaum hatte ich einen schweren Stein in die formlose Masse geschleudert, als es sein erratisches Zerstörungswerk aufgab und auf mich zufegte, wobei Mauerwerk auf beiden Seiten auseinanderspritzte wie Wasser vor dem Kiel eines Schiffes.
    Ich floh in Windeseile und lockte das Ungeheuer von den schreienden, drängenden Menschenmassen weg, die sich über die Felsränder in panikartiger Flucht hinunterstürzten an Seilen und Leitern. Plötzlich fand ich mich auf einem schmalen Felsvorsprung zweihundert Meter über dem Fluss Yogh – und hinter mir war das Blitzwesen. Verzweifelt stellte ich mich, und sich aufbäumend griff das Ding an. Mitten auf dem dunklen qualligen Körper erblickte ich einen leuchtenden pulsierenden Fleck, groß wie eine Hand. Ich ahnte, dass hier das Lebenszentrum der geheimnisvollen Schreckgestalt liegen musste, und wie ein in die Enge getriebener Tiger sprang ich vorwärts und stieß mein Schwert in den pulsierenden Fleck.
    Was dann geschah, sah ich nicht mehr. Noch während ich sprang, explodierte die ganze Welt in einem blendenden Feuerblitz, und der Donner der Explosion schleuderte mich in das schwarze Nichts des Vergessens.
    Man erzählte mir später, dass das Feuerwesen, als mein Schwert es traf, mit einer ungeheuren weißblauen Flamme zerbarst und die ausgebrannten Fetzen zusammen mit meinem bewusstlosen Körper weit über die Klippen hinausgeschleudert wurden. Ich fiel zweihundert Meter hinunter in die blaue Tiefe des Yogh.
    Thab war es, der mich vor dem Ertrinken rettete, der sich trotz seiner Verwundung ins Wasser stürzte und meinen leblosen Körper aus den Wellen barg.
    Man wird vielleicht einwenden, dass kein Mensch aus einer Höhe von zweihundert Metern ins Wasser stürzen kann und es überlebt. Ich kann nur sagen, dass mir das geschah – und ich lebe noch.
    Lange Zeit lag ich bewusstlos, noch länger im Fieberdelirium; und sehr lange war ich vollkommen bewegungsunfähig, gelähmt, bis langsam meine misshandelten Nerven wieder zum Leben erwachten.
    Ich kam wieder zu mir auf einem Lager in Koth. Von dem langen Marsch heim von der zerstörten Stadt Yugga durch die Wälder und Ebenen wusste ich nichts. Von den neuntausend Kriegern, die gegen Yagg gezogen waren, kehrten nur fünftausend zurück, verwundet, erschöpft, abgekämpft, aber triumphierend. Sie brachten fünfzehntausend Frauen mit, die befreiten Sklavinnen der Yagas. Diejenigen, die weder aus Koth noch aus Khor stammten, wurden zu ihren eigenen Städten geleitet – in der Geschichte Almurics ein bisher unvorstellbares Ereignis. Den kleinen gelben und rothäutigen Frauen wurde die Wahl zwischen den beiden Städten freigestellt; in voller Freiheit leben sie nun in ihrer neuen Heimat.
    Ich aber habe Altha, so wie sie mich hat, und wir sind einander genug für immer. Als ich nach der Rückkehr von Yagg aus dem Abgrund meiner Betäubung auftauchte, sah ich ihr zartes Gesicht über mich gebeugt, zuerst verschwommen, unscharf wie ein schimmerndes Traumbild, das sich dann zu bezaubernder Wirklichkeit verdichtete. In ihren dunklen Augen schienen alle Sterne des Weltalls zu tanzen, als mein Blick dem ihren begegnete.
    Unsere Liebe wird nie erlöschen, denn gemeinsame Erfahrung, gemeinsames Leid hat uns aneinandergeschmiedet für immer.
    Zum
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