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Almuric

Titel: Almuric
Autoren: Robert E. Howard
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Gürtel abgebunden, aber das Klettern war der Wunde nicht gut bekommen, sie blutete immer noch ziemlich stark.
    Niemals habe ich eine Nacht elender verbracht als damals. Die Kalte schüttelte mich, vielleicht hatte ich auch ein wenig Fieber; unter mir glühten gierige Augen, und in den von dunkelroten Schatten gefleckten Hügeln brüllten und knurrten noch unbekannte Raubtiere. Immer wieder zerschnitt ein Aufheulen die Nacht, wenn ein Jäger seine Beute gefunden hatte. Und ich lag an einen kalten Felsen gepresst, verletzt, hungrig, frierend und verzweifelt, so wie vielleicht vor Jahrtausenden einer meiner Urahnen in der Steinzeit der Erde.
    Ich verstehe nun, warum so viele Völker in ihren primitiven Anfängen die Sonne als Gott verehrt haben. Als nach einer endlos langen Nacht die Sonne von Almuric ihren goldenen Rand über die fernen Berge emporschob, weinte ich fast vor Freude.
    Unten im Bau knurrten die Hyänen, gähnten mich hungrig an und machten sich davon, auf die Suche nach einer leichteren Beute. Langsam drang die zunehmende Wärme der Sonne in meine erstarrten Glieder, und ich erhob mich steif und reckte mich der Sonne entgegen, so wie jener vergessene Urahne in der Morgendämmerung der Menschheit den neuen Tag begrüßt haben mochte.
    Als mir etwas wärmer war, kletterte ich hinunter und stürzte mich auf die Nüsse, die in dicken Klumpen an den Büschen hingen. Der Hunger hatte mich zu der Erkenntnis gebracht, dass eine mögliche Vergiftung dem sicheren Verhungern wohl vorzuziehen war. Ich zerschlug die dicken Schalen und verschlang das saftige Fruchtfleisch – keine Mahlzeit auf der Erde hat mir je so gut geschmeckt. Ich verspürte keinerlei negative Folgen – die Nüsse waren nicht nur essbar, sondern nahrhaft und gut. Damit war das erste Problem meines Überlebens – Nahrung und Wasser – gelöst, und ich begann, meine Aussichten auf Almuric etwas zuversichtlicher zu beurteilen.
     
    Über die folgenden Monate gibt es wenig zu erzählen. Zuerst überlebte ich wirklich nur um Haaresbreite. Der Talkessel und die umliegenden Hügel waren voller Gefahren, und ich war nie sicher, das Licht des nächsten Tages noch zu erblicken. Ich glaube wirklich, dass es mir nur wegen meiner eisernen Konstitution und meiner überdurchschnittlichen Körperkräfte gelang, diese erste Zeit zu überstehen. Später, als meine Wunde verheilt war, lernte ich dieses Leben sogar zu genießen.
    Anfangs wagte ich nicht, das Tal zu verlassen. Hier war ich wenigstens sicher, Nahrung und Wasser zu finden. Ich baute mir aus Ästen und Gras eine Art Nest auf meinem Felsvorsprung und schlief dort. Besser gesagt, ich verbrachte die Nächte dort, da ich oft vor Kälte nicht schlafen konnte. So gewöhnte ich mir an, bei Gelegenheit tagsüber zu schlafen, und lernte, bei dem leisesten Geräusch sofort wach zu werden. Bald hatte ich es so weit gebracht, dass ich zu jeder Zeit und in jeder Lage einnicken konnte.
    Viele Tage brachte ich damit zu, mein Tal und die Hügel ringsum zu erforschen. Wiederholt stöberte ich dabei Raubtiere auf, und manchmal gewann ich den Wettlauf zu den Bäumen oder Felsen nur sehr knapp.
    Endlich aber musste ich aus demselben Grund das Tal verlassen, der schon seit Urzeiten die Menschen aus ihrer Heimat forttrieb aus Nahrungsmangel. Immer weiter musste ich auf der Suche nach Nüssen wandern – die Büsche im Talkessel selbst waren längst abgeerntet. Das hatte nicht allein ich besorgt; eine ganze Reihe von Tieren schienen die Nüsse auch nicht zu verachten, obwohl die meisten, nach der Aufmerksamkeit zu schließen, mit der sie mich bedachten, wohl hauptsächlich Fleisch fraßen. Da gab es zottige, bärenähnliche Wesen, und eine Art Gorillas mit fadenscheinigem, gelbem Pelz. Die Bären zeigten noch größeren Appetit auf Nüsse als ich selber, aber sie waren relativ harmlos. Behäbige Fleischberge, die sie waren, konnten sie nicht klettern, und auch ihre Augen waren nicht sonderlich scharf. Die Gorillas jedoch lernte ich fürchten und hassen. Sie verfolgten mich, kaum dass sie mich entdeckt hatten, und sie konnten Bäume und Felsen erklettern.
    Einmal kam mir einer bis zu meinem Lager nach, um mich auf dem Felsvorsprung endgültig zu erledigen. Nun, das war jedenfalls seine Absicht, aber mir reichte es. Zu lange war ich vor den Biestern davongelaufen. Als er sich über den Rand zog, rammte ich ihm mein Dolchschwert mit solcher Wucht zwischen die Schultern, dass er buchstäblich an den Vorsprung genagelt wurde:
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