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Almuric

Titel: Almuric
Autoren: Robert E. Howard
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tropfendem Pelz zwischen den Büschen verschwinden.
    Misstrauisch musterte ich das Ufer, das Gestrüpp und die Felsen, aber es waren keine hungrigen Angreifer mehr zu erblicken, und so kletterte ich fröstelnd aus dem eisigen Wasser, das mir das Leben gerettet hatte. Offensichtlich hatte das Biest wie alle Katzen sämtlicher Größenordnungen eine heftige Abneigung gegen Wasser.
    Meine Unvorsichtigkeit hatte mir eine tiefe Fleischwunde am Oberschenkel und zahlreiche Kratzer an Brust und Schultern eingebracht. Die Beinwunde blutete heftig. Ich tauchte sie in das kalte Quellwasser und fluchte lauthals, als das Wasser in der offenen Wunde zu stechen begann; ich ließ das Bein jedoch eingetaucht, bis die Blutung aufgehört hatte.
    Meine Lage sah jetzt nicht gerade ermutigend aus. Ich war hungrig, die Nacht brach an, und die Raubkatze würde vielleicht, einmal wieder trocken, einen weiteren Angriff unternehmen Zu all dem war ich verwundet – schwer verwundet nach irdischen Maßstäben. Der zivilisierte Mensch ist zumeist schwächlich und auf die Hilfe anderer angewiesen Meine Verletzung wäre für viele Leute Grund für einige Wochen Krankenhausaufenthalt gewesen. Und obwohl ich, gemessen an meinen Mitmenschen, eine außerordentlich robuste Konstitution habe, machte mir diese Wunde Sorgen: ich hatte keinerlei Mittel, sie zu behandeln, und eine Behandlung brauchte sie nur zu dringend. Dieses Problem wurde mir jedoch bald aus den Händen genommen …
     
    Ich hatte mich mühsam in Richtung Klippen in Bewegung gesetzt, weil ich hoffte, in den zerklüfteten Felswänden vielleicht eine Höhle zu finden, die mir Schutz vor Tieren und vor der nächtlichen Kälte bieten könnte. Auf einmal wurde die Luft von einem höllischen Geheul zerrissen, das vom Taleingang herkam. Durch die verstreuten Felsblöcke kam ein Rudel Hyänen getrabt – sie ähnelten jedenfalls irdischen Hyänen, nur dass diese nicht einen so infernalischen Lärm zustande gebracht hätten. Über die Absichten der Biester machte ich mir keine Illusionen: Sie waren ganz eindeutig hinter mir her.
    Angst verleiht Flügel, heißt es, und ich flog auch förmlich dahin, nachdem ich noch einen Augenblick zuvor mühsam gehinkt war. Ich hetzte auf die Felsen zu, und mit jedem Sprung durchfuhr mich ein stechender Schmerz; bald blutete die Wunde wieder heftig, aber ich biss die Zähne zusammen und rannte nur noch schneller.
    Das Rudel setzte mir geifernd nach und holte so schnell auf, dass ich fast die Hoffnung aufgab, die Bäume unterhalb der Klippen zu erreichen, bevor die Biester über mich herfielen. Sie schnappten nach meinen Fersen, als ich verzweifelt den erstbesten Ast packte und mich hinaufschwang. Aufatmend kletterte ich weiter in die Krone des Baumes – und stellte mit Entsetzen fest, dass die Hyänen mir nachkletterten! Wie alles auf Almuric unterschieden auch sie sich ein wenig von ihren irdischen Gegenstücken: Sie besaßen gebogene, scharfe Krallen und kletterten damit wie Katzen.
    Schon wollte ich es mit ihnen ausfechten, weil mir ja kein anderer Ausweg blieb, da entdeckte ich in der Felswand über mir einen schmalen Vorsprung, gerade wo sich die Äste meines Baumes eng gegen die Klippen drängten. Buchstäblich mit letzten Kräften zog ich mich, zerkratzt und zerschunden wie ich war, mühselig über den Vorsprung hinauf. Der Blutverlust hatte mich so geschwächt, dass ich nur mehr ziemlich hilflos auf meine Verfolger hinunterstarren konnte. Wenn sie mir auch hierher nachkamen …!
    Aber es schien, dass Felsenkletterei nicht ihre Stärke war. Eine der Hyänen sprang auf den Felsvorsprung zu, versuchte vergeblich, an dem steilen Fels mit den Krallen Halt zu bekommen, und fiel wild um sich schlagend mit einem markerschütternden Kreischen aus der Wand. Darauf unternahmen die anderen keinen Versuch mehr, mich zu erreichen.
    Sie gaben aber ihre Wacht nicht auf. Sterne flammten in dem immer dunkler werdenden Himmel auf, in fremden Mustern und dichten Gruppen, wie sie in solcher Pracht der Himmel meiner fernen Heimat nicht kennt. Später stieg ein riesiger, rotgelber Mond hinter den Bergen empor, eine breite Sichel, die wie eine goldene Schale auf dem Samt des Himmels stand. Und immer noch saßen meine Wächter auf den Ästen unter mir und heulten ihren Hass und ihren Hunger in die Nacht.
    Die Luft war nun eisig kalt geworden, und die nackten Felsen neben mir überzogen sich mit Reif. Meine Glieder erstarrten vor Kälte. Ich hatte mein verletztes Bein mit dem
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