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Almuric

Titel: Almuric
Autoren: Robert E. Howard
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voll Schnee und Eis versetzt hatte. Eine sommerliche Wärme lag über der Ebene, die Sonnenstrahlung auf der bloßen Haut war sehr angenehm.
    Um mich dehnte sich die Ebene in allen Richtungen bis zum Horizont – unter einem Himmel, der ein etwas tieferes Blau hatte als der meiner Heimatwelt. Der Boden war mit dichtem, blaugrünem Gras bedeckt, das in der Ferne an manchen Stellen bis zur Höhe von Schilf emporwuchs. Da und dort blinkte Wasser, und ich konnte mehrere mäandernde Flussläufe erkennen – genau genommen waren es eher verschilfte Bäche. Schwarze Punkte bewegten sich durch das Gras der Ufer, aber sie waren zu weit entfernt, als dass ich Einzelheiten hätte ausmachen können – und meine Fantasie gaukelte mir bizarre Alptraumgestalten vor.
    Ja, ich kann nicht leugnen, dass es ein erschreckendes Erlebnis war, binnen Sekunden Millionen Lichtjahre durch das All geschleudert zu werden und sich in einer fremden Welt wieder zu finden. Die friedliche Stille rings um mich erschien mir trügerisch und voll lauernder Gefahren – mir, der ich mein ganzes Leben nie eine Gefahr gesucht hatte, ja, sie begeistert begrüßt hatte! Jetzt erschrak ich vor meinem eigenen Schatten. Die überdurchschnittlichen Körperkräfte, die mir bisher Sicherheit geschenkt hatten, waren nichts angesichts der namenlosen Schrecknisse, mit denen meine Vorstellung diese fremde Welt bevölkerte. Bald jedoch sollte ich erfahren, dass meine Muskeln doch nicht so ganz unbrauchbar waren.
     
    Ein leichtes Geräusch hinter mir ließ mich herumfahren – und ich erblickte das erste Lebewesen von Almuric. So bedrohlich der Fremdling auch aussah, der Anblick verjagte doch die sonderbare Kälte aus meinen Gliedern und ließ mich wieder Mut fassen: Das Sichtbare ist nie so voller Schrecken wie das Unbekannte, Ungreifbare.
    Auf den ersten Blick dachte ich, einem Gorilla gegenüberzustehen. Einen Sekundenbruchteil später war mir jedoch klar, dass er etwas anderes war: ein denkendes Wesen wie ich, ein Mensch eher denn ein Affe.
    Er war nur wenig größer als ich, doch viel breiter und massiver gebaut, mit mächtigen ausladenden Schultern und muskelbepackten Gliedern. Er trug eine Art Lendenschurz aus einem seidenähnlichen Stoff, und einen breiten Gürtel, der ein langes Messer in einer Lederscheide hielt. Ich widmete diesen Einzelheiten nur einen flüchtigen Blick und wandte mich sofort fasziniert seinem Gesicht zu.
    Seine Züge sind nicht so einfach zu beschreiben. In vielem sah er aus, wie die Steinzeitmenschen ausgesehen haben mögen: ein kurzer massiver Hals, mächtige Kinnbacken, die mit einem kurzen, borstigen Bart bedeckt waren. Unter der flachen Nase ein gekrümmter Schnurrbart wie die Hauer eines Ebers. Die schmalen Lippen entblößten in höhnischem Grinsen Zähne, die einem Raubtier hätten gehören können. Seine Augen waren blutunterlaufenes, eiskaltes Grau – ihr Blick verhieß nichts Gutes. Über den buschigen Brauen zog sich die Stirn flach in ein schwarzes Haargestrüpp zurück. Die Ohren waren klein und eng am Kopf anliegend. Der gesamte Körper des Wesens war nahezu vollständig mit blauschwarzem, drahtigem Haar bewachsen. Mein Gegenüber war zwar nicht so haarig wie ein Affe, aber unzweifelhaft haariger als irgendein Mensch, den ich je gesehen hatte.
    Die ganze Haltung drückte geballte Kraft aus – rohe, brutale Kraft. Es waren jedoch nicht die schweren Knochen und eisenharten Muskeln, die mir Gefahr kündeten – die Gorillas in den Bergen waren viel stärker gewesen –, es waren seine Augen, die sich mit kalter Arroganz und Herausforderung in meine bohrten. Ich fühlte Ärger in mir hochsteigen und spannte instinktiv die Muskeln an.
    Ich vergaß meinen Unmut jedoch in einem Augenblick reinsten Erstaunens, als ich ihn auf einmal Englisch sprechen hörte!
    »Thak! Was für eine Sorte Mann bist denn du?«
    Seine Stimme war voll beleidigender Verachtung. Sein Hirn schien nur von primitiven Instinkten geleitet zu werden, von Misstrauen und Hass dem Fremden gegenüber, und in keiner Weise von den Gesetzen irgendeiner Gesellschaft. Mein Ärger wallte erneut auf – eine genauso instinktive Reaktion wie die seine. So standen wir einander gegenüber, wie zwei Hunde, die einander fremd sind und sich deshalb anknurren. Ich versuchte mich zu beherrschen.
    »Ich bin Esau Cairn«, antwortete ich kurz und schwieg dann, meine Anwesenheit auf diesem Planeten zu erklären.
    Der arrogante Blick glitt über meine glatte Haut, mein bartloses
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