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Almuric

Titel: Almuric
Autoren: Robert E. Howard
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überging, hinter denen wiederum höhere Vorgebirge emporstiegen bis zu grauroten, hochaufragenden Felszacken. Ein Blick nach Süden zeigte, dass der Trupp in dem hohen Schilfgras eines Bachlaufs verschwunden war, den er überqueren musste, um zu mir zu gelangen.
    Ich überlegte nicht länger, sondern rannte los, in Richtung der Hügel. Erst an ihrem Fuß blieb ich stehen und riskierte einen Blick zurück. Ich atmete heftig, und mein Herz schlug ungewohnt rasch, obwohl ich doch gar nicht so weit gelaufen war: ich erklärte mir das damit, dass die Luft von Almuric, wie mir schien, bedeutend dünner als die irdische Atmosphäre war, etwa so wie bei uns in einer Höhe von vielleicht fünftausend Metern.
    Mein Gegner war inzwischen auf die Füße gekommen und stand einsam in der weiten Ebene. In etwas weiterer Entfernung war die Gruppe der Bewaffneten wieder aus dem Schilfgürtel aufgetaucht und trabte eilig auf den Kameraden zu.
    Rasch hastete ich den ersten flachen Hügel empor, nach Luft ringend und schweißüberströmt, als ich auf der Kuppe ankam. Oben sah ich mich noch einmal um und stellte fest, dass die anderen jetzt meinen Gegner erreicht hatten und um ihn herumstanden. Dann lief ich in die seichte Talsenke vor mir hinunter und sah nichts mehr von ihnen.
     
    Nach mehreren Stunden Marsch – das Gelände war immer rauer geworden – erreichte ich einen zerklüfteten Talkessel, der rundum von steilen Hängen umgeben war. Der Boden war mit großen Felsbrocken übersät, die von den hier und dort hervorragenden rötlichen Felsklippen herabgestürzt waren. Dicke, knorrige Bäume mit breiten Kronen bildeten die einzige Vegetation, abgesehen von verschiedenen Arten von Buschwerk, dorniges, zerzaustes Gestrüpp, das aber fast ausnahmslos Früchte trug: große, sonderbar geformte Nüsse. Ich pflückte eine und zerschlug sie; der fleischige Kern sah saftig und gut aus, aber noch war meine Vorsicht größer als mein Hunger.
    Mehr als der Hunger machte mir schrecklicher Durst zu schaffen, und es kostete mich beinahe das Leben, als ich ihn endlich stillen konnte. In der Mitte des Talkessels glänzte ein Teich, der offensichtlich von einer Quelle gespeist wurde: an einer Stelle sprudelte das Wasser lebhaft hoch, floss dann am Rande in einem kleinen Bach ab.
    Ich stürzte hastig hin und warf mich der Länge nach in das saftige Gras am Ufer. Gierig tauchte ich mein Gesicht in das kristallklare Wasser. Es war herrlich kalt und eine Wohltat für meine brennende Haut und meine ausgedörrten Lippen. Und dann trank ich. Dieses Wasser konnte für einen Menschen genauso gefährlich sein, wie es vielleicht die Nüsse waren, aber der Durst zwang mich, dieses Risiko einzugehen. Es schien aber wirklich reines Wasser zu sein; es hatte nur einen leichten, würzigen Beigeschmack, wie ihn ein Mineralwasser haben mochte aber es war unvorstellbar erquickend. Einige Minuten lag ich völlig entspannt in angenehmer Ermattung da, nachdem ich meinen Durst gelöscht hatte. Und das war ein Fehler. Immer auf der Hut sein, selbst im Schlaf noch, das ist die wichtigste Regel, wenn man in der Wildnis lebt, und vergisst man das, so wird man nicht lange leben.
    Die Wärme der Sonne, das Murmeln des Baches, das kühle weiche Gras und meine Erschöpfung wirkten wie ein Schlafmittel. Irgendein Instinkt aus Urzeiten warnte mich, ließ mich aus meinem Halbschlaf hochschrecken, als ein sanftes, kaum hörbares Wispern zu dem Glucksen der Quelle hinzukam. Bevor noch mein Hirn das Geräusch interpretiert hatte – irgend etwas Großes strich durch das hohe Gras –, warf ich mich zur Seite und griff nach meinem Dolch.
    Ein wütendes Kreischen gellte in meinen Ohren, und ein schwerer Körper landete um sich schlagend genau dort, wo ich gelegen hatte. Eine krallenbewehrte Pranke fetzte über mein Bein, bevor ich mich wegrollen konnte. Ich hatte keine Zeit, meinen Angreifer näher zu besehen, aber er schien mir alle unangenehmen Eigenschaften einer großen Raubkatze zu haben. Verzweifelt versuchte ich, den wütenden Prankenhieben zu entgehen, aber im nächsten Augenblick war das Biest schon fauchend über mir und ich fühlte den schneidenden Schmerz seiner eindringenden Krallen. Wir wälzten uns hin und her, und plötzlich schlug eiskaltes Wasser über uns zusammen. Mein Angreifer gab einen halb erstickten Jaulton von sich, platschte voller Panik herum und machte sich davon. Als ich mir das Wasser aus den Augen gewischt hatte, sah ich ein großes Katzentier mit
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