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Almuric

Titel: Almuric
Autoren: Robert E. Howard
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nach einer Weile wurde mir bewusst, dass ich die Rufe der Männer genauso verstanden hatte wie die Worte meines Gegners damals! Die Worte waren Englisch gewesen, und ich zerbrach mir vergeblich den Kopf, wie das möglich sein konnte. Zwar waren viele Dinge auf Almuric ähnlich wie auf der Erde, aber es war völlig unvorstellbar, dass sich auf zwei verschiedenen Planeten die gleiche Sprache entwickelt haben sollte. Aber – konnte ich meinen Ohren trauen? Ich hatte die Worte verstanden und deshalb automatisch geschlossen, sie müssten meine eigene Sprache sein. Vielleicht – und das war die einzig mögliche Erklärung, die mir einfiel – hatte die fantastische Methode, die mich nach Almuric gebracht hatte, mich auch mit den nötigen Sprachkenntnissen versorgt … aber zur Hölle mit diesem Problem, es gab näher liegende.
    Vielleicht war es dieses Erlebnis, das schließlich doch den Wunsch nach menschlicher Gesellschaft in mir weckte – wieder mit jemandem sprechen können, und sei es auch nur mit einem Feind … denn Freunde würde ich offensichtlich kaum finden. Ich beschloss, mein Glück mit den Bewohnern Almurics zu versuchen.
    Bevor ich in die Ebene hinauszog, schabte ich mir mit dem immer noch rasiermesserscharfen Dolch den struppigen Bart vom Gesicht und schnitt mir auch die Haarmähne kürzer – ich weiß nicht, warum ich das tat, es sei denn aus dem natürlichen Wunsch heraus, mich für die Gesellschaft, auf die ich hoffte, ›feinzumachen‹.
     
    Am nächsten Morgen stand ich auf und marschierte über die endlose Grasebene nach Südosten. Viele Meilen legte ich zurück, ohne etwas Besonderes zu erleben. Ich watete über mehrere kleine Flüsse, an deren Ufern das Gras übermannshoch stand. In diesen Graswäldern trieben sich schnaubende, stampfende Tiere umher, denen ich wohlweislich auswich; später erfuhr ich, dass diese Vorsicht bei den Flugungeheuern nur zu angebracht war.
    Vögel aller Arten und Farben flitzten über die Wasserflächen. Eine Art schien mir eher mit Fledermäusen verwandt zu sein – jedenfalls hatten sie keine Federn, sondern ledrige, silbergrüne Flügel.
    Auf der Ebene grasten Herden kleiner rehähnlicher Tiere, und dazwischen tummelten sich recht bizarre Wesen. Sie erinnerten mich an spitzbäuchige Schweine, die wie Kängurus auf unproportioniert großen Hinterbeinen vorwärtshopsten – sie boten einen höchst komischen Anblick, und ich lachte, bis mir die Seiten weh taten. Und dies war das erste Mal, dass ich auf Almuric gelacht hatte.
    Diese Nacht schlief ich im hohen Gras eines Flussufers, und ich hatte Glück, denn keines der jagenden Ungeheuer kam in meine Nähe. Die Luft war angenehm warm – in der Ebene wurde es nachts nie so kalt wie im frostigen Hügelland.
    Am nächsten Tag wurde meine Entwicklung vom wilden Tier zu einem menschlichen Wesen durch ein Ereignis beschleunigt, das mir irgendwie symbolisch erschien: es gelang mir, Feuer zu machen. Bisher hatte ich vergeblich nach Steinen zum Feuerschlagen gesucht – das Gestein in den Hügeln war weich und bröcklig. So hatte ich, wenn der Hunger mich dazu zwang, rohes Fleisch essen müssen. An diesem Morgen jedoch fand ich am Bachufer einen grünen Stein, der glasig und hart war wie Obsidian. Geduldig schlug ich mit meiner Waffe immer wieder darauf, und brachte endlich einen Funken zustande, der das trockene Gras daneben rasch entzündete. Die Flammen fraßen sich so gierig weiter, dass ich einige Mühe hatte, das Feuer unter Kontrolle zu halten.
    An diesem Abend legte ich einen Ring aus Feuer um mein Lager; mit getrockneten Pflanzenstängeln nährte ich die Flammen. Wie viel sicherer ich mich im warmen flackernden Schein meines Lagerfeuers fühlte! Dabei war diese Sicherheit vielleicht trügerisch, denn wie konnte ich gewiss sein, dass die Tiere Almurics das Feuer ebenso fürchteten wie die der Erde? Aber auch diese Nacht geschah nichts, obwohl ich öfters in der Dunkelheit Augen auffunkeln sah.
    Auf meiner Wanderung über die Ebene lebte ich von Früchten, die überall an den Bächen auf dickblättrigen Pflanzen wuchsen. Sie schmeckten frisch und säuerlich, waren aber nicht so nahrhaft wie die Nüsse des Berglandes. Beim Anblick der rehähnlichen Tiere, die überall in der Savanne weideten, lief mir das Wasser im Mund zusammen – jetzt hätte ich ihr Fleisch ja braten können – aber sie waren einfach zu flink und wachsam für mich.
    So wanderte ich tagelang ohne bestimmtes Ziel durch das Grasland, bis in der Ferne
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