Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Almuric

Titel: Almuric
Autoren: Robert E. Howard
Vom Netzwerk:
eine bewehrte Stadt sichtbar wurde.
    Die Nacht brach herein, als ich diese aufregende Entdeckung machte, und so musste ich meine Ungeduld bezähmen. Als ich mein Lagerfeuer entzündete (den grünen Feuerstein hatte ich mir natürlich mitgenommen), fragte ich mich, ob die Bewohner der Stadt es wohl bemerken und jemand zur Erkundung ausschicken würden.
    Bevor es ganz dunkel wurde, starrte ich zu der Stadt hinüber die sich mit ihren mächtigen Türmen und Mauern noch lange gegen den östlichen Himmel abhob, ehe die Nacht heraufzog und ich nichts mehr sehen konnte.
    Ich lag noch eine Zeitlang wach, inmitten meines Feuerrings, und versuchte, mir die Bewohner der Stadt vorzustellen. Waren die haarigen Wilden ihre Erbauer? Das war unwahrscheinlich – obwohl auch auf der Erde barbarische Völker gewaltige Bauwerke errichtet haben. Vielleicht würde ich Menschen einer hoch stehenden Kultur finden. Vielleicht … in meiner Fantasie erwachten schattenhafte Gestalten flüsternd zum Leben.
    Dann ging der Mond auf, genau hinter der Stadt, und tauchte ihre Mauern in sein eigenartiges rotgoldenes Licht. Die dunklen Umrisse vor der riesigen Halbscheibe des Mondes hatten etwas Urgewaltiges, Brutales – und im Einschlafen noch dachte ich dass diese düsteren Zyklopenmauern genau das waren, was meine haarigen Verwandten bauen würden, wenn sie bauen konnten.

 
2
     
    Bei Tagesanbruch machte ich mich auf den Weg zur Stadt. Es war natürlich leichtsinnig, so einfach drauflos zu marschieren, aber ich war nun endgültig meines einsamen Lebens müde geworden, und ich war neugierig.
    Immer deutlicher wurden die Einzelheiten des wuchtigen Bauwerks, das mehr eine Festung war, eine Burg, von Titanen erbaut, als eine Stadt. Die gewaltigen Mauern und hochaufragenden Türme und Kuppeln waren aus grob behauenen Blöcken eines grünlichen Gesteins gefügt, das weder poliert noch in irgendeiner Weise verziert war.
    Noch konnte ich keinerlei Anzeichen von Leben entdecken – die Stadt hätte ebenso gut verlassen sein können. Bald jedoch gelangte ich auf eine breite Straße, die durch Tausende Füße in das Gras getreten worden war, bis die Erde blank und eisenhart festgestampft war. Erst als ich schon fast das massive Stadttor erreicht hatte, zu dem mich diese Straße führte, sah ich die ersten Menschen: Auf den Wachttürmen zu beiden Seiten des Tores lugten schwarzhaarige Köpfe über die breiten Zinnen. Ich blieb stehen, um die Wachen anzurufen. Die Sonne stand nun gerade über den Türmen und blendete mich, so war ich völlig unvorbereitet, als ein Knall wie von einem Gewehrschuß ertönte, bevor ich noch einen Ton herausgebracht hatte. Ein heftiger Schlag gegen meinen Kopf schleuderte mich in tiefe Bewusstlosigkeit.
    Als ich wieder zu mir kam, was dank meiner Konstitution ziemlich rasch der Fall war, lag ich auf dem Steinboden eines Raumes, der nur zu eindeutig ein Verlies war. Hoch oben in der Mauer aus grünglänzenden Steinblöcken war zwar ein Fenster, aber es war vergittert.
    Und ich war angekettet wie ein wildes Tier. Eine schwere Kette war mit einem fremdartig aussehenden Schloss um meine Mitte befestigt. Ihr anderes Ende hing an einem in die Wand eingelassenen Ring. Wie alles in der Stadt war auch meine Fesselung äußerst massiv.
    In meinem Kopf pochte ein langsam nachlassender Schmerz. Ich tastete nach der Wunde, die mir das Geschoß – oder was es immer gewesen war – zugefügt haben musste, und stellte fest, dass mein Kopf mit einem seidenartigen Stoff verbunden war.
    Meine zweite Sorge galt meiner Waffe – aber die war natürlich nicht mehr da. Ich fluchte kräftig, nicht zuletzt über meinen Leichtsinn, der mich Gott weiß welchen Feinden ausgeliefert hatte. Nach einem kurzen Moment der Panik, wie sie jedes wilde Tier überfällt, wenn es sich gefangen sieht, kehrte meine Zuversicht zurück, und ich war nur mehr wütend über die unmotivierte Feindseligkeit der Bewohner dieser Stadt. Zornig sprang ich auf die Füße und begann, heftig an meinen Ketten zu zerren. In diesem sinnlosen Unterfangen wurde ich durch ein leises Geräusch unterbrochen. Ich fuhr herum, geduckt zur Verteidigung, bereit zum Angriff; aber weder das eine noch das andere war nötig.
    Denn in der Tür stand ein Mädchen, eine junge Frau, die nicht viel anders aussah als die Frauen der Erde – und sich doch von ihnen unterschied wie eine wilde Gazelle von einem zahmen Reh. Ihr Haar war nachtschwarz, ihre Haut sehr weiß. Sie trug eine leichte, weiche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher