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Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Autoren: Erin Duffy
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nach Hause liefert.
    Zwanzig Minuten später hüpfe ich aus dem Taxi und renne durch eine schwere Messingtür, in deren marmornen Türsturz Cromwell Pierce eingraviert ist. Ich versuche, mich leichtfüßig zu bewegen, sodass das Klick, klack, klick meiner hohen Hacken nicht in der höhlenartigen Lobby widerhallt, während ich zum Fahrstuhl gehe. Dabei wiederhole ich mein neues morgendliches Mantra:
    Klick, klack, klick. Ein paar Stunden, ein paar Stunden lang kriegst du alles auf die Reihe. Locker.
    Klick, klack, klick. Vielleicht ist er heute nicht da.
    Klick, klack, klick. Natürlich ist er heute da. Er ist immer da. Du bist am Arsch, Alex. Du bist total am Arsch.
    Ich starre auf die Messingleiste am Fahrstuhl, während ich in den zweiten Stock fahre. Als ich aussteige, bin ich umgehend konfrontiert mit Sicherheitsleuten und stelle meine Taschen auf das Fließband, das durch einen Röntgenapparat läuft. Ich hasse diese Apparate aus tiefster Seele. Eines Morgens hatte ich einen Tanga in meiner Tasche – warum, möchte ich momentan lieber nicht vertiefen –, und das war ausgerechnet der Tag, an dem der Sicherheitsmann mich aufforderte, den gesamten Inhalt meiner Tragetasche vor aller Augen auszubreiten, damit er sich davon überzeugen konnte, dass ich nicht irgendwelche geheimen Waffen bei mir trug. Die Sicherheitsüberprüfungen an der Wall Street kommen gleich nach denen im Weißen Haus. Das ist keine Beschwerde. Ich will damit nur sagen, dass man manchmal seine Handtasche nicht durchleuchtet haben möchte, das ist alles.
    Der Fahrstuhl ist rappelvoll, und ich stehe neben zwei Männern mittleren Alters in perfekt gebügelten Hosen und pastellfarbenen Polohemden. Ich weiß nicht, wer für die Besetzung des Films Wall Street verantwortlich war, aber wer auch immer es war, hat sich nie bei Cromwell Pierce umgeschaut. Wenn irgendeiner meiner Kollegen auch nur entfernt Charlie Sheen oder Michael Douglas ähnlich sähe, würde das Arbeiten sehr viel mehr Spaß machen. Während ich ausdruckslos ins Journal blicke, lausche ich ihrer Unterhaltung. Beiläufig fragt der Mann im blauen Polohemd den Typen im gelben Polohemd: »Warst du am Wochenende draußen?«
    »Klar, Southampton. Habe Samstag auf dem Shinnecock gespielt.«
    »Ah, sehr schöner Kurs! Wie lief’s?«
    »Hatte ein paar Probleme am Tee, aber ziemlich gut, danke. Und du?«
    »West Hampton. Hab mich ein bisschen der Familie gewidmet, bevor mein Sohn wieder zur Uni muss.«
    »Oh, wie schön. Wohin?«
    »Brown. Er spielt dort Lacrosse.«
    »Fantastisch. Welche Position spielt er? Mein Sohn ist im zwei ten Studienjahr in Harvard.«
    »Harvard, hm? Das ist großartig. Er ist Verteidiger. Und deiner?«
    »Mittelfeld.«
    »Wir müssen irgendwann mal zu einem Spiel gehen und die Jungs anfeuern, nicht wahr?«
    »Absolut. Kann es kaum erwarten, dass die Saison beginnt.Bears gegen Crimson wird ein Spitzenspiel.«
    Beide Männer nicken.
    Doch das war nur die Oberfläche ihrer Unterhaltung. Unterhalb des höflichen Geplänkels verlief das wirkliche Gespräch ungefähr so:
    »Mein Golfclub ist teurer als deiner, was bedeutet, dass ich mehr Geld verdiene als du.«
    »Geh zum Teufel mit deinem exklusiven, weltberühmten Club! Mein Junge wird Lacrosse in der Ivy League spielen.«
    »Oh, du denkst, das ist was Besonderes? Mein Junge spielt bereits in der Ivy League.«
    »Na toll! Wenn dein Junge Mittelfeldspieler ist, heißt das, dass er kleiner und schwächer ist als meiner. Hoffentlich treten sie mal gegeneinander an, dann nietet mein Sohn deinen auf dem Feld glatt um.«
    »Wir werden nie, niemals miteinander reden, bei welchem Spiel auch immer! Ich werde so tun, als hätte ich dich noch nie im Leben gesehen.«
    »Harvard ist für Schwuchteln.«
    »Brown ist für Weicheier.«
    Blitzmeldung: Ich arbeite in einer riesengroßen Sandkiste für Erwachsene.
    Ich habe mich nicht immer so gefühlt. Voriges Jahr hätte ich diese Unterhaltung noch amüsant gefunden. Es hätte mich interessiert, was auf den Märkten los war. Ich wäre begeistert zur Arbeit gegangen. Aber seit 2008 ist alles echt mies.

1
    LedergesichtundSeester n -Ted
    Es ist nicht überraschend, dass ich in einer Branche arbeite, die von Männern beherrscht wird. Ich habe immer schon gern mit Jungs gespielt. Ich mochte mich gern schmutzig machen, mir die Knie aufschürfen und Frösche fangen. Ich mochte lieber Baseball mit den drei Callahan-Jungs auf der Straße als Himmel und Hölle mit meiner kleinen Schwester Cat in
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