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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht
Autoren: Christie Golden
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    DUNKLE TEMPLER BUCH III

    ZWIELICHT

    CHRISTIE GOLDEN

    Ins Deutsche übertragen von Timothy Stahl

    PROLOG

    Es war an der Zeit, das Zwielicht willkommen zu heißen.
    Der junge Akolyth war so tief in seine Arbeit versunken, dass ihn das Singen der Kristalle erschreckte. Ganz schlicht war es, ein leises Läuten, das nicht mehr und nicht weniger tat, als die Jünger des Alys'aril, des „Heiligtums der Weisheit", zu rufen, auf dass sie sich am Ende des langen, sengend heißen Tages versammelten. Er zuckte zusammen und schloss seine vierfingrige Hand fest um den kostbaren Khaydarin-Kristall, um ihn nicht fallen zu lassen wie er es sich von Kindheit an hier im Alys'aril durch strenge Lehre verinnerlicht hatte. Die Kristalle waren alles. Sie waren immer, immer mit Vorsicht zu handhaben. In der Ausbildung lernte man, instinktives Tun zu unterdrücken, damit keine achtlose Hand Gefahr lief, ein solch edles Stück zu Bruch gehen zu lassen.
    Er zwang sich zu entspannen, setzte den Kristall behutsam wieder an seinen Platz und trat einen Schritt zurück, um sein Werk voller Stolz zu begutachten. Heute war es ihm gelungen, die Informationen aus nicht weniger als sieben alten, verwitterten und beschädigten Kristallen in glänzende, frisch gebrochene und geladene Behältnisse zu übertragen.
    Sein Mentor Krythkal trat hinter ihn und legte lächelnd den Kopf schief. „Gut gemacht", sagte er. „Sieben. Eine beeindruckende Zahl. Aber du musst stets darauf achten, bei der Erfüllung deiner Aufgabe nicht überstürzt vorzugehen. Es ist besser, den Inhalt eines einzigen Kristalls sorgfältig zu bergen, anstatt hundert nachlässig zu übertragen."
    Der junge Alysaar unterdrückte seine Verärgerung. Er war seit vierzig Jahren hier und kein Novize mehr. Nichtsdestotrotz senkte er den Kopf. „Ihr sprecht wahr. Und doch bleibt noch so vieles zu tun."
    Er spreizte die Hand und wies auf den Kelch der Erinnerungen. Die gewaltige Schale von jenen unter den dunklen Templern, die einst zur Kaste der Khalai gehört hatten, aus dem weichen Gestein geschlagen ragte vor Meister und Schüler in die Höhe, bis obenhin gefüllt mit Khaydarin-Kristallen. Eine Schwebeplattform trug die Jünger zum Rand hinauf, wo sie nicht mehr als fünf Kristalle auf einmal in speziell ausgepolsterten Beuteln verstauten, die sie sicher verschnürt am Körper trugen. Einige Kristalle beinhalteten lediglich eine einzelne Erinnerung. In anderen steckten Hunderte. Manche waren immer noch größtenteils klar und bedurften nur einer leichten Verfeinerung. Andere verlangten nach dem schärfsten, diszipliniertesten Verstand, den die Alysaar, die „Hüter der Weisheit", mit der Aufgabe betrauen konnten, die Erinnerungen zu begreifen und unbeschadet in reinere Kristalle zu transferieren. Niemand wagte auch nur zu schätzen, wie viele Kristalle im Kelch ruhten. Es würde viele Leben lang, und das Leben der Protoss war lang, dauern, um alles aufzuzeichnen, was der Kelch barg. Und es kamen immer wieder neue Erinnerungen hinzu.
    „Die Freude an dieser Aufgabe steckt in der Arbeit daran, nicht in ihrer Erfüllung." Krythkal lachte leise. „Denn sie wird nie ganz erfüllt sein, nicht solange auch nur noch ein einziger dunkler Templer lebt. Aber nun komm. Die Sonne begibt sich zur Ruhe, und wir müssen es ihr nachtun. Ein müder Geist könnte eine Einzelheit übersehen, und das wollen wir doch ganz gewiss nicht."
    Der kleine Mond war trocken und fast unerträglich heiß, und deshalb kamen die Jünger, die das Alys'aril bewohnten, nur im Zwielicht des frühen Abends und Morgens aus den dunklen, kühlen steinernen Räumen hervor, um sich zu stärken. Vor dreihundert Jahren, als die ersten dunklen Templer nach der Verbannung von ihrer Heimatwelt Aiur in einem Xel'naga-Schiff hier angekommen waren, hatten sie es für eine Fügung des Schicksals gehalten, diesen Ort so rasch gefunden zu haben. Es gab nicht nur ein Warp-Gate, ein Relikt der Xel'naga, das diesen Mond als einen jener Orte kennzeichnete, die einst die Großen Lehrer aufgesucht hatten, nein, es herrschte auch eine seltene Kombination verschiedener Energien, die die Khaydarin-Kristalle, die hier zu finden waren, verändert manche sagten auch: „gereinigt" hatten.
    Das Alys'aril war über einer solchen Energieballung erbaut worden; es gab noch zwei andere, die eine tief unter der Oberfläche, wo Khaydarin-Kristalle in Hülle und Fülle vorkamen, und die andere tief unter dem Grund des einzigen großen Meeres des
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