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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst
Autoren: Louise Millar
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Kinder verbreiten. Und Tom wäre gewalttätig. Damit niemand seine Kinder zum Spielen zu Ihnen kommen lässt. Und sie hat sogar das Gerücht in die Welt gesetzt, Sie hätten mit einem geschiedenen Vater geschlafen – Matt heißt er, glaube ich – und dann gesagt, er sei schlecht im Bett.«
    An der Küchentür bleibe ich stehen.
    »Was?«, rufe ich. »Suzy, hör auf! Lass sie in Ruhe. Was hat sie gerade gesagt? Ich habe mit dem Typen nie gesprochen …«
    Suzy dreht sich zu mir um. Sie ist puterrot, ihre Augen geweitet vor Wut. Sie versucht immer noch, Debs mit der Haustür, die sie gewaltsam zuschiebt, hinauszuschubsen.
    »Hör auf, Suzy, habe ich gesagt! Woher hat sie das? Wie kann sie all das behaupten?«
    Da schielt Suzy und schneidet ihre dumme Comedy-Grimasse.
    Ich starre sie an. »Suzy. Sag mir, dass das nicht stimmt. Sag mir, dass du nicht der Grund bist, warum die ganze Nachbarschaft mich und Rae zwei Jahre lang ignoriert hat!«
    Sie feixt albern wie ein Schulmädchen, das von der Lehrerin beim Weitergeben eines Briefchens ertappt wird, lässt die Tür los und tritt zurück. Debs schüttelt sich und kommt wieder herein.
    »Du bist wohl nicht ganz bei Trost?«, entfährt es mir. »Warum tust du so etwas?«
    Suzy stößt einen langen, gekünstelten Seufzer aus. Es ist, als ließe jemand die Luft aus ihr heraus und mit der Luft die ganze Wut.
    »Sie ist eifersüchtig«, ruft Debs. »Mir hat sie alles Mögliche angehängt, ich glaube, weil sie Angst hatte, wir beide würden uns anfreunden. Ich glaube, sie kann es nicht ertragen, dass Sie außer mit ihr noch andere Kontakte haben. Und ich glaube, sie wollte nicht, dass Sie arbeiten gehen und andere Leute kennenlernen. Deshalb hat sie versucht, Ihnen Angst zu machen, dass Rae etwas passiert, wenn Sie nicht da sind. Eifersucht ist etwas Schreckliches. Ich kann ein Lied davon singen, mit meiner Schwester …«
    Ich stehe verwirrt da. Versuche alles zu begreifen.
    Und dann weicht mir das Blut aus den Wangen.
    »Aber selbst wenn das stimmt. Doch nicht mit Rae. Suzy, du würdest … du würdest doch Rae nichts antun! Nicht mit Absicht! Oder …?«
    Debs blickt zu Suzy hoch. »Wollen Sie es ihr selber sagen? Sonst sag ich’s.« Ihre Stimme nimmt einen neuen, mutigen Ton an. Suzy sackt leicht zur Seite, gibt aber kein Wort von sich.
    »Sie hat den Wagen gegen die Parkbank gefahren, Callie«, erklärt Debs. »Mit Rae auf dem Rücksitz. Und ich glaube, sie hätte es getan, egal, ob ich aufgetaucht wäre oder nicht. Tut mir leid, aber das ist die Wahrheit.«
    Aber meine Gedanken sind woanders. Ich entdecke etwas Komisches auf dem Fußboden. Kleine rote Punkte, die von der Haustür die Diele entlang zu Suzy führen.
    Dann hebt Suzy die Hand, und ich sehe, was sie aus der Küchenschublade genommen hat. Ein kleines, scharfes Messer. Debs folgt meinem Blick. Gleichzeitig sehen wir zu Suzys linkem Bein hinunter. Die Hose verfärbt sich an der Innenseite rasch von Khaki zu Burgunderrot. Ich höre ein leises Klopfen – das Blut, das auf den Boden tropft.
    »Suzy«, flüstere ich. »Was hast du getan?«
    Ohne zu zögern, marschiert Debs auf Suzy zu und streckt die Hand aus.
    »Geben Sie es mir, Suzy. Bitte.« Sie spricht mit einer sanften Stimme. »So ist’s gut. Alles wird gut. Callie, rufen Sie einen Rettungswagen.«
    Entsetzt beobachte ich, wie ein zärtlicher Ausdruck in Suzys Gesicht erscheint. Sie wendet mir den Kopf zu und rutscht an der Wand nach unten.
    »Ich dachte, du wärst es«, sagt sie mit einer matten, weichen Stimme; sie kann nur noch müde murmeln. »Du weißt schon, du und ich, Cal. Freundinnen für immer.«

Montag
    Kapitel 58 Callie
    Ich sitze an Raes Klinikbett, beobachte sie gebannt.
    Sie schlägt ein Auge auf, noch schlaftrunken, und versucht mich anzusehen.
    Da zieht sich mein Gesicht zu einem Lächeln in die Breite, strahlend wie die Sonne.
    »Ich hab Durst«, sagt Rae. »Ich will Johannisbeersaft.«
    »Ich glaube, du bleibst im Moment lieber bei Wasser«, sage ich und widerstehe der Versuchung, zu ihr ins Bett zu steigen und ihren warmen kleinen Körper so fest an mich zu drücken, dass er wieder eins mit mir wird.
    »Kaye gibt mir Johannisbeersaft.«
    Ich lächle. »Was du nicht sagst! Na, ich freue mich jedenfalls, dass du es schon wieder mit allen Tricks probierst. Schau mal. Ich hab was für dich.« Ich greife in die Handtasche und ziehe einen weißen Umschlag heraus. »Ein Brief von Hannah für dich.«
    Raes Gesicht leuchtet auf. Sie
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