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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst
Autoren: Louise Millar
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bitten.«
    Ich starre ihn an. »
Du
willst mich um einen Gefallen bitten?«
    Er rollt mit den Augen. »Ich weiß. Unter diesen Umständen nicht sehr passend.«
    Ich lehne mich zurück.
    »Weißt du, was? Bevor du mich fragst, möchte ich gern, dass du mir ein paar Fragen beantwortest. Dann werden wir sehen.«
    Er blickt mich an, und ich begreife, dass ich zum allerersten Mal die Überlegene bin. Sein Gesicht hat etwas Weiches, das ich noch nie an ihm gesehen habe. Jez hat Angst, denke ich. Er weiß nicht mehr weiter. Plötzlich wirkt er wie ein großes, dickes Kind, das in Papis Anzug geschlüpft ist.
    Ich bin überrascht, welche Abscheu mich erfasst.
    »Gut …«
    »Gut. Also, als Erstes möchte ich etwas über Suzy wissen. Ich will wissen, wo du sie kennengelernt hast. Bei der Arbeit?«
    Er senkt den Blick. »Ja. Sozusagen.«
    »In deinem Büro in Denver?«
    Er windet sich vor Unbehagen. »Nein. Bei ihrer Arbeit.«
    »Und wo wäre das?«
    »In einem Clu… Ich meine, in einer Bar. In der Nähe meines Büros.«
    Ich sehe, wie unwohl er sich fühlt. »Was jetzt – in einer Bar oder in einem Club?«, frage ich mit Bedacht.
    Er seufzt. »In einem Club.«
    »Und darf ich fragen, in welcher Art von Club?«
    »Lieber nicht«, murmelt er.
    Ich nicke und lasse die Auskunft sacken. Denke an den Ordner, den die Polizeibeamtin vor sich liegen hatte, als sie mich zu Suzy befragte.
    »Gut. Und warum hast du sie geheiratet?«
    Er kniff den Mund zusammen. »Sie ist in der ersten Woche schwanger geworden. Mit Absicht. Da erschien es mir einfach als gute Idee. Um den Alten zu ärgern.«
    »Und wann hast du erkannt, dass deine tolle, sexy neue Frau, die du geheiratet hast, um deinen Dad zu ärgern, ein Fall für die Klapsmühle war?«
    Er sah mich scharf an. »Cal. Ich weiß, was sie dir angetan hat. Aber du redest von der Mutter meiner Kinder.«
    Ich halte seinem Blick stand.
    »Ich fragte, wann, Jez.«
    Er seufzt, beugt sich vor und zupft einen Fussel vom Ärmel. »Es hat ziemlich bald angefangen. Sie begann, in meinem Büro aufzutauchen, und warf den Frauen, mit denen ich arbeite, böse Blicke zu. Sie ist mir in Bars gefolgt. Hat mich vor Freunden angeschrien. Einmal hat sie mich vor dem Unternehmenschef, für den ich in Denver Vertragsverhandlungen geführt habe, geohrfeigt, als er mich von seinem Chauffeur zu Hause absetzen ließ, nachdem wir bis in die Nacht hinein gearbeitet hatten.«
    »Warum bist du nicht gegangen?«
    »Ich dachte, es läge an der Schwangerschaft. Aber nach Henry ist es noch schlimmer geworden. Sie wollte niemanden in seine Nähe lassen. Sie wollte ihn und mich die ganze Zeit bei sich im Haus behalten. Ich habe versucht, ein Kindermädchen anzustellen, damit sich die Lage etwas entspannt, aber Suzy wollte gehört haben, wie die Frau Henry androhte, sie würde ihn in die Mikrowelle schieben, wenn er nicht zu schreien aufhörte. Die Frau hat das abgestritten, aber ich musste sie entlassen. Und dann ist Suzy wieder schwanger geworden. Da bin ich mit der ganzen Familie nach London zurückgekehrt und habe angefangen, zu Hause zu arbeiten. Sie beruhigt sich wenigstens, wenn ich da bin. Und wenn ich weggehe, um mich mit Kunden oder Freunden zu treffen, kann sie mich nicht verfolgen. Ich habe wieder angefangen zu leben.«
    »Gelebt hast du allerdings – nach allem, was ich so höre,«, sage ich. Jez beißt sich auf die Lippe. »Aber du hast es gewusst. Du hast gewusst, dass sie psychisch gestört ist.«
    »Was heißt hier psychisch gestört? Eifersüchtig vielleicht, durcheinander. Alles wegen ihrer Schwester. Sie …«
    »Schwester?«, rufe ich. »Was für eine Schwester denn?«
    »Faye. Sie lebt in Denver. Suzy spricht nicht mehr mit ihr, aber Faye hat mich ausfindig gemacht, ist zu mir ins Büro gekommen und hat mir alles erzählt. Sie glaubt, dass das die Wurzel der Probleme ist. Dass sie bei der Mutter bleiben durfte und Suzy zu einer schrulligen alten Tante geschickt wurde.«
    Ich nehme alle Informationen gierig auf. »Warst du deshalb immer hinterher, dass die Zwillinge in den Kindergarten kommen? Ist das auch der Grund für das Internat? Um die Kinder von ihr möglichst fernzuhalten? Willst du sie ihr irgendwann ganz wegnehmen?«
    Er fummelt mit einem Zuckertütchen herum.
    Ich schüttle den Kopf.
    »Und um welchen Gefallen möchtest du mich bitten?«
    Er richtet sich auf und lächelt bemüht.
    »Sie wird wochenlang dort sein. Vielleicht monatelang. Meine Eltern sind heute früh nach Südafrika
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