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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst
Autoren: Lisa Jackson
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Kapitel eins
    H ilfe … O Gott, so hilf mir doch jemand …« Die Stimme klang verzweifelt, flehend, wenngleich kaum hörbar, da im Hintergrund ein bekannter Song ertönte. Was man dagegen hören konnte, war das stetige Tropfen irgendeiner Flüssigkeit – wie dicke Regentropfen, die auf den Fußboden platschten.
    Platsch. Platsch. Platsch.
    Barfuß, nur mit einem Nachthemd bekleidet, tappte Jules Farentino zum Arbeitszimmer. Die Tür stand einen Spaltbreit offen. Ihr Herz pochte so laut, dass es in ihren Ohren dröhnte. Durch die Gardinen vor der Fensterglastür drang ein schwaches, zuckendes, bläuliches Licht.
    »Beeil dich … es bleibt nicht mehr viel Zeit …«
    Sie wollte laut rufen, doch sie blieb stumm. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, dass irgendetwas Finsteres, Böses vorgefallen war, ließ sie lautlos durch den eisigen Flur schleichen.
    Vorsichtig stieß sie die Tür zum Arbeitszimmer ganz auf und spähte hinein. Die L-förmige Couch und der dazu passende Sessel wurden vom unheimlich flimmernden Licht des Fernsehers beleuchtet, der Ton war abgestellt.
    Michael Jacksons »Billie Jean« klang aus den Lautsprechern der Stereoanlage, übertönt von dem anderen Geräusch: Platsch. Platsch. Platsch.
    Unnatürlich laut.
    Wie grollender Donner in ihrem schmerzenden Kopf.
    Eine warme Flüssigkeit tropfte auf ihre nackten Zehenspitzen, und sie senkte ruckartig den Blick. Ihre Augen weiteten sich, als sie Blut von der langen Klinge des Messers tropfen sah, das sie in der Hand hielt. Die roten Tropfen wurden mehr und bildeten vor ihren Füßen eine Pfütze.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Nein!
    Jules Farentino versuchte zu schreien, doch erneut drang kein Laut aus ihrer Kehle. Sie schaute zur geöffneten Fenstertür hinüber und sah ihren Vater auf dem Fußboden in der Nähe des Couchtischs liegen.
    »Hilf mir, Jules«, stieß er hervor. Seine Lippen bewegten sich kaum. Er sah zu ihr hoch – der Blick starr, eine klaffende Wunde auf der Stirn, ein roter, größer werdender Fleck vorn auf seinem zerknitterten weißen Hemd.
    Blut sprudelte aus Rip Delaneys Mundwinkel, als er mit erstickter Stimme flüsterte: »Warum?«
    Gelähmt vor Entsetzen, die Hand klebrig vom Blut, fing sie an zu schreien –
    »Es ist sieben Uhr fünfundvierzig. Die Außentemperatur beträgt momentan kühle drei Grad, nur knapp über dem Gefrierpunkt, doch gegen Nachmittag erwarten wir Temperaturen von bis zu zehn Grad. Heute wird es nasskalt, am Vormittag ist mit schwerem Sturm zu rechnen. Und nun der Verkehrsbericht …«
    Jules fuhr mit einem Ruck im Bett auf.
    Ihr Herz raste, ihr Kopf schmerzte, die Stimme des Radiosprechers irritierte sie. Sie stellte den Wecker aus und erschauderte. In ihrem Schlafzimmer war es eiskalt, das Fenster stand einen Spaltbreit offen, Wind fegte herein, Regen prasselte aufs Dach wie ein nicht enden wollender Trommelwirbel.
    »Verflixt«, flüsterte sie und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, während die Überbleibsel ihres immer wiederkehrenden Traums in eine dunkle, entlegene Ecke ihres Gedächtnisses glitten. Sie blickte auf die Uhr und stöhnte, als ihr bewusst wurde, dass sie vergessen hatte, den Wecker neu zu stellen.
    Rasch stieg sie aus dem Bett und schreckte ihren Kater auf, der zusammengerollt auf dem zweiten Kissen geschlafen hatte. Diablo hob seinen grauen Kopf, streckte sich und öffnete den Mund zu einem Gähnen, wobei er seine nadelspitzen Zähne entblößte. Jules nahm ihren Bademantel vom Fußende des Betts und schlüpfte hinein. Zeit zum Duschen blieb keine, Zeit zum Joggen schon gar nicht.
    Stattdessen spritzte sie sich etwas Wasser ins Gesicht, warf sich zwei extrastarke Kopfschmerztabletten in den Mund und spülte sie mit Leitungswasser hinunter. Als sie im Badezimmer fertig war, zog sie Jeans und ein XL-Sweatshirt an und setzte eine alte Kappe der Trail Blazers auf. Basketball hatte ihr schon immer gefallen. Anschließend machte sie sich auf die Suche nach den Schlüsseln, wozu sie ihre Handtasche durchwühlte und die Taschen der Jacke, die sie am Tag zuvor getragen hatte.
    Ihr Handy in der Ladestation neben dem Bett klingelte.
    Als sie es aufklappte, blickte ihr Shays Gesicht von dem kleinen LED-Display entgegen.
    »Wo bist du?«, fragte ihre Schwester.
    »Bin unterwegs.«
    »Das ist zu spät! Wir sind fast da!«
    »Jetzt schon?« Jules angelte nach ihren Turnschuhen und blickte erneut auf die Uhr. »Ich dachte, ihr würdet gegen neun aufbrechen.«
    »Der Pilot hat
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