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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst
Autoren: Lisa Jackson
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angerufen. Es soll ein Sturm aufziehen oder so ähnlich. Keine Ahnung. Auf jeden Fall muss er früher losfliegen.«
    »O nein! Sag ihm, er soll warten.«
    »Das geht nicht. Kapierst du’s nicht? Sie meint es ernst, Jules«, sagte Shay, deren Stimme nun weit weniger tough klang. »Edie will mich loswerden.«
    Nun, das war wohl etwas zu dramatisch formuliert, dachte Jules, aber so war Shay nun einmal.
    Jules schlüpfte in die Schuhe, schnürte die Bänder und richtete sich wieder auf. »Dann sag eben ihr, sie soll noch warten.«
    »Das sagst besser du ihr«, erwiderte Shay, und eine Sekunde später hörte Jules die Stimme ihrer Mutter, die sagte: »Hör mal, Julia, es gibt keinen Grund, darüber zu debattieren; ich habe keinerlei Einfluss darauf. Ich habe Shaylee erklärt, dass sie aufbrechen muss, sobald der Pilot eine Möglichkeit sieht, sie sicher zur Schule zu fliegen, und er sagt, er muss früher los, weil ein Sturm aufzieht.«
    »Nein, Mom, warte. Du kannst sie doch nicht einfach –«
    »Doch, das kann ich sehr wohl. Sie ist noch minderjährig. Ich bin ihre Erziehungsberechtigte. Außerdem geschieht das Ganze auf richterliche Anordnung. Dieses Gespräch hatten wir doch schon einmal, ich habe keine Lust, immer wieder darauf herumzureiten.«
    »Aber –«
    »Entweder sie fliegt, oder sie wandert ins Jugendgefängnis. Das ist ihre letzte Chance, Julia! Der Richter hat sie vor die Wahl gestellt, und sie, clever, wie sie ist, hat sich für die Schule entschieden, genau wie sie sich zuvor entschieden hatte, sich mit diesem Kriminellen zusammenzutun und in ein Verbrechen verwickeln zu lassen. Ihr Freund hatte nicht so viel Glück: Er hat keinen reichen Vater, der ihm einen Anwalt besorgt hat. Dawg wird für lange Zeit hinter Gitter wandern, deine Schwester kann sich glücklich schätzen!«
    »Warte!«
    Die Verbindung wurde abgebrochen. Besorgt stand Jules inmitten ihres unaufgeräumten Schlafzimmers und konnte es nicht fassen, dass ihre Mutter Shaylee tatsächlich zu einer weit entfernten Schule für problematische Jugendliche verfrachten ließ, einer Schule, die irgendwo am Ende der Welt mitten im Nichts zu liegen schien. Sie stürmte aus dem Wohnkomplex, in dem ihre Eigentumswohnung lag, und winkte Mrs. Dixon, ihrer Nachbarin, zu, die eben die nasse Zeitung hereinholte.
    Dann sprang sie in ihren alten Volvo und machte sich auf den Weg zu der Adresse am Lake Washington, die sie zuvor von Edie bekommen hatte. Dort sollte Shaylee von dem Wasserflugzeug abgeholt werden, das sie zur Blue Rock Academy im südlichen Oregon bringen würde.
    Jules drückte das Gaspedal durch.
    Doch der Freeway glich einem Parkplatz, vor ihr erstreckte sich eine endlos scheinende Reihe roter Rücklichter, und der aktuelle Verkehrsbericht, der aus dem Autoradio dröhnte, konnte Jules’ Laune nicht gerade heben. Offenbar steckte jeder, der im Staate Washington ein Auto besaß, auf der Interstate 5 im Nieselregen fest. Die Scheibenwischer flappten träge hin und her. Erschöpft blickte Jules auf den Stau in die nördliche Richtung. Sie kämpfte gegen aufziehende Kopfschmerzen an, trommelte ungeduldig mit den Fingern aufs Lenkrad und wünschte sich, sie wüsste eine schnellere Strecke zum See.
    Als sie noch an der Bateman Highschool in Portland, Oregon, beschäftigt gewesen war, hatte sie sich ständig durch die Rushhour kämpfen müssen, doch seit sie ihre Stelle als Lehrerin im letzten Juni verloren hatte, waren ihr die Stoßzeiten erspart geblieben. Momentan arbeitete sie als Kellnerin im 101, einem Nobelrestaurant im Hafenviertel, und zwar abends, wenn nur wenig Verkehr herrschte – einer der wenigen Pluspunkte an diesem Job.
    Nun kam Musik im Radio, doch auch das beruhigte ihre Nerven nur wenig, und mit jedem Wusch-wusch der Scheibenwischer verstärkte sich ihre Sorge. Sie würde zu spät kommen. Shay würde abfliegen, ohne dass sie sich von ihr verabschiedet hätte, und es gab nichts, was sie daran hätte ändern können – nicht mal Edie konnte das. Ein Richter hatte angeordnet, dass Shay in eine Art »Besserungsanstalt« geschickt wurde, um sich zu rehabilitieren.
    Jules stellte einen Sender mit Achtziger-Jahre-Musik ein, gepfeffert mit Schnellfeuer-Updates von Brenda, der Verkehrsreporterin, die die kritischen Stellen auf den Freeways so schnell herunterratterte, dass man kaum etwas mitbekam.
    Es hätte ohnehin nichts genutzt.
    An diesem unglückseligen Märzmorgen schien auf sämtlichen Strecken das Chaos zu herrschen.
    »Macht
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