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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang
Autoren: Lori Handeland
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1
    Mansagt,derJagdmondhabefrüherBlutmondgeheißen,undichweißauch,warum.DerhelleScheineinesVollmondsineinerfrostigenHerbstnachtverwandeltBlutvonPurpurrotinSchwarz.
    Ich persönlich ziehe die Farbe von Blut im Mondschein seiner Schattierung im grellen Kunstlicht bei Weitem vor. Aber ich schweife ab.
    Ich bin eine Jägerin. Ein Jägersucher für die Eingeweihte n – von denen es nur eine Handvoll gibt. Ich jage Monster, und für den Fall, dass ihr denkt, dies sei ein Euphemismus für die Serienmörder von heute, so ist das nicht. Wenn ich „Monster“ sage, meine ich damit die entfesselte Hölle, Klauen und Reißzähne, frei herumlaufende, übernatürliche Geschöpfe. Die Art von Kreaturen, die einem niemals endende Albträume bescheren. Ich weiß, wovon ich spreche.
    Meine Spezialität sind Werwölfe. Ich muss schon tausend getötet haben, dabei bin ich erst vierundzwanzig. Leider war meine berufliche Auslastung noch nie in Gefahr. Ein Umstand, der mir mal wieder allzu bewusst wurde, als mich mein Chef, Edward Mandenauer, an einem Tag im Oktober in aller Herrgottsfrühe anrief.
    „Leigh, ich brauche Sie hier.“
    „Wo ist hier?“, ächzte ich.
    Ich bin kein fröhlicher, strahlender Morgenmensch. Das liegt vielleicht daran, dass ich den größten Teil meines Lebens in der Dunkelheit verbringe. Werwölfe zeigen sich erst nachts, bei Mondschein. Sie sind diesbezüglich ziemlich eigen.
    „Ich bin in Crow Valley, Wisconsin.“
    „Nie gehört.“
    „Genau wie der Rest der Welt.“
    Plötzlich hellwach und mit sämtlichen Sinnen in Alarmbereitschaft, setzte ich mich auf. Das hatte verdächtig nach einem trockenen Witz geklungen. Edward machte keine Witze.
    „Wer spricht da?“, fragte ich barsch.
    „Leigh.“ Mandenauers langes, gequältes Seufzen war ebenso typisch für ihn wie sein schwerer deutscher Akzent. „Was ist heute Morgen los mit Ihnen?“
    „Es ist morgens. Reicht das nicht?“
    Ich war niemand, der jeden neuen Tag freudig begrüßte. Mein Leben war einer einzigen Sache gewidme t – die Erde von Werwölfen zu säubern. Nur so konnte ich vergessen, was passiert war, mir vielleicht verzeihen, dass ich lebte, während alle, die ich je geliebt hatte, gestorben waren.
    „Liebchen“, murmelte Mandenauer, „was mache ich nur mit Ihnen?“
    Edward hatte mich an jenem lang zurückliegenden Tag voller Blut, Tod und Verzweiflung gerettet. Er hatte mich bei sich aufgenommen, mir Dinge beigebracht und mich dann losgeschickt, um sie in die Tat umzusetzen. Ich war seine eifrigste Agentin, doch nur Edward und ich wussten, warum.
    „Es geht mir gut“, versicherte ich ihm.
    Das tat es nicht und würde es vermutlich auch nie. Aber ich hatte mich damit abgefunden und neu angefangen. Sozusagen.
    „Natürlich geht es Ihnen gut“, erwiderte er sanft.
    Keiner von uns beiden ließ sich von meiner Lüge oder seiner Billigung derselben täuschen. Auf diese Weise blieben wir auf das fokussiert, was wichtig war. Sie alle zu töten.
    „Die Stadt liegt im Norden des Staates“, fuhr er fort. „Sie werden nach Minneapolis fliegen, sich einen Leihwagen nehmen, und dann müssen Sie i n … ich glaube, östlicher Richtung fahren.“
    „Ich komme nicht nach Shit Heel, Wisconsin, Edward.“
    „Crow Valley.“
    „Was auch immer. Ich bin hier noch nicht fertig.“
    Ich hatte auf Mandenauers Anweisung hin in Kanada gearbeitet, nachdem vor ein paar Monaten in einem kleinen Kaff namens Miniwa die Hölle losgebrochen war. Irgendwas in Zusammenhang mit einem Blauen Mond und einem Wolfsgot t – ich kannte die Details nicht. Sie interessierten mich auch nicht. Das Einzige, was mich interessierte, war die Tatsache, dass jede Menge Werwölfe nach Norden unterwegs waren.
    Aber so gern ich es auch getan hätte, konnte ich nicht einfach jedem Wolf, der mir über den Weg lief, eine Silberkugel verpassen. Es gab diesbezüglich Gesetz e – sogar in Kanada.
    Die Jägersucher waren eine geheime Spezialeinheit der Regierung. Wir selbst betrachteten uns gern als eine Art Sondereinsatzkommando in Sachen Monsterjagd. So etwas wie Akte X kontra Grimms Märchenfiguren auf Steroiden.
    Jedenfalls mussten wir unter allen Umständen im Verborgenen operieren. Ein Haufen toter Wölf e – eine gefährdete, in manchen Gegenden sogar vom Aussterben bedrohte Spezie s – würde zu viele Fragen aufwerfen.
    Die Jägersucher hatten schon genug Probleme, das Verschwinden jener Menschen zu vertuschen, die in Wahrheit Werwölfe gewesen waren. Trotzdem war es in
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