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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang
Autoren: Lori Handeland
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unserer modernen Welt immer noch einfacher, vermisste Personen zu erklären als tote Tiere. Traurig, aber wahr.
    Mein Job, sollte ich ihn denn annehme n – und das hatte ich vor langer Zeit geta n – , würde darin bestehen, die Werwölfe in flagranti zu ertappen. Während sie sich verwandelten. Dann hatte ich die Befugnis, ihnen eine Silberkugel ins Gehirn zu jagen.
    Bürokratie in Reinkultur.
    Sie zu erwischen war gar nicht so schwer, wie man meinen könnte. Die meisten Werwölfe bewegten sich genau wie echte Wölfe in Rudeln. Wenn sie in den Wald liefen, um sich zu verwandeln, hatten sie dort meistens ein Lager, wo sie ihre Kleidung, Geldbeutel und Autoschlüssel zurückließen. Vom Zweifüßler zum Vierfüßler zu werden brachte ein paar Nachteile mit sich, wie, zum Beispiel, keine Hosentaschen zu haben.
    Einmal habe ich ein solches Versteck aufgespür t … Sagt euch die Redewendung „auf Enten in einem Teich schießen“ etwas? Sie ist eine meiner liebsten.
    „Sie werden da nie fertig werden.“ Edwards Stimme riss mich aus meiner Gedankenversunkenheit. „Und momentan werden Sie hier gebraucht.“
    „Warum?“
    „Aus dem üblichen Grund.“
    „Es gibt dort Werwölfe. Erschießen Sie sie selbst.“
    „Ich brauche Sie, damit Sie einen neuen Jägersucher ausbilden.“
    Was waren denn das für neue Sitten? Edward hatte sich sonst immer selbst um das Training der Neuzugänge gekümmert, und ic h …
    „Ich arbeite allein.“
    „Es ist an der Zeit, das zu ändern.“
    „Nein.“
    Ich war nicht gut im Umgang mit Menschen. Wollte es auch gar nicht sein. Ich war gern allein. Auf diese Weise konnte niemand, der mir nahestand, getötet werde n – nicht noch einmal.
    „Es ist keine Bitte, Leigh, sondern ein Befehl. Sie sind spätestens morgen hier, sonst können Sie sich einen neuen Job suchen.“
    Damit legte er auf.
    Ich blieb in meiner Unterwäsche auf der Bettkante sitzen und hielt den Hörer gegen mein Ohr, bis er zu piepsen anfing, dann legte ich ihn auf die Gabel und starrte noch einen Moment länger vor mich hin.
    Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich war keine Lehrerin, ich war ein Killer. Welches Recht hatte Edward, mich rumzukommandieren?
    Jedes Recht der Welt. Er war mein Boss, mein Mentor, das, was für mich einem Freund am nächsten kam, was wiederum bedeutete, dass er es besser wissen sollte, als von mir zu verlangen, etwas zu tun, das ich zusammen mit meinem einstigen Leben aufgegeben hatte.
    Ich war tatsächlich eine Lehrerin gewesen, vor langer, langer Zeit.
    Ich zuckte zusammen, als die Erinnerung an singende Kinderstimmen durch meinen Kopf waberte. Miss Leigh Tyler, ihres Zeichens Grundschullehrerin, war so tot wie der Mann, den sie einst hatte heiraten wollen. Auch wenn sie manchmal noch durch meine Träume geisterte. Aber was konnte ich dagegen schon machen? Sie erschießen?
    Das war zwar meine übliche Methode, Probleme zu lösen, aber bei der sorglosen Traum-Leigh funktionierte sie nicht wirklich. Leider.
    Ich schleppte mich vom Bett zur Dusche, dann packte ich meine Siebensachen und machte mich auf den Weg zum Flughafen.
    Niemand hier in Elk Snou t – oder wie zur Hölle dieses Kaff, in dem ich gejagt hatte, hieß – würde bemerken, dass ich weg war. Wie ich es überall, wohin mich mein Weg führte, praktizierte, hatte ich auch hier eine abgelegene Hütte gemietet und jedem, der fragt e – und es war schockierend, wie wenige das tate n – , erzählt, dass ich vom Department of Natural Resources hergeschickt worden sei, um einen neuen, die Wolfspopulation bedrohenden Tollwuterreger zu untersuchen.
    Diese Erklärung rechtfertigte bequem meine seltsamen Arbeitszeiten, meine Angewohnheit, ein bis drei Schusswaffen mit mir herumzuschleppen, und auch mein mürrisches Wesen. Die Jagd- und Fischereibehörde war bei den Leuten nicht gerade beliebt. Also ließ man mich in Ruh e – was mir sowieso am liebsten war.
    Als ich am Flughafen ankam, stellte ich fest, dass es pro Tag nur einen Flug nach Minneapolis gab. Zum Glück ging er am späten Nachmittag, und es waren noch jede Menge Plätze frei.
    Ich hatte von den Jägersuchern die entsprechenden Papiere, die mich als Beamtin des DNR auswiesen und mir gestatteten, meine Waffe n – eine serienmäßige Remington-Flinte Kaliber .12, mein persönliches Jagdgewehr und eine halbautomatische Glock Kaliber .40, die ebenfalls zur Standardausrüstung des DNR gehört e – mit an Bord zu nehmen. Eine Stunde nach der Landung war ich auf dem Weg
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