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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst
Autoren: Lisa Jackson
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nicht heißt, dass ich es billige. Zumindest hat man ihn erwischt – ich habe mich nämlich auch informiert.«
    »Sie«, korrigierte Jules. »Es war eine Lehrerin.«
    »Das scheint heutzutage wohl an der Tagesordnung zu sein«, stellte Edie mit gerunzelter Stirn fest. »Nun, was dieses verschwundene Mädchen angeht, diese Lauren Conrad –«
    »Sie heißt Conway.«
    »Wie auch immer. Sie ist einfach abgehauen.« Feine Linien bildeten sich in Edies sorgfältig aufgetragenem Make-up. Obgleich sie schon in den Fünfzigern war, gab sie sich alle Mühe, mindestens fünfzehn Jahre jünger auszusehen. Doch angesichts der Anspannung, die auf ihr lastete, weil sie ihr missratenes Kind fortschicken musste, versagten Kosmetika und die halbjährlichen Botox-Injektionen heute ihren Dienst.
    »Niemand hat eine Ahnung, was mit Lauren Conway passiert ist, Mom«, wandte Jules ein. »Das weiß ich, denn ich habe die Sache verfolgt, seit du mir mitgeteilt hast, dass du Shay in dieses Institut schickst. Von Lauren fehlt immer noch jede Spur.«
    »Vielleicht ist sie schon öfter ausgerissen und untergetaucht! Wirklich, Jules, diese Schule ist auf straffällig gewordene Jugendliche spezialisiert!«
    »Und deshalb ist es nicht weiter schlimm, wenn eine Schülerin verschwindet? Selbst wenn sie tatsächlich ausgerissen ist, ist die Blue Rock Academy verantwortlich für ihre Sicherheit. Darum geht es doch bei einer solchen Institution: gefährdete Jugendliche zu schützen!«
    »Gib’s auf.« Edie kniff die Lippen zusammen. »Ich kann zwar nicht die Schulphilosophie zitieren, aber vertrau mir: Das ist das Beste für Shaylee und mich. Du weißt, dass ich alles versucht habe, doch nichts hat funktioniert. Ich habe sie zu Beratungsstellen geschleppt, wenn sie deprimiert war, habe sie beim Taekwondo und sogar beim Kickboxen angemeldet, damit sie ihre Aggressionen abbauen kann. Ich habe ihr Kunst-, Tanz- und Gesangsstunden bezahlt, um ihre Kreativität zu fördern. Und Perlenstickerei, erinnerst du dich? Das muss man sich mal vorstellen – Perlenstickerei! Und was war der Lohn dafür? Hm?« Edie kochte vor Zorn. »Ich werde dir sagen, was der Lohn dafür war: Sie hat Drogen genommen. Sie ist wegen Diebstahl und Vandalismus festgenommen worden, ganz zu schweigen davon, dass sie von drei Schulen geflogen ist!«
    Um ihre Worte zu unterstreichen, hielt Edie drei zitternde, beringte Finger in die Höhe und wedelte damit vor Jules’ Gesicht herum. »Drei!«, schimpfte sie. »Das ist alles, was sie zustande bringt, und das bei einem IQ, der sich irgendwo in der Stratosphäre bewegt, und mit sämtlichen Privilegien, die man sich nur vorstellen kann! Hängt sich an einen Kriminellen namens Dawg!«
    »Sie ist ein junges Mädchen. Vielleicht braucht sie einfach besondere Aufmerksamkeit.«
    »Oh, verschone mich. Ich habe sie mit Aufmerksamkeit überschüttet. So viel hast du nie bekommen!«
    Jules war sich da nicht so sicher.
    »Das hat mit Mutterliebe nichts mehr zu tun, und auch Vaterliebe hin oder her, erspar mir dieses pseudopsychologische Gebabbel, Jules. Das zieht bei mir nicht!«
    »Jetzt beruhige dich erst mal.«
    »Nein! Hast du ihr neuestes Tattoo gesehen? Das Kreuz auf ihrem Unterarm? Was hat sie sich dabei gedacht?« Edie warf die Arme in die Luft und hätte beinahe ihren Regenschirm fallen gelassen. »Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft Shay mit einer Tätowierung, einem Piercing oder einer gestohlenen CD nach Hause gekommen ist. Und ihre Ausdrucksweise … unterstes Gossenniveau!«
    »Wen kümmern schon ein paar Tattoos oder Nasenringe? Sie hat niemandem etwas getan!«
    »Tattoos fallen unter Selbstverstümmelung und weisen auf tiefgehende Probleme hin. Sie hat also sehr wohl jemandem etwas getan, und zwar sich selbst!«
    »Der Ansicht bin ich nicht.«
    Edies Augen loderten. »Warum hat sie dann solche Schwierigkeiten mit dem Gesetz? Ich fasse es einfach nicht!«
    »Hast du mal erwogen, ihr einen neuen Psychologen zu suchen oder es mit einem Psychiater zu probieren?«
    »Sie war bei einem halben Dutzend.«
    »Gib ihr eine Chance.« Es machte Jules zu schaffen, dass ihre Mutter Shay gegenüber so hart war. »Immerhin war sie an jenem Tag zu Hause, erinnerst du dich? Sie war im Haus, als Dad umgebracht wurde!«
    Edies Gesicht versteinerte. »Du warst auch da.«
    »Und du weißt, wie sehr mich das mitgenommen hat. Shay war erst zehn, Mom!« Mittlerweile stand Jules kurz davor, zu hyperventilieren. »Zehn! Ein Kind!«
    »Ich weiß«,
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