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Verarschung

Verarschung

Titel: Verarschung
Autoren: Lars Arffssen
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Eins
    Fredag, 7. Januari
63,7 % aller bestialischen Verbrechen werden von den Opfern nicht angezeigt.
Schwedische Arbeitsgruppe für Opfer von Bestialität, 2009
     
    Sie lagen nackt auf der ergonomischen DUX-Matratze, ihre Glieder gut vermengt wie zwei Köttbullar. Es war drei Uhr nachmittags und schon stockdunkel.
    «War es für dich auch gut?», fragte Professor Dr. Svenssen, indem er sich auf die Seite drehte, um seiner neuen Geliebten ins Gesicht zu sehen.
    Das Mädchen nickte und klatschte ihm dann ihr Frauenpräservativ quer über die Nase. «Das», sagte sie, «war für all die Frauen, die du anal vergewaltigt hast.»
    Betäubt rieb der berühmte Wissenschaftler sein Riechorgan. «Bitte was?»
    «Und das», sagte sie und rammte ihm ihren Ellenbogen in die Leber, «ist dafür, dass du deine kleine Schwester in der Badewanne begrapscht hast.»
    «Bist du verrückt? Ich habe keine kleine Schwester.» Svenssen erhob drei Finger zum Schwur des Nykterhetsrörelsens Scoutförbund, der schwedischen Pfadfindergruppe, der er als Jugendlicher angehört und die ihm beigebracht hatte, mit Elchmist und verschrumpelten Preiselbeeren zu überleben.
    «Und das», sie stieß ihm brutal ihr iPod-Ladegerät in den Bauchnabel, «ist dafür, dass du deine Großmutter auf den Dachgepäckträger deines Volvos gebunden hast.»
    «Aber sie war schon hart gefroren!», entgegnete Svenssen.
    Als das Pochen nachließ, beäugte er seine neue Geliebte vorsichtig. Sie funkelte ihn immer noch an, aber ihre Lippen zitterten. Er streckte die Hand aus und berührte versuchsweise ihr pechschwarzes Haar an der Stelle, wo die Wurzeln rot nachwuchsen. Sie ließ es zu und atmete leise.
    «Du hast offenbar unangenehme Erfahrungen mit Männern gemacht», sagte er sanft.
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern und spuckte einmal quer durchs Zimmer. Sie war nicht sehr damenhaft. Oder gesprächig. Das Leben hat sie offensichtlich hart gemacht, überlegte Svenssen. Aber er würde nicht in sie dringen.
    Sie zündete sich eine Zigarette an und zog sich das Laken über die Brust. Svenssen kam der Gedanke, dass seine Brüste erheblich größer waren als ihre. Zugegebenermaßen hatte er eher üppige Männertitten. Ihr Gesicht hingegen konnte recht schön sein. Im richtigen Licht betrachtet, sah sie aus wie Anita Ekberg im Hungerstreik.
    Zu seiner Bestürzung bemerkte er, dass das Mädchen mit der Zigarette kleine Löcher in sein Bettlaken brannte. «Bitte lass das», sagte er furchtsam.
    Sie ballte die Hand zur Faust, als wolle sie ihm damit eins auf die Ohren geben, lehnte sich dann aber auf der Suche nach einem Aschenbecher zu seinem Nachttisch hinüber. Sie fand dort nur Bücher.
    «Das liest du noch?» Sie blätterte durch eine alte Ausgabe von Pippi Langstrumpf .
    «Man ist nie zu alt für Pippi», sagte er.
    «Pippi», erwiderte das Mädchen abfällig, «hat sich von ihrem Vater anal vergewaltigen lassen.»
    «Daran erinnere ich mich gar nicht. War das in Pippi geht in die Schule ?»
    Das Mädchen antwortete nicht. Sie griff nach einem anderen Taschenbuch auf Svenssens Nachttisch. «Was ist damit? Gut?»
    Es war der neueste Krimi von Henning Mankell.
    «Nein, leider Müll. Kannst du als Aschenbecher benutzen.»
    Svenssen beobachtete das Mädchen beim Rauchen ihrer Zigarette. Ja, sie mag eine klinisch geisteskranke Soziopathin sein , dachte er, aber er war kaum in der Lage, sich darüber zu beklagen. Mit seinen 1 Meter 92 und 84 Kilo war Svenssen ein gutes Stück kleiner und fetter als sein durchschnittlicher Landsmann. Darüber hinaus sah sein Teint aus wie Knäckebrot von Wasa. Es war lange Zeit her, dass er Sex gehabt hatte, ohne Tausende von Kronen dafür zu bezahlen.
    «Weißt du, wenn es dir auch Spaß gemacht hat, könnten wir das wieder tun», sagte er.
    «Nicht jetzt», sagte das Mädchen. «Meine Vagina fühlt sich an wie roher Ostseelachs.»
    Der Vergleich ließ ihn zusammenzucken. Ihre Umgangsformen waren nicht die besten. Aber ihre Aufrichtigkeit hatte auch etwas Erfrischendes. «Ich meinte, in der Zukunft.»
    «Vielleicht.» Aus ihrer schwarzen Handtasche neben dem Bett zog sie ihr Ericsson-Xperia-X10 - 2.1-Smartphone mit 720p-HD-Videokamera und warf einen Blick in ihren Terminkalender. «Die Dienstage wären eine Option.»
    Svenssen sah in seinem Ericsson Xperia X2a mit 8,1-Megapixel-Autofokus-Kamera nach. «Dienstags spiele ich leider Darts. Wie sieht es mittwochs aus?»
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. «Mittwochs habe ich
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