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Verarschung

Verarschung

Titel: Verarschung
Autoren: Lars Arffssen
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wird. Wie ich höre, kannten Sie den Verstorbenen?»
    Sie standen neben einem mit einem Tuch bedeckten Körper.
    Blomberg nickte. «Wir haben zusammen studiert.» Vertraulich fügte er an: «Er war nie ein großer Autor, aber ein echter Sportler. Er hat den Fünf-Kilometer-Permafrost-Lauf gewonnen.»
    «Ich fürchte, er hat sich seit seinen Studententagen gehenlassen. Die Autopsie und das Blutbild erzählen eine traurige Geschichte. Cholesterinspiegel über 350, Glycerol-Triester über 500, massive Verkalkung der oberen Hohlvene, Lebersklerose im mittleren Stadium. Erhöhte Werte bei Bilirubin, Ammoniak, Hydroxyprogesteronen und Harnstoff-Stickstoff. Seine CD4-Zellzahl war abnorm, genauso wie seine Amylase-Werte und das Ceruloplasmin.»
    Blomberg studierte die Diagramme. «Ich vermute, diese Werte korrelieren mit einer krankhaft gesenkten Osmolalität und gefährlich hoher Globulinkonzentration. Und ich gehe davon aus, dass sein mittlerer Zellhämoglobingehalt ebenfalls im roten Bereich liegt.»
    Der Doktor sah Blomberg sichtlich beeindruckt an.
    «Ich habe mal über Geldwäsche, sexuelle Versklavung und die Gewinnung von menschlichen Embryonen in Schwedens größtem Blutuntersuchungslabor recherchiert», erklärte Blomberg.
    «Auf der Grundlage dieser Testergebnisse», sagte Dr. Nyquill, «würde ich davon ausgehen, dass der Verstorbene durchschnittlich sechzig Zigaretten am Tag geraucht, zwanzig Tassen Kaffee und fünf Liter Bier getrunken hat. Er muss sich ausschließlich von Rancho Diablo Taco Beef Fritter Chips und Brataal ernährt haben. Ich würde mich wundern, wenn seine sportliche Betätigung in den letzten zwanzig Jahren über Nickerchen im Stressless-Liegesessel hinausgegangen wäre.»
    Das erwischte Blomberg kalt. Er schluckte. Das klang ziemlich genau nach seinem eigenen Tagesablauf. Er würde sich auf fünfzehn Tassen Kaffee am Tag beschränken müssen. Und kein Brataal mehr . «Also ist er an einem Herzinfarkt gestorben?»
    «Das habe ich auch angenommen. Bis ich das hier bemerkt habe.»
    Nyquill schlug das Leichentuch zurück. Blomberg schnappte nach Luft. Sein Freund aus Studententagen war nicht wiederzuerkennen. Der einstmals straffe und muskulöse Körper sah blass und aufgedunsen aus. Er hatte mindestens zwanzig Kilo zugenommen. Damals hatte er außerdem einen Kopf gehabt. Nun war alles, was davon übrig war, eine saubere Schnittstelle an seinem Hals.
    «Enthauptet», sagte Blomberg.
    «Ja», bestätigte der Arzt. «Und noch etwas sollten Sie wissen. Wer immer Ihren Freund geköpft hat, hat keine Kettensäge benutzt. Ich habe so eine Enthauptung noch nie gesehen. Die Luftröhre wurde perfekt durchtrennt. Der Mörder kannte sich mit Anatomie aus.»
    «Also suchen wir nach einem psychopathischen Serienkiller, der vermutlich außerdem ein Weltklasse-Chirurg ist.»
    «Ich glaube, ja. Entweder das oder ein erfahrener Samurai-Krieger.»
     
    Salamander saß im Afhild’s, einem in der Jazzszene von Torbjörntorp sehr beliebten Kaffeklub, und gurgelte mit Espresso.
    Sie war schlechter Laune. Sie hatte ihren liebsten Salamander-Augenbrauenring verloren. Sie hatte sich den Ring selbst zur Belohnung geschenkt, nachdem sie weitere hundertfünfzig Millionen Kronen vom Offshore-Konto von Schwedens brutalstem frauenfeindlichem Hedgefonds-Manager abgezapft hatte. Letzte Woche hatte sie einen Zungenstecker verloren. Vielleicht lag es an den Jahren, die sie, bewegungsunfähig an eine Trage gefesselt, unter dem Einfluss bewusstseinsverändernder Drogen verbracht hatte – ganz abgesehen davon, dass sie von Familienmitgliedern wiederholt in den Kopf geschossen worden war.
    Am Nebentisch zankte sich ein amerikanisches Paar. «Ich will mir nicht noch ein altes Boot ansehen», beklagte sich die Frau.
    «Es handelt sich um kein altes Boot », sagte der Mann. «Es ist eines der bedeutendsten maritimen Museen der Welt.»
    « Dasselbe hast du über dieses langweilige Ding in Kopenhagen gesagt.»
    «Dieses ist besser. Ich verspreche es dir.»
    «Aber was ist mit den hinreißenden kleinen Geschäften, an denen wir heute Morgen vorbeigekommen sind? Ich will unbedingt eines dieser original handbemalten Holzpferde kaufen. Sie sind so sinnlich.»
    «Wir haben morgen den ganzen Tag Zeit zum Shoppen.»
    Während sie weiter stritten, bemerkte Salamander, dass der Mann seinen Rucksack an die Stuhllehne gehängt hatte. Beiläufig lehnte sich Salamander hinüber und stibitzte sein iPhone 4 mit GSM/EDGE 1900 MHz. Sie brauchte dreißig
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