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Verarschung

Verarschung

Titel: Verarschung
Autoren: Lars Arffssen
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modernen Industriegebäudes, des UKEA-Unternehmensarchivs. Die Schrift auf der Rückseite war klein und säuberlich.
     
Lieber Vater, ich mache mit meinem neuen Buch schöne Fortschritte. Ich bin guter Hoffnung, dass es in den USA Aufmerksamkeit erregen wird, denn dieses Mal habe ich einen schwedischen Blickwinkel gefunden. Vielleicht kommt es sogar als Hardcover heraus. Ich fürchte jedoch, dass es mich mein Leben kosten, die aktuelle Regierung stürzen und zum Zusammenbruch des schwedischen Staates führen wird.
Viele Grüße, Twig
     
    Hauptkommissar Bubbles stieg über das Absperrband, das Twig Arssens Wohnung abriegelte. Warum sollte jemand Interesse daran haben, den Autor unveröffentlichter schwedischer Krimis zu köpfen? Und natürlich durfte man Ekkrot nicht aus dem Blick verlieren. Zwei Enthauptungen in einer einzigen Woche. Ein ausgebildeter Chirurg – oder ein Samurai – als Serienkiller auf freien Füßen. Gerade wenn ich darüber nachdenke, eine Woche freizunehmen und in Grönland auszuspannen.
    Bubbles nickte Wachtmeister Nemo Snorkkle zu. «Was habt ihr?», fragte er kühl. Snorkkle war in der Truppe nicht Bubbles’ Lieblingspolizist. Obwohl er nicht annähernd so dumm war wie Wachtmeister Flunk, der Finne, war Snorkkle ein halber Lappe, also anfällig für Irrationalität und spontane Gewaltausbrüche. Bubbles mochte es nicht, wie er seinen Dienstrevolver streichelte, auch wenn der lediglich eine Schreckschusspistole war. Im letzten Jahr hatte sich aus der standardmäßig ausgegebenen 9-Millimeter-Sig-Sauer eines Streifenpolizisten versehentlich ein Schuss gelöst und den Vorderreifen eines geparkten Saab punktiert. Der darauf folgende Tumult führte zu einem nationalen Referendum, in dem eine überwältigende Mehrheit der Schweden dafür stimmte, das Schusswaffenarsenal der Polizei auf Schreckschuss-, Wasser-und Paintball-Pistolen zu beschränken. Außerdem mussten die Beamten nun Pullover mit Zopfmuster aus organisch gefärbter Wolle tragen.
    «Wir haben Arssens Wohnung durchsucht. Das hier haben wir gefunden.»
    Snorkkle zeigte Bubbles eine kleine gläserne Einlassung in der Wand gegenüber der Eingangstür zur Wohnung des Schriftstellers.
    «Eine Überwachungskamera?»
    «Ja. Die Kamera selbst ist in Arssens Kleiderschrank versteckt. Es gibt noch eine in seinem Schlafzimmer und eine weitere im Bad.»
    «Für selbstgemachte Pornos?»
    «Ich glaube nicht. Auf seiner Kommode habe ich eine Quittung gefunden. Die Kameras wurden erst zwei Wochen vor dem Mord von Milksop Security installiert.»
    Bubbles kannte Milksop gut. Die Firma wurde von Radovan Armanskovitzdullah geleitet, dem Sohn eines estnisch-serbisch-mongolisch-senegalesischen Jazz-Saxophonisten und einer kambodschanisch-malaiisch-tansanisch-ukrainischen Doppelagentin. Außerdem stellte Armanskovitzdullah, der zu einem Teil Moslem, einem Teil Jude und einem Teil papua-neuguineischer Schamane war, den alleinigen Vorstand von Stockholms neuem multikulturellem Zentrum. Bubbles und Armanskovitzdullah spielten bei fettfreien Latte macchiatos und Heringslakritzen oft miteinander Schach.
    «Warum sollte ein unveröffentlichter Schriftsteller seine Wohnung mit den neuesten Überwachungskameras aufrüsten?», fragte Bubbles.
    Wachtmeister Flunk gesellte sich zu Bubbles und Snorkkle.
    «Vielleicht befürchtete er, zum zufälligen Opfer eines köpfenden Serienkillers zu werden», mutmaßte er.
    «Finnen-Hirni», murmelte Snorkkle.
    «Ich toleriere keine Verunglimpfung anderer Bevölkerungsgruppen», sagte Bubbles. Insgeheim nährte er jedoch selbst verletzende Vorurteile. Natürlich gibt es intelligente Finnen, aber die Mehrzahl von ihnen ist wirklich außergewöhnlich dumm. Und außer bunter Bettwäsche haben sie nichts von bleibendem kulturellem Wert geschaffen.
    « Haben Sie überprüft, ob die Kameras am Abend des Mordes eingeschaltet waren?», fragte Bubbles.
    «Es sieht ganz danach aus», antwortete Snorkkle.
    «Dann haben wir unseren Mörder ja vielleicht auf Video», sagte Bubbles. «Packen Sie die Kameras ein. Wir sehen uns das auf dem Revier an.»
     
    «Herr Blomberg, es ist mir eine große Freude, Sie kennenzulernen», sagte Dagher Ukea, der Vorstandsvorsitzende der UKEA AB. Blomberg saß im vornehmen 30-Quadratmeter-Büro des CEOs im Hauptgeschäftssitz von UKEA. Ukea war groß und hatte sich für einen Mann von sechzig Jahren ausnehmend gut gehalten. Seine Augen waren polareisblau, sein Haar eisbärenweiß. Seine Nägel glänzten noch
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