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Verarschung

Verarschung

Titel: Verarschung
Autoren: Lars Arffssen
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von der morgendlichen Maniküre. Ukea legte seine Fingerspitzen leicht aneinander, ein Zeichen der kapitalistischen Verschwörung. «Ich bewundere Ihre Arbeit seit vielen Jahren. Ich habe Ihre Enthüllungsstorys über Insiderhandel, Unzucht und Verrat in den höchsten Kreisen der schwedischen Wirtschaftselite immer mit großem Interesse gelesen. Ich meine mich jedoch zu erinnern, dass Ihre Verfasserzeile – wie soll ich sagen – volkstümlicherer Art war.» Ukea lächelte dünn.
    «Ich habe kürzlich meinen Namen geändert, nachdem ich die jüdischen Wurzeln meiner Familie entdeckte. Meine Vorfahren sind während der Phase der Toleranzherrschaft der Königinwitwe Hedwig Eleonora von Schleswig-Holstein-Gottorp nach Schweden eingewandert.»
    «Hedwig war eine sehr großzügige Witwe», sagte Ukea mit maliziösem Lächeln, indem sich seine Fingerkuppen wieder leicht berührten. «Ich erinnere mich, einen Blick auf ihren kürzlichen Blog-Eintrag über Mats Wilanders Kampf mit dem Nordischen Dumpfheitssyndrom geworfen zu haben.»
    «Es ist eine ernstzunehmende Krankheit. Sie befällt viele Schweden.»
    «Daran zweifle ich nicht. Ich persönlich habe Stefan Edberg Mats Wilander immer vorgezogen.» Ukea starrte ihn kalt an. «Aber Ivan Lendl war mein Lieblingsspieler.»
    «Ja, Lendl», sagte Blomberg. Er erinnerte sich gut an Lendl und seine vernichtende einhändige Rückhand. Der griesgrämigste Cyborg, der je Weltranglistenerster war.
    « Aber wir sind nicht hier, um uns über Tennis zu unterhalten, nicht wahr? Sie sagten, Sie hätten einen Auftrag. Ich freue mich, dass der große Mikael Blomquvist …»
    «–berg.»
    «Ja, entschuldigen Sie», Ukea bedachte ihn mit einem weiteren vergifteten, kleinzahnigen Strahlelächeln. «Es ist jedenfalls gut zu wissen, dass Sie wieder für ernsthafte Printmedien schreiben.»
    «Offen gestanden ist es ein privater Auftrag.»
    « Privat … Ich verstehe.» Sein Mund verzog sich voller Schadenfreude. Blomberg bemerkte, dass auf Ukeas Schoß plötzlich eine Perserkatze saß. Der Vorstandsvorsitzende streichelte sie träge. Die Katze beäugte Blomberg mit sichtlicher Boshaftigkeit. «Na ja, Arbeit ist Arbeit, nicht?»
    «So sehe ich das ebenfalls», entgegnete Blomberg. Er warf einen Blick auf die gerahmten Fotos auf dem Schreibtisch des CEO. Ukea, der George Steinbrenners Hand schüttelt; Ukea, der Gordon Gekko zuprostet; Ukea, der Charles Montgomery Burns umarmt.
    «Helfen Sie meinem Gedächtnis auf die Sprünge. Der Auftrag kommt von wem?»
    «Twig Arssens Vater.»
    Die Katze zischte wild.
    «Ist ja gut, Miez», sagte Ukea. «Ah ja, ich habe vom Tod des Mannes gelesen. Eine höchst unglückliche Enthauptung.»
    «Wie ich erfahren habe, war Twigs Großvater bei UKEA beschäftigt.»
    «Ja, Odder Arssen war ein äußerst talentierter Designer. Bis er wahnsinnig wurde.»
    «Arssen wurde wahnsinnig?»
    «Aber natürlich!», rief Ukea. Die Katze schnurrte wie verrückt. «Hier, schauen Sie sich das an.» Aus der obersten Schublade seines UKEA-Schreibtisches zog Ukea eine Akte und reichte sie Blomberg.
    Darauf stand zu lesen: «Arssen, Odder: Wahnsinn des».
    Merkwürdig, dass er die Akte gerade zur Hand hatte.
    Blomberg blätterte durch die Mappe. Sie umfasste mindestens fünfzig Seiten. Er überflog die Diagnose. Paranoide Schizophrenie. Multiple Persönlichkeitsstörung. Bipolare Kleptomanie. Ich-dystonische homosexuelle Störung. ADHS. Münchhausen-Syndrom. Selbstzerstörerische Tendenzen. Prämenstruelle Verstimmung. Er bemerkte, dass der Bericht von Dr. Madder Telepathian unterschrieben war, demselben Psychiater, der einst Lizzy Salamander diagnostiziert hatte.
    «Lebte Arssen je in einer Anstalt?»
    «Wir hatten keine andere Wahl. Er hatte schreckliche Wahnvorstellungen. Er beschuldigte unsere Abteilung für Wohnzimmertische der Verbrechen gegen die Menschheit.» Ukea konnte ein kleines Lachen nicht unterdrücken. «Diese Hirnverbranntheit – Hersteller von Wohnzimmertischen mit solch unaussprechlichen Verbrechen in Verbindung zu bringen! Wir konnten diese Anschuldigungen nicht länger hinnehmen. Sie untergruben die Moral. Die Qualität unserer Tische begann zu leiden.»
    «Wo befand sich die psychiatrische Klinik?»
    «Wieso? Natürlich hier.»
    «UKEA unterhält seine eigene Psychiatrie?»
    «Natürlich. Wir glauben an unsere Verantwortung den Angestellten gegenüber, die der unvermeidlichen Belastung an ihrem Arbeitsplatz nicht standhalten. Das gehört einfach zu einem
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