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Verarschung

Verarschung

Titel: Verarschung
Autoren: Lars Arffssen
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Kickboxen.»
    «Donnerstags?»
    «Krav Maga.»
    «Freitags?»
    «Da lerne ich Pi auswendig.»
    Nachdem sie ein paar Termine durchgegangen waren, verabredeten sie sich für jeden zweiten Sonntag zu einer halben Stunde halbeinvernehmlichem Geschlechtsverkehr.
    «Aber du musst mir versprechen, damit diskret umzugehen», sagte sie. «Ich halte mich gern bedeckt.»
    In diesem Moment bemerkten sie Svenssens Nachbarin, eine siebzigjährige ehemalige SAS-Stewardess, die sie von nebenan mit einem Nachtsichtfernglas beobachtete.
    Svenssen kletterte aus dem Bett und zog die Vorhänge zu, allerdings nicht ohne zuvor einen Blick auf das Fensterthermometer zu werfen. Minus 37 Grad. Ein Grad wärmer als vor einer Stunde. Der Frühling kündigte sich an.
    Er schlüpfte in einen Leinenbademantel und ein Paar Clogs und polterte damit in die Küche. «Möchtest du Hering?», rief er und inspizierte den Kühlschrank. «Ich habe Rollmops, Hering in Sahnesauce, Brathering, Räucherhering, welchen mit Zuckerüberzug, eingenuttelten und in Lakritze eingerollten.»
    Das Mädchen war ihm gefolgt. Sie war vollkommen nackt, hielt aber ein Sturmgewehr im Arm. Wo kam das wohl auf einmal her? , fragte er sich. Hatte es in ihrem schwarzen Rucksack gesteckt?
    «Muss das sein?», fragte er. «Das macht mich ganz schön nervös.»
    Sie setzte das Gewehr ab. «Hast du nichts Richtiges zu essen?»
    Ohne seine Antwort abzuwarten, begann sie seine Schränke zu durchstöbern. Sie hatte keine Brüste, keine Hüften, kein Körperfett. Allerdings war sie recht kunstvoll tätowiert. Über die gesamte Länge ihres Rückens zog sich eine penible Reproduktion von Rudolph Zallingers berühmtem Wandgemälde The Age of Reptiles aus dem Peabody-Museum in Yale. Svenssen kannte es aus seiner Studienzeit.
    «Magst du Dinosaurier?», fragte er.
    «Die hier mag ich lieber.»
    Sie hatte eine Packung Twinkies gefunden. Svenssen errötete. Er hegte eine krankhafte Vorliebe für amerikanisches Junk-Food, insbesondere für diese gefüllten Mini-Biskuits. Je mehr krebserregende Substanzen und gentechnisch veränderte Organismen, desto besser. Nun sah er erstaunt zu, wie das ausgemergelte Mädchen sich einen Twinkie nach dem anderen in den Mund stopfte und ohne zu kauen hinunterschluckte.
    «Hungrig?», fragte er.
    «Mmmmm», machte sie und bespuckte ihn dabei mit Biskuitstückchen. Als sie aufgegessen hatte, griff sie nach ihrem Gewehr und schlug den Weg in Svenssens Arbeitszimmer ein. «Komm», sagte sie. «Machen wir uns an die Arbeit.»
     
    Blomberg drückte sich zwischen Erotikka Bergs üppige nordeuropäische Matronenbrüste.
    «Ein Kuss für Bu», sagte er. «Und ein Kuss für Bä.»
    Bu war um ein weniges größer als Bä.
    Erotikka quietschte vor lüsternem Lachen. «Ich weiß nicht, wie du das anstellst, Blomberg. Ich bin eine fünfundvierzigjährige, verheiratete Frau, und du machst mich zu einer läufigen Schlittenhündin.»
    Blomberg lächelte in sich hinein. Seine über zwanzigjährige Affäre mit Erotikka war in Zeiten wie diesen eine der wenigen Vergnügungen in seinem Leben. Übergewichtig, untrainiert und an allen falschen Stellen behaart, wie er war, zog er zwar die Frauen immer noch magisch an, aber seine Karriere als Schwedens führender investigativer Journalist befand sich auf dem absteigenden Ast. Letzten Juni war Blombergs Zeitschrift Millennium von einem amerikanischen Medienmogul aufgekauft worden. Der neue Verleger, ein Wirtschaftswissenschaftler aus Harvard mit einem täglichen Kokainkonsum im Wert von fünfhundert Kronen, beteuerte, die Unabhängigkeit des Blattes respektieren zu wollen, selbst dann noch, nachdem er es in BLINK! umbenannt und die gesamte Redaktion gefeuert hatte. Dafür stellte er das Team ein, das zuvor die Abteilung für schwarze Salzlakritze der Svenska Fisk AB, Produzentin des beliebten schwedischen Gummifischchens, in den Bankrott getrieben hatte.
    Blomberg wurde angehalten, seine seit Jahren andauernde Recherche über ein riesiges Konglomerat von Korruption, Prostitution und ethnischen Säuberungen einzustellen, in das sowohl der Premierminister als auch die Vorstandsvorsitzenden von Volvo, Saab und H&M verwickelt waren. Stattdessen sollte er über die Pläne von ABBA berichten, ein Weihnachts-Wiedervereinigungskonzert auf die Bühne zu bringen. Tun sie es oder tun sie es nicht? Warum schweigt Anni-Frid? Blomberg hatte gekündigt, bevor er entlassen werden konnte. Jetzt schrieb er seinen eigenen Blog im Internet, Blomsday
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