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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Prolog
    Vom Kamin fiel bernsteinfarbenes Licht auf den schmutzigen Boden der Hütte. Es reichte kaum aus, den einfachen Tisch und die Stühle zu erhellen, die beiden niedrigen Betten mit den Steppdecken sowie die anderen abgenutzten und alten Einrichtungsgegenstände; niemand wusste, wessen Großvater oder Großmutter sie erworben hatte. Bei Einbruch der Nacht zündete eine große, schwarzhaarige und gut zwanzig Jahre alte Frau eine einzelne Kerze auf dem Tisch an, und selbst das war Luxus.
    Sie war schlank, mit großen braunen Augen unter Brauen, die sich weit nach oben wölbten; einige Strähnen hatten sich aus ihrem langen Zopf gelöst. Unter dem Wollmantel trug sie eine alte, fleckige Schürze über einem blauen Kleid. Sie zog einen Kochtopf vom Feuer, damit das Essen nicht anbrannte, trat dann zum vorderen Fenster der Hütte. Mit der einen Hand schob sie die Jutegardine beiseite, mit der anderen öffnete sie den Fensterladen einen Spaltbreit und blickte besorgt über den Dorfweg.
    Nur wenige Leute waren zwischen den dicht zusammengedrängten Hütten unterwegs, trugen Feuerholz oder gingen, mit Eimern in den Händen, zum Brunnen. Die junge Frau zog den Fensterladen wieder zu, ließ die Gardine zurückfallen, kehrte zum Tisch zurück und stellte zwei Näpfe aus Ton bereit, mit Holzlöffeln daneben. Von einem Regal nahm sie ein in Tücher gewickeltes Bündel und ein Messer, setzte sich damit auf einen Stuhl. Sie wickelte einen Laib Roggenbrot aus und schnitt das trockene Ende ab. Mehr gab es nicht zu tun, und so wartete sie.
    Als es an der Tür klopfte, seufzte sie erleichtert.
    Bevor sie zur Tür ging, knurrte draußen eine hohle Stimme: »Schluss mit den Höflichkeiten!«
    Holz knirschte und brach, als die Tür aufflog. Lederne Angeln lösten sich, und Splitter fielen auf den Boden. Die junge Frau wich zum Tisch zurück und stolperte dabei fast über einen Stuhl.
    Drei schattenhafte Gestalten standen in der Öffnung, ihre Gesichter unter Kapuzen verborgen. Die größte von ihnen senkte den Fuß, als die aufgetretene Tür zur Ruhe kam.
    »Das war nicht nötig, Vater«, sagte der zweite Mann, der neben dem Großen stand. Er trug einen pechschwarzen Kapuzenmantel und handgearbeitete Reitstiefel, und die in einem Handschuh steckende Hand war noch immer zum Klopfen erhoben. Er ließ sie sinken.
    Die dritte Gestalt blieb zurück, als der Vater eintrat, die junge Frau mit drei Schritten erreichte und sie an der Kehle packte.
    Sie hielt sich am Tisch fest, als er sie nach hinten drückte. Sein Daumen zwang ihren Kopf zur Seite, und er betrachtete ihr Profil. Die ganze Zeit über hielt sie den Blick auf ihn gerichtet.
    Das Licht der Kerze enthüllte einen Teil des Gesichts unter der Kapuze. Fast farblose Augen starrten sie an, und er war noch bleicher als ihre eigene hellhäutige Art. Eine lange Adlernase reichte bis zum dünnlippigen Mund. Er trug stählerne Armschützer an beiden Unterarmen, und unter seinem Mantel bemerkte die Frau einen burgunderroten Wappenrock ohne Wappen über einem Kettenhemd. Ihre Hand tastete am Tisch nach einem besseren Halt und berührte etwas Scharfes.
    »Ist sie es?«, fragte der große Mann. Seine Worte galten natürlich nicht der Frau.
    Derjenige, der ihn Vater genannt hatte, trat in die Hütte, wodurch der dritte Fremde Gelegenheit bekam, sich der Frau zu nähern.
    Sein langer Kapuzenmantel schien wie schwarzes Öl zu fließen, als er über den Hüttenboden glitt. Der flackernde Schein des Feuers ließ zwischen den Falten seltsame Zeichen und Symbole aufschimmern und dann wieder verschwinden. Das Gesicht verbarg sich unter einer Maske aus altem Leder, die über einer wie zerknittert wirkenden Mundpartie endete.
    Er streckte die Hand nach der Frau aus, als sähe er sie, doch seine dünnen Finger verharrten dicht vor ihrer Wange, während sie versuchte, noch weiter zurückzuweichen.
    »Verlasst meine Hütte!«, rief sie. Niemand schenkte ihr Beachtung.
    »J a … «, hauchte der Fremde mit der Maske, und seine Stimme klang wie vom Wind bewegter Sand. »Jene, die mir erschien. Jene, die mir unsere Herrin im Traum zeigte.«
    Der Vater sah seinen Sohn an.
    »Du solltest zufrieden sein«, sagte er. »Du bekommst eine attraktive Braut.«
    Die Augen der Frau wurden groß. Sie wäre nicht die Erste und bestimmt auch nicht die Letzte gewesen, die ein Vasallenlord aus einer Laune heraus einem Lehensmann zur Ehefrau gab, aber Adlige nahmen sich keine Dorffrauen zur Gemahlin.
    »Braut?«, wiederholte
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