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Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)

Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
Autoren: B.C. Schiller
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Prolog: Die Kiste

    „Ich sterbe“, dachte das Mädchen in der Holzkiste und in ihrem Schädel explodierte ein Feuerwerk. Kurz darauf brach die Dunkelheit über sie herein, denn auch der Deckel war geschlossen worden. Durch drei Löcher in einer Seitenwand sickerte ein wenig Licht ins Innere der Kiste und auch heiße Luft, die sie noch am Leben erhielt. Das Pflaster über ihren Mund war brüchig und roch nach Öl, trotzdem schaffte sie es nicht, es mit ihrer Zunge zu entfernen. Ihre Beklemmung wurde von Sekunde zu Sekunde stärker, denn die Luft war bereits knapp und sie schob mühsam ihren Kopf näher an das oberste Luftloch. Gierig sog sie die abgestandene, nach Benzin stinkende Luft ein und versuchte langsam und kontrolliert zu atmen. Doch das Blut, das nach dem Faustschlag ihre Nase verklebte, machte das Atmen zu einer Tortur, Schmerz und Panik beherrschten sie.
    Die Zeit schien stillzustehen und sie wusste nicht, wie viele Stunden vergangen waren, als sie der Lärm aus ihrem Dämmerzustand weckte. Ihr Gaumen war angeschwollen, das Schlucken fiel ihr schwer und sie glaubte verdursten zu müssen. Der Lärm kam von draußen, es waren Kinder, die laut schrien und lachten. Die Kinder mussten zwar mitbekommen haben, dass man sie in die Halle geschleppt hatte, aber sie waren verwahrlost und kümmerten sich wahrscheinlich lieber um ihre eigenen Angelegenheiten. Jemand hatte ihnen einen Fußball spendiert und so schossen sie den Ball immer wieder gegen das eiserne Tor. Sie hatten nicht die geringste Ahnung, dass in der Halle das Mädchen um sein Leben kämpfte. Und selbst wenn sie sich in die Halle gewagt hätten, wäre ihnen die Kiste nicht weiter aufgefallen, die zwischen dem rostigen Schrott und den kaputten Autoteilen auf dem Boden stand.
    Nein, niemandem würde die Kiste auffallen, wenn sie sich nicht bemerkbar machen konnte, da war sie sich sicher. Aber sie konnte sich in der engen Kiste nicht bewegen und hatte auch in ihren Armen und Beinen kein Gefühl mehr, denn sie waren mit Paketklebeband so straff an ihren Körper gefesselt, dass ihr Blut nicht mehr normal zirkulieren konnte. Doch was war schon normal an ihrer Situation?
    Hektisch atmete sie die Luft ein, die durch die drei Löcher in das Innere kam. Die Kinder draußen waren jetzt verschwunden und die Stille war noch fürchterlicher als der Lärm zuvor, denn jetzt war sie wirklich alleine und die Hoffnung auf Rettung zerplatzte wie eine schillernde Seifenblase und ließ bei ihr ein Gefühl grenzenloser Ohnmacht zurück. Das Blut rauschte in ihren Ohren und sie hatte Angst, das Bewusstsein zu verlieren und zu ersticken. Fest presste sie die Augen zusammen, versuchte an die schönen Dinge in ihrem früheren Leben zu denken, wollte aus diesem Alptraum erwachen. Doch es war kein böser Traum, aus dem sie schweißgebadet hochschrecken und vor Erleichterung laut aufseufzen würde, es war die grausame Wirklichkeit.
    Das Licht, das durch die Löcher wie dünne Leuchtstäbe in das Innere der Kiste schien, wurde schwächer und die Nacht brach schnell herein. In der nächtlichen Stille hörte sie nur ihr hektisches Atmen und ihren Herzschlag, der unnatürlich laut durch ihren Körper dröhnte. Doch dieser permanente Geräuschpegel war noch immer besser als die Stille, bei der sie nur an den Tod denken konnte.
    Plötzlich vernahm sie ein leises, schabendes Geräusch, so als würde ein großes Insekt oder ein Tier über den staubigen Betonboden auf die Kiste zukriechen. Panisch riss sie die Augen auf, lauschte angespannt und versuchte trotzdem ruhig zu atmen. Den Schmerz, den das Luftholen in ihrer gebrochenen Nase verursachte, spürte sie nur noch ganz leicht, denn alle ihre Sinne waren auf das schabende Geräusch konzentriert. Ein Geräusch, das sich durch die Stille fraß und sich unaufhaltsam den Luftlöchern näherte. Ein Geräusch, das vom Schaben in ein feines Kratzen überging, so als würden Fühler oder winzige Krallen über den Seitenteil der Kiste streichen.
    Das Mädchen hielt den Atem an und starrte auf die in der Dämmerung nur noch undeutlich auszumachenden Luftlöcher. Sie versuchte in dem Zwielicht etwas zu erkennen, sah schemenhaft, wie sich das unterste Loch verdunkelte, hörte wieder ein Scharren und Kratzen. Dann war alles schwarz und sie konnte nichts mehr unterscheiden, spürte aber, dass sich ein geschmeidiges Tier oder ein großes Insekt durch das Luftloch in das Innere der Kiste gezwängt hatte, magisch angezogen von ihrem Angstschweiß.
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