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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne
Autoren: Paul J. McAuley
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Hüter hinter der
regungslos stehenden Weiblichen hatten ihren Kopf mit den Händen
umfaßt.
    Und in diesem sich dehnenden Schweigen ergriff Andrews seine
Chance.
    Dorthy erfaßte, was er vorhatte, und fuhr herum.
    Zu spät! Er riß den Abzug des Signalstrahlers durch,
und eine gleißende Lichtlanze zischte unter die Hüter.
    Einer wirbelte brennend um seine eigene Achse. Seine Panik
durchbrach das geschwächte Netz der Knechtschaft und
Unterwerfung in seinem Bewußtsein. Verzweifelt zerrte er an
seinem brennenden Pelz und taumelte dabei gegen zwei Artgenossen. Die
Flammenlanze schlug in die gegenüberliegende Wand und prallte in
einem Funkenregen davon ab. Andrews stürmte vorwärts und
riß im Laufen das Gewehr vom Boden, das einer der Hüter
fallengelassen hatte. Als er herumfuhr, las Dorthy gerade den harten
Kern seine Vorhabens: Er glaubte, völlig richtig zu handeln,
wenn er etwas zerstörte, ehe es ihn vernichtete, und war nicht
fähig, sich auf seiten der Weiblichen eine andere Reaktion
vorzustellen als die, von der er selbst getrieben wurde.
    Töten – oder getötet werden!
    Und das alles erfaßte Dorthy in diesem einen Moment, in dem
Andrews das Gewehr hob. Der erste Schuß ließ Splitter des
schwarzen Bodens dicht vor den krallenbewehrten Füßen der
Weiblichen aufspritzen. Sie blinzelte nicht einmal, sondern
betrachtete Andrews nur in stiller Resignation. Andrews
unterdrückte seine Nervosität und feuerte den zweiten
Schuß gezielter ab. Im selben Moment vereinigten sich die
beiden Hälften in der Aura der Weiblichen.
    Das Neutrum wankte und stürzte schließlich hart zu
Boden. Die Hüter standen wie erstarrt. Dann brach auch der
Übersetzer zusammen, als seien ihm plötzlich die
Gliedmaßen durchtrennt worden. Die anderen Hüter
drängten vorwärts.
    Andrews riß Dorthy an der Schulter herum und stieß sie
vor sich her. »Laufen Sie«, rief er, »laufen Sie
schon, Sie kleiner Dummkopf«, und stellte sich selbst wieder dem
FEIND entgegen.
    Und Dorthy rannte.



Ein Stein, von ihren Füßen losgetreten, rollte
über einen unsichtbaren Absturz. Dorthy blieb stehen und
lauschte dem Echo. Sie fürchtete immer noch, einer oder mehrere
der Hüter könnten ihr durch das pflanzenbewachsene
Flußbett und um die Hänge des Beckens gefolgt sein,
erwartete aber halbwegs auch, daß Andrews mit seinem typischen
Grinsen jeden Moment an ihrer Seite auftauchte.
    Doch er war tot, so tot wie Arcady Kilczer, so tot wie die
Zwillinge und die Leute aus dem Hochlager vor der Burg. Alle tot.
    Und rings um Dorthy nur die Einöde, die Wüste, still und
unendlich unter dem Sternenhimmel. Vorsichtig ging sie weiter,
stolperte durch Schattenfelder.
    Endlich verstrahlte ihr Kompaß sein stetiges Glühen.
Sie hatte den Treffpunkt erreicht. Sie warf den Kompaß achtlos
weg. Sein schwaches Licht erlosch in der Dunkelheit.
    Dorthy setzte ihre Nachtsichtbrille auf und rieb sich über
den Nasenrücken. Ihr blieb jetzt nichts mehr anderes zu tun, als
auf Angels Ankunft zu warten. In ein paar Minuten mußte sie
eintreffen.
    Und hinterher?
    Sie würde ihre Geschichte erzählen und erklären,
was sie erfahren hatte. Gelang ihr das überzeugend genug, konnte
sie die Navy vielleicht dazu bewegen, sich von BD Zwanzig
zurückzuziehen und so den Krieg zu beenden. Zumindest aber
konnte sie erreichen, daß diese Welt nicht durch ein
Flammenmeer ›gesäubert‹ werden würde. Dessen war
sie sich sicher. Hatte die Navy erst mal begriffen, daß der
FEIND im Grunde ängstlich war, würde das Risiko der
Erschließung vor dem zu erwartenden Gewinn lächerlich
gering erscheinen. Man würde über P’thrsn eine
Blockade verhängen, bis die sich verändernden Kinder
ausgestorben waren, den Planeten aber nicht zerstören.
    Und wenn die Marodeure wirklich immer noch beim Schwarzen Loch
lebten, würden sie zu Dorthys Lebzeiten nicht mehr auftauchen.
Aus dem gesunden Rest der Bewußtseinsstruktur im Wesen des
weiblichen Neutrums wußte Dorthy, daß die Spuren, die
Phasenantriebe im Raum hinterließen, mit der gleichen
Geschwindigkeit durch den Parallelraum reisten wie die
phasengetriebenen Schiffe. Es würde also mindestens zweihundert
Jahre dauern, bis die Marodeure in der Nähe von Sol auftauchen
konnte.
    Die unendliche Weite der Galaxis beschützte sie.
    Es sei denn, Andrews behielte zum Ende doch recht, und die
Menschheit würde aufbrechen, um die Marodeure auf deren eigenem
Territorium anzugreifen…
    Nun, wie immer war die Zukunft unvorhersehbar. Aber
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