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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne
Autoren: Paul J. McAuley
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aber jetzt nicht bald verschwinden,
könnte das alles vergebens gewesen sein. Sind Sie in der Lage zu
laufen?«
    Sie konnte es, obwohl ihr, als sie aufstand, einen Augenblick lang
das Blut aus dem Kopf sackte und rote Kreise vor ihren Augen tanzten.
Sie taumelte. Andrews war sofort bei ihr und half ihr durch die
niedrige Zellenöffnung. Draußen schob sie seine
stützende Hand weg. »Was haben Sie getan?
Weshalb…?«
    »Ich denke, das ist doch ziemlich klar«, antwortete
Andrews kalt.
    Dorthy stieg über den Leichnam des Hüters hinweg und
strich sich über den Kopf. Ihre Finger waren blutverschmiert.
Andrews hatte ihr das Drahtnetz einfach vom Kopf gerissen. Sie befand
sich immer noch in den Fängen der induzierten Trance, als sei
die wirkliche Welt lediglich die Überlagerung einer tieferen
Realität, in der verbale Erklärungen optisch wahrnehmbar
werden.
    »Sie haben ihn getötet.«
    Aber Andrews gab keine Antwort. Er zupfte an ihrem Ann, zerrte
stärker, als sie sich ihm zu widersetzen versuchte. Sie sagte:
»Ich erzählte Ihnen doch, daß ich Ihrem großen
Schwarzen Mann begegnet bin, und daß er nicht gerade das ist,
was er sein sollte. Ich denke, ich kann herausfinden, warum das so
ist. Begreifen Sie denn nicht – wenn wir die Alea verstehen
lernen könnten, würde sich für uns eine
Möglichkeit eröffnen, mit ihnen zu kommunizieren. Und sie
könnten sich mit uns verständigen. Ist das nicht besser,
als sie einfach zu vernichten?«
    »Seien Sie nicht naiv. Sie können doch die Navy nicht
verändern. Diese Wesen da sind verantwortlich für den Tod
von einem Dutzend guter Männer und Frauen. Haben Sie auch daran
mal gedacht? Sie stehen unter ihrem Einfluß, und der Herrgott
weiß, was sie Ihnen über dieses Dings da, dieses Netz,
noch alles eingetrichtert haben. Sie sind zu tief eintaucht, Dorthy.
Sie können nicht mehr logisch denken.« Er packte wieder
ihren Arm und schüttelte ihn verärgert. »Kommen Sie
jetzt endlich!«
    »Es ist zu spät.« Dorthy hatte vier, fünf,
sechs Hüter ertastet, die die leicht ansteigende Passage
heraufkamen. Andrews hob sein Gewehr – und in diesem Moment
fügte sich in Dorthys Kopf alles zu einer Einheit.
    Andrews zog den Abzug durch. Im selben Augenblick hieb Dorthy mit
beiden Händen den Lauf nach oben. Der Schuß ging in das
Laubdach, ohne weiteren Schaden anzurichten. Andrews blieb nicht mal
mehr Zeit zum Fluchen, und noch weniger, um Dorthy beiseite zu
schieben, da waren die Hüter schon über ihnen, trieben sie
auseinander, rissen Andrews das Gewehr aus der Hand und stießen
ihn grob zu Boden, als er ihnen Widerstand leistete.
    In dichter Formation wurden Dorthy und Andrews durch die
Gänge getrieben. Von hinten drängten Hüter
unerbittlich nach, wenn die Menschen über die Fersen der
Hüter vor ihnen stolperten. Unterwegs versuchte Dorthy, Andrews
von der Bedeutung zu überzeugen, die ein Gespräch mit dem
weiblichen Neutrum für alle haben könnte, schilderte ihm in
groben Zügen, was sie in ihrer Trance erfahren hatte, und
berichtete ihm von der Dichtomie im Bewußtsein des Neutrums,
die die Gedanken des Wesens scheinbar in zwei entgegengesetzte
Richtungen zerrte – als wüßte es genau, daß
das, was es vorhatte, falsch war.
    »Und was hat die Weibliche vor?« Andrews’ Worte
hatten ihren ironischen Unterton verloren. Nervös betrachtete er
eine Gruppe dieser gabelschwänzigen Affen.
    »Ich weiß es nicht, denke aber, daß sie es mir
erzählen wird. Mir wurde gezeigt, wie sie diese Welt hier
umgewandelt haben, Andrews, wie sie sie in Rotation versetzten!«
Wieder fragte sie sich, was mit dem Antrieb der Arche geschehen sein
mochte. »Hat man im Orbit etwas gefunden, als die Navy hier
eintraf?«
    »Im Orbit? Nein, ich glaube nicht. Hören Sie, ich
weiß, niemand kann Ihnen Vorwürfe machen. Die Hüter
haben bei Ihnen eine Gehirnwäsche vorgenommen – wovon Sie
selbst natürlich nichts merken. Nun, das macht nichts. Was immer
dieses Neutrum auch plant, die Navy wird in… äh… in
fünfzehn Stunden, von jetzt an gerechnet, loslegen. Und das
war’s dann für sie – und für uns, sollten wir
dann noch am Leben sein.«
    »Es gibt noch eine Chance«, beharrte Dorthy, war sich
dessen aber jetzt nicht mehr so sicher. Angenommen, irgendwelche
Veränderungen wären an ihr vorgenommen worden, als sie
unter dem Drahtgeflecht lag? Und was, wenn sie ihre Fähigkeit
überschätzte, die Tiefe der Psyche des weiblichen Neutrums
auszuloten – wie beispielsweise in ihrer
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