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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne
Autoren: Paul J. McAuley
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durch die ganze Linie meiner Vorfahren
weitergegeben worden, und daher kann auch ich mich daran erinnern,
daß wir, als wir aus dem Kern flohen, riesige Strukturen
ausmachten, die das Schwarze Loch dort umkreisten, Überbleibsel
jener Technologie, die die Marodeure sich im Handstreich angeeignet
hatten. Strukturen mit Durchmessern von einem Lichtjahr und mehr. Und
wie alt sie sein mögen, wage ich nicht zu schätzen.
    Wir sind eine langsame, konservative Spezies. Vielleicht sogar
dumm, verglichen mit anderen Rassen, die sich erst kürzlich
zwischen den Sternen etabliert haben. Wir waren durch einen
kosmischen Unfall gezwungen, unsere Heimatwelt zu verlassen, auf der
wir zuvor seit Millionen von Jahren gelebt hatten. Wie viele, ist
nicht bekannt, denn die sich verwandelnden Kinder beschäftigten
sich nie mit Geschichte. Natürlich sind in Zeiten, in denen es
notwendig ist, ein paar von uns technologisch manipulierbar. Das ist
wahrscheinlich auch der Grund, warum wir so lange überlebt
haben. Die Technologie ist destabilisierend. Sehr oft nach einer
Sonneneruption kämpften die mutierenden Kinder verschiedener
Familien in mörderischen Kriegen gegeneinander, ehe sie
ausstarben, wobei jede Partei versuchte, wie die Marodeure ihr
Territorium mit Hilfe gestohlener Technologie zu
vergrößern. In all der Zeit, die wir im Kern von Stern zu
Stern reisten, und auch als wir fliehen mußten, haben wir nicht
das Prinzip des Phasenantriebs, wie ihr ihn nennt, aufschlüsseln
können. Wir erkannten nicht, daß Reisen mit
Überlichtgeschwindigkeit möglich waren, bis die Marodeure
uns den Antrieb demonstrierten – vielleicht aus Dummheit, aber
auch zu unserem Glück. Denn der Phasenantrieb
hinterläßt eine unauslöschbare Spur im
Raum/Zeit-Gefüge, die man erkennen und bis zu ihrem Ursprung
zurückverfolgen kann.«
    Dorthy wußte sofort: Hier war er, der Riß im
Bewußtsein, der Fehler. Genau hier.
    »Die Marodeure, wie Ihr sie nennt, können die Spur von
Phasenantrieben verfolgen?« fragte Andrews. »Wollt Ihr
damit sagen, daß sie von unserer Existenz wissen?«
    »Ihr habt ihnen eure Existenz signalisiert, und sie werden zu
euch kommen, aus dem Kern. Es wird seine Zeit dauern, aber sie werden
kommen.«
    Das suchende Auge. Dorthy erinnerte sich wieder der Furcht, die
sie im ersten Traum über die Heimatwelt der Alea empfunden
hatte, und sah diese Furcht jetzt auch plastisch am Schnittpunkt der
geteilten Aura, in der die verlorenen Bewußtseine
flackerten.
    »Wenn das also eine unumstößliche Tatsache
ist«, knurrte Andrews immer noch ungläubig, »wäre
es umso dringlicher, daß ihr euch mit uns
zusammentut.«
    »Nein. Als ich das erste Mal das Bewußtsein dieser Frau
kontaktierte…« – ungelenk wie eine Puppe hob der
Übersetzer einen Arm und deutete auf Dorthy –, »…
konnte ich durch sie erkennen, wie ihr seid. Was sich dann
später auch bestätigte, nachdem einem meiner Brüder
dieses Buch in die Hände fiel. Eure Leute sind alle in ihr
Inneres eingesperrt. Es gibt kein Gefühl der Zugehörigkeit,
der Loyalität…« Der Übersetzer schüttelte
den Kopf und winselte leise. Dann fuhr er fort: »Mein Diener
findet nicht die richtige Bezeichnung dafür. Diesen Ausdruck
scheint es in eurer Sprache nicht zu geben.«
    »Uchi!« rief Dorthy.
    Andrews drehte sich zu ihr um und zog die Brauen hoch. »In
der Sprache meines Volkes bedeutet das Bodenständigkeit oder
Zugehörigkeit zu dem Ort, an dem man lebt«, erklärte
Dorthy ihm und dem weiblichen Neutrum den Wortsinn. »Die
Zugehörigkeit zu einer Familie.«
    Ich kann nicht unter Fremden leben. Das war’s
also.
    »Hören Sie«, sagte Andrews. »Wir sind so
unterschiedlich nicht. Ihr habt eure Loyalität zu eurer Familie.
Meine ist allgemeinerer Natur – sie gehört meiner Spezies.
Aber auch sie hat Schwerpunkte: das Land, in dem ich geboren bin, das
Land meiner Familie. Mein Gehege, wenn Sie so wollen. Können Sie
das nicht erkennen?«
    Und tatsächlich erfaßte Dorthy ein schlecht umrissenes
Bild in seinem Bewußtsein, das Bild einer steil aufragenden
Burg mit hohen Mauern auf einer Felsklippe, gegen die ein grauer
Ozean anbrandete. Sie sah aber auch den Riß im schimmernden
Bewußtsein des weiblichen Neutrums, den Wurm im Kern.
    »Es bringt nichts, Andrews«, raunte sie. »Merken
Sie das eigentlich nicht? Sie will, daß der Krieg stattfindet.
Hätte sie nicht die Veränderung in den Kindern der
Hüter eingeleitet, gäbe es keine Feindseligkeiten. Nicht
wir, der Anstieg
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